Das EM-Achtelfinale des österreichischen Fußball-Nationalteams wird am Samstag definitiv in London stattfinden. Daran haben auch die Bemühungen des ÖFB nichts geändert. Der Verband hatte sich laut eigenen Angaben bei der UEFA für eine Verlegung der Partie starkgemacht, weil aufgrund der britischen Einreisebestimmungen keine Fans aus Österreich zu der Partie anreisen können. Die Europäische Fußball-Union erteilte dem Ansuchen laut ÖFB-Angaben vom Mittwoch aber eine Absage.
Dabei habe auch die zeitliche Komponente eine Rolle gespielt, hieß es in einer ÖFB-Stellungnahme. "Es ist natürlich extrem bedauerlich, dass uns die Fans zu diesem historischen Spiel nicht begleiten können", sagte ÖFB-Präsident Leo Windtner. "Eine Spielverlegung wenige Tage vor dem Match ist leider nicht realisierbar, das wurde uns von der UEFA so mitgeteilt."
Er habe auch persönlich mit UEFA-Präsident Aleksander Ceferin gesprochen, erklärte der Verbandschef. "Wir haben alle uns zur Verfügung stehenden Mittel ausgeschöpft, leider gibt es angesichts der derzeitigen Situation keine positiven Nachrichten zu vermelden. Im ÖFB haben alle Stellen nach Kräften zusammengeholfen."
Der Fußball-Bund befand sich laut eigenen Angaben neben der UEFA auch mit der Politik und den zuständigen Behörden im Austausch. Genannt wurden am Dienstag Außenministerium, Innenministerium und auch die österreichische Botschaft in London. Derzeit besteht für Einreisende aus Österreich in Großbritannien aber immer noch eine zehntägige Quarantänepflicht. Ein Freitesten ist frühestens nach fünf Tagen möglich - zu spät, um am Samstag im Wembley zu sitzen.
"Es ist natürlich extrem bitter für uns, dass keine Fans da sein dürfen", sagte ÖFB-Teamspieler Florian Grillitsch. Das gelte auch für die Italiener, die denselben Reisebedingungen unterlegen. "Meiner Meinung nach müsste man dann eine andere Lösung finden, überlegen, ob man dann den Spielort verlegt. Aber das liegt nicht in unserer Hand, deswegen werden wir uns auch nicht zu viel aufregen."
Den Wunsch nach einer Verlegung hatte zuvor bereits ÖFB-Teamchef Franco Foda deponiert. Ohne Fans aus Österreich und Italien hätte es "keinen Sinn, in London zu spielen", sagte der Deutsche in einem Interview mit der "Kleinen Zeitung" (Mittwoch-Ausgabe). "Eine Möglichkeit wäre es, den Spielort zu verlegen. Ich hoffe, dass uns so viele Fans wie möglich begleiten. Das ist mein Herzenswunsch."
Erfüllt wurde er ihm nicht. Betroffen sind vom Reiseverbot auch die Familien der Spieler - sofern sie nicht wie jene von Torhüter Daniel Bachmann auf der Insel leben. "Aber wir werden brennen, dass wir eine gute Leistung bringen, damit sie vor dem Fernseher eine Freude haben", versprach sein Kollege Marcel Sabitzer.
Für beide Verbände wären jeweils 1.750 Karten reserviert gewesen. Diese können nun nur von Personen genutzt werden, die sich seit vergangener Woche in Großbritannien aufhalten - oder dort leben. Weil die italienische Community in London und Umgebung deutlich größer ist als die österreichische, dürfte die Unterstützung für Italien größer sein. "Das macht für uns keinen Unterschied", meinte Sabitzer. Für Italiens Team ändere sich mehr, weil es bis dahin alle seine EM-Spiele mit Heimvorteil in Rom ausgetragen hätte.
Die Kapazität in Wembley beträgt beim Duell der beiden Nachbarn ein letztes Mal unter Corona-Bedingungen 22.500 Zuschauer. Für das zweite Achtelfinale, das am Dienstag England bestreitet, wird sie auf 45.000 angehoben. Bei den beiden Halbfinal-Spielen und beim Finale sollen 60.000 Besucher im größten EM-Stadion zugelassen werden. Grundsätzlich gebe es "keinen besseren Ort, um Fußball zu spielen als London und Wembley", sagte Grillitsch. "Aber der Wermutstropfen ist, dass keine Fans aus Österreich dabei sein können."