Der Teamchef bestach auf dem Platz durch lautstarke Wortmeldungen und nach dem 2:2 gegen Schottland durch noble Zurückhaltung. Franco Foda sah im Punkteverlust zum durchwachsenen Start in die Fußball-WM-Qualifikation keine Veranlassung, mit seinen Spielern allzu hart ins Gericht zu gehen. Nicht einmal die auffälligsten Unzulänglichkeiten entlockten dem 54-Jährigen eine heftigere personalisierte Kritik. Selbst Alexander Schlager kam in Relation zu dessen schwerwiegenden Fehlern fast ungeschoren davon. Nach außen hin.
Nach innen ergibt sich auch für den Nationaltrainer ein alternatives Bild. Die Konsequenzen für die Belegschaft werden spätestens am Sonntag im Heimspiel gegen Färöer zu erkennen sein. Dass der beim ersten Gegentor und in anderen heiklen Situationen von Unsicherheiten übermannte Schlager gegen die Insulaner das Tor hüten wird, ist ungeachtet der verbalen Foda´schen Schutzerklärung gegenüber dem LASK-Schlussmann so gut wie auszuschließen.
Das Torhüter-Casting geht weiter
Schließlich stehen etliche Alternativen zur Verfügung wie Pavao Pervan, Heinz Lindner oder Daniel Bachmann, der trotz Hochform zur allgemeinen Verblüffung nicht einmal im Kader gegen Schottland Aufnahme gefunden hatte. Das Torhüter-Casting ist noch lange nicht abgeschlossen. Auch Stefan Ilsanker, unter anderem beim 1:1 und beim verblüffenderweise ungeahndet gebliebenen klaren Elferfoul nicht im Bilde, wird einem Kollegen Platz machen müssen.
Womit der Weg direkt in die Verteidigungslinie führt. Denn einige Wünsche offen ließ vor allem in der zweiten Hälfte das Defensivverhalten der Nationalmannschaft. Aleksandar Dragovic, der zweifellos Beste im Abwehrverbund, fand selbst zwar keine groben Unzulänglichkeiten ("wir haben wenig zugelassen"), doch seine subjektive Wahrnehmung täuscht über die Fehlleistungen hinweg. Auch dem Teamchef sind die Mängel bei den letztlich zu den zwei Gegentoren führenden Standardsituationen (Freistöße) nicht entgangen. "Das müssen wir besser verteidigen", erklärte Franco Foda.
Auch das Tempo ist ausbaufähig, wobei vor allem die Passgeschwindigkeit überwiegend zu gering ausgefallen ist. Dass der Ball in der ersten Spielhälfte meistens quer über das Spielfeld gerollt wurde, störte den Teamchef, der in der Pause mit Nachdruck forderte, diesen Missstand zu beheben. Tatsächlich funktionierte das Spiel in die Tiefe nach Seitenwechsel besser, was letztlich auch die Torerfolge mit sich brachte. "Ich habe den Spielern gesagt, sie sollen verstärkt in die Vertikale gehen, das haben sie dann auch getan", meinte Foda.
Ein zweiter Lichtblick
Dafür zeichnete in erster Linie Christoph Baumgartner verantwortlich. Der Hoffenheim-Legionär bewirkt mit seinen Vorstößen, dass die Qualität der Bewegungsabläufe angehoben wurde. Um im koordinativen Bereich mit den am Mittwoch in Wien gastierenden Dänen zu konkurrieren, bedarf es jedoch einer weiteren Steigerung.
Ideenspenden nimmt das Nationalteam auch zu jedem Zeitpunkt gerne entgegen. In der Kreativabteilung müssten bereits die Köpfe rauchen. Die Abwesenheit von Marko Arnautovic und der kurzfristige Ausfall von Marcel Sabitzer offenbarten große Lücken in der Spielgestaltung. Mehr als ein, zwei Andeutungen in diesem Bereich können etwa von einem David Alaba schon erwartet werden. Es gibt viel zu tun.