Sasa Kalajdzic hat gehalten, was seine bemerkenswerte Form in der deutschen Fußball-Bundesliga versprochen hat. Österreichs neue Stürmerhoffnung erzielte am Donnerstag zum Auftakt der WM-Qualifikation in Schottland (2:2) im erst dritten Länderspiel einen Doppelpack. Die Lobeshymnen von Trainer und Kollegen ließen nicht lange auf sich warten. Teamchef Franco Foda kann sich vorstellen, den Wiener bei der EM im Sommer auch gemeinsam mit Marko Arnautovic stürmen zu lassen.
Acht Tore hat Kalajdzic in den vergangenen acht Ligaspielen für den VfB Stuttgart erzielt. "Er hat sich in den letzten Monaten extrem entwickelt", sagte Foda über den 23-Jährigen. Dessen Qualitäten hätte man in Ansätzen schon davor erkannt. "Aber jetzt ist er vor dem Tor sehr abgezockt. Es kommt nicht von ungefähr, dass er diese Tore erzielt. Er hat eine gute Antizipation im Strafraum. Er nutzt seine Tormöglichkeiten und steht dann dort, wo ein Stürmer auch sein muss.
"Ein Tag, den ich nie vergessen werde"
Das stellte Kalajdzic bei seinem Abpraller zum 1:0 unter Beweis. Starke Körperbeherrschung zeigte der Zwei-Meter-Mann in Glasgow aber auch bei einem perfekt gesetzten Kopfball zum 2:1. "Es wird auf jeden Fall ein Tag sein, den ich nie vergessen werde", meinte Kalajdzic - auch wenn er lieber über drei Punkte gejubelt hätte. "Es ist immer irgendwie komisch, wenn man nicht gewinnt. Die zwei Tore sind schön, aber für mich ist wichtiger, dass die Mannschaft erfolgreich ist."
In Stuttgart ist das Spiel mittlerweile auf ihn zugeschnitten. Beim ÖFB-Team wusste Kalajdzic nach zwei Kurzeinsätzen im Herbst nicht so recht, was ihn erwarte. "Es ist eine für mich neue Mannschaft. Ich habe es einfach laufen lassen und geschaut, was herauskommt." Er sei happy, dass das so gut funktioniert habe. "Ich hätte nicht geglaubt, dass ich jetzt im Nationalteam einfach so zwei Tore mache. Ich bin extrem stolz darauf und hoffe, da werden noch viele weitere folgen."
Kalajdzic war im Sommer 2019 von der Admira nach Deutschland gewechselt, zog sich dort aber noch vor dem ersten Ligaspiel einen Kreuzbandriss zu. Bis zu seinem Comeback dauerte es ein Dreivierteljahr, der Durchbruch gelang ihm erst in dieser Saison. "Ich habe ein Zeitchen gebraucht, bis ich wieder fit war. Aber ich habe weiter hart gearbeitet", erklärte der Angreifer, der inzwischen bei 14 Saisontoren für Stuttgart hält. "Im Klub läuft es sehr gut."
Foda hat mehr Alternativen im Angriff
China-Legionär Arnautovic dagegen wartet weiter auf sein erstes Pflichtspiel seit November. Dem ÖFB-Team fehlt er derzeit zum wiederholten Mal wegen Corona-Reisebeschränkungen. Sorgen um seinen Stammplatz muss sich der 31-Jährige wegen Kalajdzic' Höhenflug aber offenbar nicht machen. Foda: "Wir freuen uns, dass wir jetzt wieder mehr Alternativen haben, einen Stürmer, der auch trifft. Es ist für den Trainer umso besser, wenn er die Qual der Wahl hat." Von einem "Luxusproblem" wollte der Teamchef aber noch nicht sprechen.
Zwischen Arnautovic und Kalajdzic müsse es auch nicht entweder oder heißen. "Er ist noch einmal ein anderer Spielertyp, der sich hinter einem Stoßstürmer gut bewegen kann", sagte Foda über Arnautovic. Auch bei Kurzeinsätzen im Herbst hätte der Routinier seinen Wert für das Team bewiesen. "Er läuft gut Räume an. Marko kann Bälle halten, spielt vor allen Dingen auch letzte Pässe", erklärte Foda. "Das kann vielleicht für die Zukunft eine gute Variante sein, mit Sasa und Marko zu spielen."
In Schottland war eigentlich Christoph Baumgartner als Kalajdzic' Sturmpartner vorgesehen. Nach dem kurzfristigen Ausfall von Marcel Sabitzer rückte dieser aber eine Etappe zurück und Adrian Grbic ins Team. Baumgartner kennt Kalajdzic unter anderem aus der U21. "Es freut mich für ihn, weil er sehr gut arbeitet, für die Mannschaft auch arbeitet", betonte der Niederösterreicher und hob vor allem den zweiten Kalajdzic-Treffer hervor: "Es ist physikalisch fast unmöglich, dass man den da hinköpfelt. Er hat enorme Qualität, das wissen wir."
Die will der Angreifer am Sonntag in Wien gegen Färöer erneut ausspielen. Die Enttäuschung über den Punkteverlust in Glasgow war dem Doppeltorschützen anzumerken. Kalajdzic: "Aber ein Punkt ist ein Punkt. Wir haben erst begonnen und werden unsere Schlüsse daraus ziehen. Und am Sonntag schauen wir, dass wir einen Dreier einfahren."