Lange wurde gerätselt, jetzt steht der ÖFB-Kader für die Fußball-Europameisterschaft im Sommer fest. Teamchef Franco Foda hat in seinem vorläufigen Kader für die Fußball-EM mit zwei Überraschungen aufgewartet. Der Deutsche nominierte am Mittwoch in Bad Tatzmannsdorf Mainz-Defensivmann Phillipp Mwene und LASK-Flügelspieler Husein Balic in sein vorerst 30-köpfiges Aufgebot. Nennfrist für den endgültigen 26-Mann-Kader für das Turnier (11. Juni bis 11. Juli) ist der 1. Juni.
Foda wird laut eigenen Angaben aber schon vor dem Treffpunkt der Mannschaft am 27. Mai in Bad Tatzmannsdorf vier Akteure aus seinem Aufgebot streichen. "Wir wollen ruhig und fokussiert trainieren. Da ist es mir wichtig, dass alle, die da sind, hundertprozentig wissen, dass sie bei der EM dabei sind", sagte der 55-Jährige.
Daher muss Foda schon bis zum Beginn der nächsten Woche Bescheid wissen, ob Marko Arnautovic, Julian Baumgartlinger und Christoph Baumgartner rechtzeitig für die EURO voll einsatzbereit werden. Diesbezüglich zeigte sich der Teamchef optimistisch. "Alle drei befinden sich auf dem Weg der Besserung. Ich gehe davon aus, dass alle Spieler topfit sein werden."
Baumgartner laboriert an einer Sprunggelenksverletzung, Baumgartlinger stieg nach seiner im Jänner erlittenen Kreuzbandverletzung erst kürzlich wieder ins Mannschaftstraining ein und Arnautovic macht derzeit noch eine Muskelblessur im Oberschenkel zu schaffen. Foda betonte, er wolle nur hundertprozentig fitte Kicker mit zur EURO nehmen.
Andererseits machte der Nationaltrainer auch deutlich, dass es für gewisse Spieler eine Art Sonderstellung gibt - so etwa für Kapitän Baumgartlinger. "Er ist ein absolut verdienter Spieler, wichtig für die Mannschaft und das nähere Umfeld. Seit ich dabei bin, ist er extrem wichtig für das Gesamtgefüge", meinte der seit November 2017 amtierende Foda.
Der Coach befindet sich mit den drei angeschlagenen Spieler ebenso in ständigem Austausch wie mit Louis Schaub, der nach Muskelproblemen wieder voll im Trainingsbetrieb steht, und mit Konrad Laimer, der vor wenigen Tagen nach monatelangem Ausfall sein Comeback gab. "Klar hat er längere Zeit nicht über 90 Minuten gespielt, aber er bewegt sich in die richtige Richtung", sagte Foda über den Leipzig-Legionär.
Bei den Torhütern setzt der frühere Sturm-Graz-Meistermacher wie zuletzt zum Auftakt der WM-Qualifikation im März auf Alexander Schlager, Pavao Pervan, Heinz Lindner und Daniel Bachmann. Wer bei der Endrunde als Stammgoalie fungieren wird, ist nach wie vor offen. "Bei den Torleuten haben wir noch Zeit. Wir werden kurz vor der EM die Nummer eins bekanntgeben."
Sturm-Graz-Keeper Jörg Siebenhandl und Salzburgs Cican Stankovic sind keine Kandidaten, beide stehen nur auf der Abrufliste - ebenso wie die zuletzt einberufenen LASK-Akteure Gernot Trauner und Reinhold Ranftl sowie die Rapidler Yusuf Demir und Ercan Kara. Selbiges gilt auch für Kölns Florian Kainz oder Belgien-Legionär Raphael Holzhauser. Mittelfeldmann Peter Zulj (Göztepe Izmir) findet sich nicht einmal dort.
Dafür darf der bisher noch nie für das A-Team nominierte Mwene auf einen EM-Start hoffen. "Er hat im Frühjahr auf sich aufmerksam gemacht, kann auf beiden Seiten spielen, hat sich extrem entwickelt. Ein sehr dynamischer Spieler, der vor allem in der Vorwärtsbewegung immer wieder Akzente setzt", beschrieb Foda den Außenspieler, den er seit zwei Jahren beobachtet. "Er spielt voller Selbstvertrauen, hat ein gutes Tempo und schlägt gute Flanken - ein Spieler, der sehr interessant ist."
Ähnliches gilt für Balic, der im vergangenen November beim Testspielsieg in Luxemburg debütierte. "Er bringt Speed und Tempo mit", sagte Foda über den LASK-Profi. Ob Balic und Mwene ihre Qualitäten im ÖFB-Training überhaupt zeigen können, ist allerdings fraglich, weil der Kader noch vor der ersten Einheit in Bad Tatzmannsdorf reduziert wird.
Wer auch immer im Südburgenland dabei sein wird, kann sich darauf einstellen, dass auch noch einmal der verkorkste WM-Quali-Start vom März Thema sein wird. "Wir müssen wieder schneller nach vorne spielen, dynamischer und zielstrebiger Richtung gegnerisches Tor kommen. Das Umschalten und Pressingverhalten war nicht so gut wie in den Lehrgängen zuvor, da gibt es einiges aufzuarbeiten", kündigte Foda an.
Gelegenheit für Verbesserungen gibt es in den Testspielen am 2. Juni in Middlesbrough gegen England und am 6. Juni in Wien gegen die Slowakei. "Das alles Entscheidende ist aber, dass wir gegen Nordmazedonien unsere optimale Leistung abrufen. Da müssen wir hungrig, gierig sein", forderte der Teamchef. Gegen Goran Pandev und Co. steigt die ÖFB-Auswahl am 13. Juni in Bukarest in die EM ein. In den weiteren Gruppenpartien geht es am 17. Juni in Amsterdam gegen die Niederlande und am 21. Juni in Bukarest gegen die Ukraine.