Es war ein Novum in der mittlerweile auch schon ziemlich langen Geschichte der Erklärungen des Franco Foda nach einem Länderspiel. Österreichs Fußball-Teamchef hatte erst gar nicht versucht, sich mit Ausflüchten in einen Irrgarten zu begeben, aus dem es kein Entrinnen geben konnte. Die Niederlage gegen die Niederlande hatte den Nationaltrainer sichtlich mitgenommen.
„Wir haben gegen eine Topmannschaft gespielt, die über außergewöhnliche Stürmer verfügt“, sagte Foda. Spieler, die Österreich nicht zur Verfügung stehen. Das sagte Foda nicht. Christoph Baumgartner hatte zuvor mehrmals den Begriff „Weltklasse“ gebraucht, wenn er über die Niederländer sprach. In diesem Kontext würden die Österreicher in einem Pauschalurteil der gehobenen Mittelklasse angehören. Dem Anspruch, das Duell mit einem nominellen Spitzenteam dieser Europameisterschaft auf Augenhöhe zu bestreiten, wurde seine Elf nicht gerecht. Es fehlte was. Und wer ihm zuhörte, wurde das Gefühl nicht los, er meine damit so gut wie alles.
Foda schien das zu belasten, und er hörte gar nicht mehr auf mit der Litanei über die Schwachstellen und die aufgetretenen Fälle von Fehlverhalten, als gäbe es unzählige dieser Art. Dabei erging sich der Teamchef jedoch auch in Wiederholungen, wenn er auf die „fehlende Entschlossenheit“ zu sprechen kam. Er litt spürbar unter dem Eindruck, nicht nur ein Match, sondern womöglich auch einen weiterführenden Ansatz aus den Augen verloren zu haben. Ist die Vorstellung, Österreich gehöre nicht zuletzt durch den Aufstieg in die A-Kategorie der Nations League zumindest der erweiterten europäischen Elite an, nach dieser intensiven Erfahrung nicht mehr als eine Illusion?
"Schmerzen" bei Foda
Es tat fast weh, wenn der Trainer wie ein angeschlagener Boxer gleich mehrmals von den „Schmerzen“ erzählte, die der Gegner seiner Mannschaft bereitet hätte. Auch das „Glück“, das die Österreicher in einigen kniffligen Situationen benötigten, fand im Wortschatz ungewöhnlich reichhaltig seinen Niederschlag. Aber er fand zwischendurch auch eine Präzision in der Darstellung des Geschehenen, die das Team zuvor vermissen hatte lassen.
Nun ist sich Foda aber bewusst, dass noch ein Gruppenspiel zu bestreiten ist. Die Ukraine ist nicht die Niederlande, und außerdem wird Marko Arnautovic mit von der Partie sein. „Wir haben es noch in der eigenen Hand, uns für das Achtelfinale zu qualifizieren“, machte er deutlich, dass Österreich nur von sich selbst abhängig ist. Der Teamtrainer ist also gefordert, seinen Spielern bis Montag jenes Maß an Selbstvertrauen zurückzugeben, das in dem Match gegen die Niederlande abhandengekommen ist. Und beim Training am Freitagnachmittag wirkte Foda schon wieder entspannter und zuversichtlicher.
Mit diesem letzten Gruppenspiel steht nicht nur die österreichische Nationalmannschaft, sondern auch der Teamchef vor einer gewaltigen Herausforderung und Bewährungsprobe. Er wird sich dabei nicht selbst untreu werden, aber Foda hat schon im ersten Spiel gezeigt, dass er mit taktischen Maßnahmen überraschen kann. Vielleicht gelingt es ihm, auch über seinen eigenen Schatten zu springen.
Bei einem Remis würde Österreich ziemlich sicher zum Kreis der vier besten Gruppendritten gehören. Gedanken, damit im Achtelfinale dem Sieger der Gruppe A, nämlich Italien, auszuweichen, gehören jedoch zur verbotenen Zone. Auch in dieser Hinsicht wird der Einsatz von Franco Foda gefragt sein. Denn das Ziel wurde nicht aus den Augen verloren.