Nur noch ein Mal schlafen, dann hat das 366-tägige Warten ein Ende. Die ursprünglich für 10. Juni 2020 angesetzte Eröffnungspartie der EM-Endrunde wird am Freitag um 21 Uhr in Rom angepfiffen, wenn Italien auf die Türkei trifft. Erst am Sonntag bestreitet die österreichische Fußball-Nationalmannschaft ihr Auftaktspiel in Gruppe C. In Bukarest steht der Mannschaft von Teamchef Franco Foda Nordmazedonien gegenüber.
Für acht Spieler des ÖFB-Teams wird damit eine gewisse Leidenszeit vorbei sein. David Alaba, Marko Arnautovic, Stefan Ilsanker, Marcel Sabitzer, Alessandro Schöpf, Martin Hinteregger, Aleksandar Dragovic und Julian Baumgartlinger können es nämlich kaum erwarten, dass es endlich losgeht. Diese acht Akteure waren auch schon 2016 bei der EM in Frankreich dabei, die für Österreich mit einer großen Enttäuschung endete. Nach einem 0:2 gegen Ungarn und dem torlosen Remis gegen Portugal kam es am 22. Juni 2016 in Paris mit dem 1:2 gegen Island zum K. o. nach der Vorrunde.
Exakt 1817 Tage später wollen die Routiniers, die alle gegen Island zum Einsatz kamen, diesen Tiefschlag mit einem positiven Erlebnis vergessen machen. „Unser Ausgangsziel muss das Überstehen der Gruppenphase sein. Sonst bräuchten wir am Sonntag gar nicht nach Bukarest fahren“, sagt Kapitän Baumgartlinger. „Wir werden Fehler, die uns 2016 passiert sind, definitiv nicht noch einmal machen.“ Vor allem der vor fünf Jahren unter Teamchef Marcel Koller sogar ohne Corona aufgetretene Lagerkoller dürfte kein Thema sein. „Die Stimmung ist sehr gut, es kommt mir kurzweiliger vor als 2016.“ Dafür sorgten auch mehrere Teambuilding-Maßnahmen in Bad Tatzmannsdorf und Seefeld.
Dank der Erfahrung von 2016 liegt der volle Fokus auf der Auftaktpartie. „Es gibt nur drei Gruppenspiele. Wenn man das Erste verhaut, wird es ganz schwierig“, sagt Hinteregger, der an die vergangene EM noch sehr gute Erinnerungen hat. „Da haben wir unser blaues Wunder erlebt. Wir waren schon gefühlt im Achtelfinale, bevor wir das erste Spiel absolviert haben. Da haben damals einige die Situation zu leicht genommen.“
Auch der mit 90 Länderspielen Rekordhalter des aktuellen Kaders, Aleksandar Dragovic, bläst ins selbe Horn. „Wir dürfen uns nicht den Druck machen wie damals. 2016 haben ja viele nach der Qualifikation gedacht, dass wir Europameister werden. Wir müssen Ruhe bewahren und dürfen nicht wieder zu große Töne spucken. Wir haben geglaubt, dass wir schon die Könige sind. Das ist jetzt anders“, sagt der Innenverteidiger, der an alle Mitspieler appelliert: „Jeder muss 100 Prozent abrufen und über sich hinauswachsen, dann können wir gegen jeden gewinnen. Wenn das nicht der Fall ist, werden uns die Grenzen aufgezeigt. Es muss allen klar sein, dass wir eine Einheit sein müssen. Das Wappen auf der Brust ist wichtiger als der Name hinten.“