Viele meinen, dass Franco Foda mit seiner Aufstellung gegen Nordmazedonien ein großes Risiko eingegangen sei. Ich behaupte, dass das Risiko ungleich größer gewesen wäre, mit derselben Ausrichtung und Aufstellung wie zuletzt zu spielen, denn da hat kaum etwas funktioniert.
Für mich war für den „Pflichtsieg“, den ersten EM-Erfolg, zum einen die Positionierung von David Alaba ausschlaggebend. Er gehört meiner Ansicht nach definitiv in die Abwehrformation und nicht ins Mittelfeld; schon gar nicht ins offensive. Es war ersichtlich, dass er dem Team am meisten hilft, wenn er das Spiel vor sich hat. Ob das als Innenverteidiger in einer Dreier-, oder als linker Außenverteidiger in einer Viererkette der Fall ist, spielt die kleinere Rolle.
Zum anderen war es für mich die mit dieser Änderung verbundene Systemumstellung. Österreich verfügt über mehrere starke Innenverteidiger – da bietet sich dieses System der Dreierkette geradezu an, das noch dazu der Defensive mehr Stabilität verleiht. Und doch finde ich, dass man diese Variante durchaus öfter hätte testen sollen. Denn für meinen Geschmack standen die beiden Außenverteidiger Andreas Ulmer und Stefan Lainer oft zu tief. Dadurch hatten ihre Gegenspieler oft zu viel Zeit und auch zu viel Raum, was speziell Alioski ausnützte. In der Offensive hat Marko Arnautovic mit seiner individuellen Klasse und seiner Fähigkeit, für Überraschungsmomente zu sorgen, einmal mehr bewiesen, dass er in dieser Mannschaft nicht zu ersetzen ist. Ich hoffe, dass er bald über die nötige Fitness verfügt, um von Beginn an zu stürmen. Denn weder Christoph Baumgartner, der eben kein Stürmer ist, noch Sasa Kalajdzic konnten sich gegen den tief stehenden Gegner durchsetzen.
So groß die Freude über den gelungen Start aber auch ist: Es sind drei Punkte, nicht mehr und nicht weniger und kein Grund für Euphorie. Es muss allen klar sein, dass die Leistung noch besser werden muss. Und da müssen wir gar nicht über die Fehlerkette vor dem Ausgleich sprechen, der so einfach nicht passieren darf. Der Job von Franco Foda ist es jetzt, die Spieler schnell zu erden, den Fokus auf das nächste Spiel zu legen. Er muss die Fehler klar ansprechen, noch mehr Konzentration einfordern. Der größte Fehler nämlich wäre es zu glauben, dass alles perfekt war – das Gegenteil ist der Fall. Aufmerksamkeitsmängel in der Defensive, Fehlpässe im Spielaufbau und das taktische Verhalten der Fünferkette – es gibt genug Baustellen. Und klar ist: Die nächsten Aufgaben werden mit Sicherheit nicht leichter.