Das WM-Qualifikationsspiel zwischen Österreich und den Färöern wird für Luka Pavlovic mit Sicherheit eine emotionale Angelegenheit. Der 29-Jährige lebte jahrelang auf den Färöer-Inseln. „Mein Vater war Profifußballer bei Roter Stern Belgrad in Serbien. Zum Abschluss seiner Karriere hat er ein gutes Angebot von den Färöern bekommen“, sagt der heutige Nachwuchstrainer der U11 und U12 des SK Sturm.
Vater Zoran Pavlovic nahm seine Familie mit auf die Inselgruppe und wurde dort für vier Jahre sesshaft. „Ich habe dann im Nachwuchs bei TB Tvöroyri mit dem Fußball angefangen“, erzählt Luka Pavlovic, „das war der Verein, bei dem mein Vater gespielt hat.“ Die Familie kehrte 1998 nach Serbien zurück. Luka und sein jüngerer Bruder Deni kickten schon bald in der Jugend von Roter Stern Belgrad. Nachdem es Luka 2017 als Jugendtrainer nach Österreich gezogen hatte, kehrte sein Bruder Deni 2018 auf die Färöer zurück.
Seither spielt der Verteidiger für Klaksvik, jenen Verein, den der GAK 1999 in der UEFA-Cup-Qualifikation ausschaltete. „Der Hauptberuf auf den Färöern ist die Fischerei, viele Spieler sind nur nebenberuflich Fußballer“, erklärt Luka Pavlovic die Bedeutung des Sports auf der weit entfernten Inselgruppe: „Meinen Bruder habe ich schon zwei Jahre nicht mehr gesehen. Der Fußball verlangt leider, dass du etwas opferst.“
Via Handy sind die beiden aber ständig in Kontakt. „Wir tauschen uns über alle Spiele aus.“ Vater Zoran ist mittlerweile wieder in Serbien zu Hause. „2019 war er als Trainer nochmals bei Tvöroyri auf den Färöern. Jetzt ist er in Serbien und ich sehe ihn nur, wenn ich für Ausbildungen hinfahre.“ Das könnte in Zukunft seltener der Fall sein: Vor wenigen Wochen schloss Luka Pavlovic seine Elite-Junioren-Lizenz ab.
Für das heutige Länderspiel hat der Kenner des österreichischen und des färöischen Fußballs eine konkrete Vorstellung: „Österreich hat einen klaren Vorteil, aber der Fußball hat sich auf den Färöern entwickelt. Zuletzt habe ich gesehen, dass sie sogar mit ihrem Achter und den Innenverteidigern hoch attackieren. Die Färöer sind nun sozusagen der Anführer der ,Kleinen‘.“
Und das lässt sich leicht anhand der FIFA-Weltrangliste belegen: Die Nummer 107 aller Nationen der Welt hat mittlerweile sogar zwölf der 55 europäischen Länder hinter sich gelassen – darunter auch Kosovo und Lettland.
Marcel Yildiz