Es ist eigentlich nur eine rhetorische Frage, wenn man nach den beiden größten Stars im österreichischen Fußballnationalteam fragt. Die Antwort ist klar: David Alaba und Marko Arnautovic. Der eine wechselte erst kürzlich vom FC Bayern zu Real Madrid, der andere, mittlerweile China-Legionär, galt lange Zeit als „neuer Ibrahimovic“. Vor dem EM-Auftakt am Sonntag (18 Uhr) in Bukarest gegen Nordmazedonien steht das Duo im Fokus. Der Druck ist nicht so groß wie 2016, die Erwartungshaltung gedämpfter. „Ja, es ist sicher angenehmer, wenn der Druck nicht so groß und die Erwartungen nicht so hoch sind. Aber damit beschäftigen wir uns nicht. Wir haben einen Kader mit riesigem Potenzial, das müssen wir jetzt auf den Platz bringen“, sagt Alaba.
Die Lehren aus der vergangenen Europameisterschaft in Frankreich, die ja bereits nach der Gruppenphase endete, wurden gezogen. „Wir Spieler, die damals dabei waren, müssen mit den anderen reden. Die EM ist eine der größten Bühnen. Man muss dort alles geben“, betont Arnautovic. Und verspricht: „Es ist nicht so, dass wir einfach nur dabei sind. Wir wollen so weit wie möglich kommen. Das geht nur, wenn wir eine Mannschaft sind.“ Spätestens seit dem Slowakei-Testspiel gilt der zweifache Familienvater als Hoffnungsträger der ÖFB-Auswahl bei der Endrunde. Aber steht und fällt die Nationalmannschaft wirklich mit Marko Arnautovic? „Nein. Es ist nicht nur alles Marko Arnautovic. Ohne das Team, ohne meine Mitspieler funktioniert Marko Arnautovic auch nicht“, sagt der 32-Jährige.
Mit einem Einsatz in der Startformation wäre Arnautovic einverstanden. „Ich bin bereit. Ich werde 110 Prozent geben, um der Mannschaft zu helfen“, sagt der Wiener. „Ich will mit Toren und Assists helfen. Aber im Fußball kann man nie etwas versprechen. Außer, 110 Prozent zu geben.“ Denn nur, wenn die Österreicher ihr Leistungsmaximum abrufen, kann ein Fehlstart wie 2016 abgewendet werden. In der ersten Minute war Alaba damals an der Stange gescheitert, am Ende unterlag Österreich Ungarn mit 0:2. Alaba: „Was passiert wäre, wenn der Ball drin gewesen wäre? Ich weiß es nicht. Das ist Vergangenheit. Ich bin an der Euro 2016 gewachsen, das hat mich geprägt.“
Unterschätzen, und da bläst Alaba ins selbe Horn wie Arnautovic, dürfe man EM-Neuling Nordmazedonien auf keinen Fall. Der Sieg in der WM-Qualifikation im März in Deutschland sollte Warnschuss genug gewesen sein. Alaba: „Da hat man gesehen, wozu sie fähig sind. Sie haben ihre Stärken im Umschaltspiel von Defensive auf Offensive.“ In der eigenen Defensive will ein Gros der österreichischen Fußballfans Alaba sehen, am liebsten als Linksverteidiger. „Ich bin ein flexibler Spieler und werde alles geben, egal, wo ich spiele“, sagt er.
Respekt vor Pandev und von Dimitrievski
Großen Respekt vor dem Auftaktgegner hat Marko Arnautovic übrigens nicht nur wegen „meinem Freund Goran Pandev. Viele schreiben ihn aufgrund seines Alters schon ab. Aber man sieht, was er noch drauf hat“. Vor knapp zehn Jahren spielten Arnautovic und der mittlerweile 37-jährige Pandev bei Inter Mailand zusammen und holten das Triple, wobei der Nordmazedonier regelmäßig und der Österreicher nur selten spielte. „Jeder, der bei de EM ist, hat es sich verdient und kann sehr gut Fußball spielen.“
Genau deshalb traut der nordmazedonische Schlussmann Stole Dimitrievski seiner Mannschaft auch eine Überraschung zu. Wenngleich er sagt: „Die Österreicher haben viele Topspieler, vor allem Marko Arnautovic und David Alaba. Wir müssen sie im Zaum halten.“ Im Rahmen der EM-Qualifikation feierte die rot-weiß-rote Auswahl gegen die Nordmazedonier zwei Siege. Auswärts ein 4:1, zu Hause ein 1:2. Alaba traf im Heimspiel, Arnautovic auswärts – und das gleich doppelt. „Ob das ein gutes Omen ist, werden wir erst sehen. In erster Linie will ich der Mannschaft mit meinen Leistungen helfen. Wir wollen aufsteigen“, sagt Alaba. „Die Stimmung in der Mannschaft ist sehr gut, wir sind bereit. Alle sind fit“, sagt Arnautovic. „Wir dürfen nicht so viel auf den Gegner schauen, sondern auf uns, und dass wir unser Spiel durchziehen.“
Damit soll bei der dritten EM-Teilnahme endlich der erste österreichische Sieg gelingen. Nur dann kann das Ziel der Österreicher, nämlich der Einzug in die K.o.-Phase, (wohl) erreicht werden. Alaba: „Das Turnier hat einen hohen Stellenwert. Für mich, für die Mannschaft und für das ganze Land.“