"Der was tut, dem geht’s gut!"Mike Steverding erklärt die Vorzüge von Bewegung und Sport in einfachen Worten. Seit 2002 bringt der Deutsche im ÖFB seine Expertise ein. „Als Physiotherapeut ist es meine Aufgabe, dass Spieler akute Verletzungen schnell hinter sich lassen oder trotz körperlicher Altlasten, die sie mitgebracht haben, schnell wieder in die Spur finden“, sagt Steverding, der eine Reha-Praxis im deutschen Herxheim betreibt.
Zu seinen Klienten gehören neben Leichtathleten, Basketballern oder Radfahrern auch Fußballer. Steverding hat sich das Renommee erarbeitet, Sportler mit intensiven, aber ausgeklügelten Therapiemaßnahmen nicht nur zu alter Stärke, sondern auch in eine zuvor unbekannte Topverfassung zu bringen. „Ich habe früher selbst Handball gespielt. Das ist nicht so mimosenhaft wie Fußball, wo blaue Flecken schon ein Drama darstellen. Damit würde sich beim Handball keiner zu mir trauen“, sagt Steverding lächelnd und erklärt seinen Zugang: „Das Wichtigste ist die Vertrauensbasis. Nur wenn man einander voll vertraut, wird der Stress abgebaut, der die Wundheilung blockiert.“
Wer in seinem Reha-Zentrum erstmals zu Gast ist, ist möglicherweise verwundert: „Ich mache allen klar, dass sie nur dann ihr Ziel erreichen, wenn sie am Tag acht Stunden arbeiten. Da machen viele große Augen“, sagt Steverding, der im Fußball aber große Verbesserungen ortet. „Früher habe ich oft gehört, was ich mit meinen sch... Übungen will. Da war es schwierig, Spieler zu einem sinnvollen Aufwärmen zu animieren. Heute kennen das alle von ihren Klubs, machen es gerne. Weil sie sehen, dass ein speziell abgestimmtes Programm einem Spieler wirklich viel bringt – vor allem, was Verletzungsprävention anbelangt.“
Dem topfitten 57-Jährigen ist es zu verdanken, dass einige Teamspieler überhaupt von der heurigen EM-Teilnahme träumen dürfen. Bei Christoph Baumgartner sorgte eine Sprunggelenkverletzung für ein großes Fragezeichen im Hinblick auf die EM. „Ich habe es der Arbeit mit Mike zu verdanken, dass ich sofort ins erste Training einsteigen konnte und fit bin“, sagt der 21-Jährige nun. Konrad Laimer machte ein Knochenödem zu schaffen, das sich nicht in den Griff kriegen ließ. Der Tipp von Stefan Lainer, der wie Julian Baumgartlinger auf den Deutschen schwört, zu Steverding zu gehen, resultierte im Comeback vor der EM. „Leider wurde zuvor nur versucht, dort anzupacken, wo das Problem aufgetreten ist. Man muss aber den Brandherd finden, um das gesamte Feuer löschen zu können“, sagt Steverding, der im Nationalteam darauf achtet, dass das „System“ aller Spieler ausbalanciert ist. Um das möglich zu machen, ist er mit seinen Fingern immer sehr tief im Gewebe unterwegs. Das mag sehr schmerzhaft sein – der Erfolg gibt ihm aber recht.