ÖFB-Präsident Leo Windtner will keine Teamchefdiskussion, aber diese ist längst in Gang gekommen. Einige Entscheidungen von Franco Foda in diesem mit dem ernüchternden 0:4 gegen Dänemark zu Ende gegangenen Lehrgang der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft sind zu hinterfragen bzw. kritisch unter die Lupe zu nehmen.

Nach der ersten Kader-Reduktion standen noch vier Torhüter zur Auswahl, doch der Teamchef beschränkte sich auf Alexander Schlager. Dieser stand schon im ersten Match gegen Schottland neben der Spur, aber Foda setzte weiter auf den LASK-Schlussmann, der auch gegen Färöer unsicher wirkte und gegen die Dänen auf verlorenem Posten stand. Jetzt ist Fußball-Österreich um die Erkenntnis reicher, dass Schlager für das Nationalteam kein Thema mehr sein sollte, aber weiß das auch Foda? Alternativen wie Daniel Bachmann hätten sich eine Chance verdient, nun aber ist die Torhüterdiskussion neu eröffnet, doch vor der Euro stehen den Testpersonen nur noch zwei Spiele (England, Slowakei) zur Verfügung.

Keine Schonung

Der Entschluss, den Großteil der Mannschaft in allen drei Partien aufzubieten, stellte sich als Fehleinschätzung heraus. Dänemarks Teamchef Kasper Hjulmand meinte nach dem Triumph seiner Mannschaft, mit einem Einbruch der Österreicher gerechnet zu haben und versetzte seinem Kollegen Foda damit indirekt einen Nackenschlag. "In unserem Team waren alle frisch, wir haben sämtliche 23 Spieler eingesetzt. Die Österreicher haben wesentlich mehr Energie verbraucht, ich habe erwartet, dass sie in der zweiten Hälfte nachlassen werden." Also verschärften die Dänen nach der Pause das Tempo, dem Österreich nicht mehr folgen konnte. Die Foda zur Verfügung gestandene Einser-Elf hätte wohl mehr Schonung benötigt.

Dem Teamchef gelingt es auch nicht, aus einigen Spielern zumindest das herauszuholen, was sie im Klub zu leisten imstande sind. Die seit vielen Jahren diskutierte Rolle von David Alaba ist hier ein Knackpunkt. Bei den Bayern hat sich der 28-Jährige nun in der Innenverteidigung auf Weltklasseniveau bewegt, auf dieser Position wäre er auch im Nationalteam bestens aufgehoben gewesen. Marcel Sabitzer kommt bei Österreich nicht annähernd an seine Darbietungen bei Leipzig heran.

Verständnislosigkeit

Etwas rätselhaft wirken auch die Reaktionen des Teamchefs auf Fragen nach der Konkurrenzfähigkeit der Nationalmannschaft. Österreich war vor der Partie gegen Dänemark schon geraume Zeit mehr nicht mit einem Topgegner konfrontiert gewesen. Der Hinweis, ob das Team einem solchen Kontrahenten möglicherweise nicht wirklich gewachsen sei, wurde von Foda mit Verständnislosigkeit quittiert. Er hätte den Einwand ja auch entkräften können.

Foda wird sich jedenfalls einiges überlegen müssen, auch im Zusammenhang mit der von Vorsicht getragenen Spielidee, die bisweilen der nötigen Leidenschaft zuwiderläuft. Gespräche mit der ÖFB-Führung werden in den kommenden Wochen an Intensität zunehmen.

ÖFB wählt im Herbst

Dass im ÖFB-Präsidium nach dem Debakel gegen Dänemark Unruhe entsteht, ist freilich schon angesichts der Historie und des Wesens dieses Gremiums praktisch vorprogrammiert. Im Oktober wird der Präsident gewählt und der amtierende Leo Windtner ist bisher der einzige Kandidat. Er könnte in der Teamchef-Frage aber schon vorher wie schon 2017 bei der Ablöse des Duos Willi Ruttensteiner/Marcel Koller unter Druck geraten. Dass dies vor der Europameisterschaft geschieht, ist jedoch eher unwahrscheinlich.