Auf dem Platz beherrschten, zwar von etlichen schöpferischen Pausen durchsetzt, die Österreicher das Geschehen. Sie gaben weitgehend die Richtung vor und bestimmten beim 3:1-Erfolg die spielerische Linie der Auftaktpartie dieser Europameisterschaft gegen Nordmazedonien. Auf den Rängen der großzügig angelegten Arena Nationala jedoch sorgten die nordmazedonischen Fans für eine schon rein zahlenmäßig eklatante Überlegenheit, die sie mithilfe der Akustik gnadenlos vervielfachten.
Jeder Ballkontakt der ÖFB-Nationalkicker wurde mit einem Pfeifkonzert untermalt, während die rot-weiß-roten Anhänger bei ihren Bemühungen um stimmungsbezogenen Gleichstand auf verlorenem Posten standen. Obwohl nur ein Viertel der 54.000 Plätze besetzt war, vermittelten die Zuschauer die Atmosphäre einer ausverkauften Arena. Zudem sorgten die bunt bemalten (viele in Gelb-Rot gehalten) Sitze beim flüchtigen Hinschauen für den irritierenden Eindruck eines prall gefüllten Stadions.
Die Nordmazedonier hatten Tausende neutrale Karten erworben, etliche Tickets waren auf nicht gerade den strengen Richtlinien der UEFA entsprechendem Weg bei den Menschen angekommen. Da konnten die Österreicher nicht mithalten. Viele Fans waren mit dem PKW angereist, Skopje ist rund 600 Kilometer von Bukarest entfernt. Zudem gehören die slawischen Mazedonier zu den nicht weniger als 18 anerkannten Minderheiten in Rumänien. Viele nützten die Gelegenheit, ihre Nationalkicker zu unterstützen.
Vorteil für die Ukraine-Fans
Die österreichische Mannschaft war somit gezwungen, sich den Regeln eines Auswärtsspiels zu unterwerfen und ließ sich durch die Misstöne von den Tribünen nicht über Gebühr aus dem Takt bringen. Sie machte sich also schon vertraut mit den Umweltbedingungen, die sie auch für den Rest der Gruppenphase begleiten werden. Am Donnerstag werden beim Gastspiel in Amsterdam gegen die Niederlande 2000 Österreicher rund 14.000 Oranjes gegenüberstehen. Darauf können sich die Burschen von Franco Foda jetzt schon einstimmen.
Und auch beim letzten Gruppenspiel am 21. Juni, neuerlich in Bukarest gegen die Ukraine, wird Österreich vom Heimvorteil verschont bleiben. Die Mannschaft von Andrej Schewtschenko hat durch die Entscheidung, das Basislager in Bukarest einzurichten, bei den Rumänen viele Sympathiepunkte erworben. Zudem stellen die Ukrainer mit rund 60.000 Angehörigen die drittgrößte Minderheit im Land. Geografisch spricht ebenfalls alles für eine gegnerische Dominanz im weiten Rund. Rumänien und die Ukraine sind durch eine 600 Kilometer lange Grenze miteinander verbunden.
Der ÖFB wurde von dieser Entwicklung, zumindest im ersten Spiel, durchaus überrascht. Im Vorfeld hatte die Ansicht geherrscht, die Nordmazedonier würden ihr Kartenkontingent gar nicht ausschöpfen. „Hauptsache, wir sind am Ende die Lautesten“, nimmt es ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer gelassen.