Vor fünf Jahren, da hat es sich ziemlich gezogen, das Leben des Sasa Kalajdzic, in die Länge nämlich. "Mit 17, 18 gab es noch einmal einen ordentlichen Wachstumsschub", erzählt der nunmehrige Zweimeter-Stürmer. Doch nicht nur durch die Körpergröße ragte der 23-Jährige beim 2:2 der österreichischen Nationalmannschaft heraus, sondern auch der zwei Treffer wegen, für die der Fußballer des VfB Stuttgart in seinem ersten vollwertigen Länderspiel verantwortlich zeichnete.

Vor fünf Jahren war der Sohn bosnischer Serben im 22. Wiener Gemeindebezirk so mit seinem Auf- und Fortkommen beschäftigt, dass er nicht einmal ansatzweise einen Gedanken an Hochtrabendes verschwenden konnte. "Das war gefühlt unmöglich", antwortet die ÖFB-Entdeckung vom Glasgower Hampden Park auf die Frage, ob er sich in der Jugendzeit überhaupt hätte vorstellen können, einmal für das österreichische Nationalteam auflaufen zu dürfen. "Das war undenkbar. Wenn mir das einer gesagt hätte, ich hätte ihm nie geglaubt."

Den Glauben an sich, den hat Kalajdzic freilich nie verloren, trotz zahlreicher Rückschläge, vor allem in Form von Verletzungen. "Immer wenn es gerade gut gelaufen ist, ist wieder etwas dazwischen gekommen", meint der Ex-Admiraner aus der Donaustadt, der sich aber nicht lange aufhielt mit den erzwungenen Zwischenstopps in der Karriere, sondern genau hineinhorchte. "Ich habe dem Körper immer sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt." Mit der Größe habe er es "nicht immer leicht" gehabt. Die Verletzungen könnten ja auch eine Folge des rasanten Wachstums gewesen sein, vermutet er. "Aber der Körper ist dein Kapital, er zahlt dir das zurück."

Serientorschütze

Dass der vor der Niederlage gegen den FC Bayern in sieben deutschen Bundesliga-Runden in Folge als Torschütze erfolgreiche Wiener so schnell im Nationalteam Fuß gefasst hat, führt er auf die unmittelbare Umgebung zurück. "Ich habe ja nicht genau gewusst, was mich erwartet, es ist vom Kopf her etwas anderes, aber da spielen alle auf so einem Topniveau, sie machen es da einem sehr leicht", leitet er das Lob direkt an seine Mitspieler in Fodas Mannschaft weiter.

Ob für ihn auch die serbische Nationalmannschaft infrage hätte kommen können? "Sagen wir so, es war nie kein Thema", erklärt Kalajdzic. Gleiches gelte eben auch für das österreichische Team. Mit dieser Thematik habe er sich selbst aber nie belastet, das sei in erster Linie von den Medien gekommen. Er sei "stolz", beiden Wurzeln entwachsen zu sein, der serbischen und der österreichischen.

Franco Foda musste froh sein, an diesem verzwickten Fußballabend auch uneingeschränktes Lob aussprechen zu können. "Sasa hat sich extrem entwickelt, er ist jetzt auch vor dem Tor sehr abgezockt, steht dort, wo ein Stürmer stehen muss", erklärte der Teamchef. Die zwei Tore seien "nicht von ungefähr gekommen." Eine Variante mit Marko Arnautovic und Sasa Kalajdzic ist für Foda übrigens durchaus "vorstellbar", bei der Euro könnte es soweit sein. Einstweilen freut sich der Doppeltorschütze über die Gegenwart. "Ich bin einfach nur happy, der Sasa zu sein."