In Gmunden werden am Donnerstagabend die Weichen im Rennen um die Nachfolge von Leo Windtner als Präsident des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB) gestellt. In einer Sitzung des Wahlausschusses beschäftigt sich dieser mit der Kandidatenfindung. Dass man sich bereits auf einen neuen Präsidenten einigen könnte, ist laut Wahlausschuss-Chef Wolfgang Bartosch nicht zu erwarten. "Das wäre eine große Überraschung", sagte der Präsident des Steirischen Fußballverbandes der APA.
Vorerst wird sondiert - interne wie externe Optionen stehen zur Diskussion. Windtner selbst spielt im Rennen um seine Nachfolge keine Rolle. Der Oberösterreicher hatte vergangene Woche angekündigt, seine Kandidatur für eine weitere Amtszeit zurückzuziehen. Der 70-Jährige führt die Geschäfte des größten Sport-Fachverbandes des Landes, dem er seit 2009 vorsteht, vorerst aber bis zur Bundeshauptversammlung am 17. Oktober in Velden weiter. Dann erfolgt die Neuwahl des Präsidiums.
Die eigentliche Entscheidung fällt allerdings bereits im Wahlausschuss, dem die Präsidenten der neun Landesverbände und Bundesliga-Aufsichtsratschef Philip Thonhauser angehören. Das Gremium unterbreitet der Hauptversammlung, bei der dieselben zehn ordentlichen Mitglieder stimmberechtigt sind, mit einfacher Mehrheit einen Wahlvorschlag. Mit möglichen Namen hielten sich die Beteiligten im Vorfeld der Unterredung in Gmunden zurück.
"Derzeit gibt es keinen Namen für einen Präsidentschafts-Kandidaten", sagte Bartosch. "Wir sind in der schwierigen Findungsphase, in der viele Gespräche geführt werden." Von der Sitzung am Traunsee erhofft sich der Direktor der Arbeiterkammer Steiermark, eine grundsätzliche Richtung und einen Terminplan festzulegen. "Es muss klar auf den Tisch gelegt werden, wer intern zur Verfügung stehen würde, und welche externen Kandidaten es realistischerweise gibt." Weitere Beratungen müssten dann zeitnah folgen.
Die Tagesordnung der Hauptversammlung ist einen Monat davor zu versenden - im Idealfall mit einem Wahlvorschlag. "Je früher, desto besser", kommentierte Bartosch die Entscheidungsfindung. Hauptziel sei es aber, eine "möglichst breit Basis der Zustimmung" zu finden.
Negativ-Beispiel sei die Situation im ÖSV vor der Wahl von Karl Schmidhofer zum Nachfolger von Langzeit-Präsident Peter Schröcksnadel im Mai bzw. Juni. "So ein Dilemma wollen wir nicht wiederholen im ÖFB", betonte Bartosch. "Wir wollen schauen, dass wir das ganz geordnet über die Bühne bringen. Ich bin sehr optimistisch, dass das gelingen wird. Es wird kein Skiverbands-Fall werden, davon gehe ich aus."
Das Präsidium zu einen scheint aber gar keine einfache Aufgabe. "Es gibt unterschiedliche Strömungen, das ist klar", sagte Bartosch. "Einstimmigkeit zeichnet sich nicht ab." Er selbst versuche die Eigeninteressen auszublenden und ausgleichend zu wirken. "Ich habe derzeit keine Favoriten und keine Präferenzen." Als sein Stellvertreter im Wahlausschuss fungiert Oberösterreichs Verbandschef Gerhard Götschhofer.
Dessen engerer Landsmann Windtner bekleidet das Ehrenamt des ÖFB-Präsidenten seit mehr als zwölf Jahren. Der damalige Chef der Energie AG Oberösterreich hatte sich Anfang 2009 nach einem ursprünglichen Patt im Wahlausschuss knapp mit 6:4 Stimmen gegen den früheren Rapid-Präsidenten Günter Kaltenbrunner durchgesetzt. Vier Jahre später wurde Windtner einstimmig wiedergewählt, 2017 verlief die Kür bereits weniger friktionsfrei. Einige Landeschefs hatten öffentlich Kritik geäußert, am Ende blieb eine Gegenstimme aus Salzburg.