Vielleicht lag es ja am fehlenden Nervenkitzel, der die Spiele gegen Luxemburg und auch Nordirland so lange so reizlos erscheinen ließ. Das wird sich am Mittwoch grundlegend ändern. Die österreichische Nationalmannschaft wird im entscheidenden Match um den Gruppensieg in der zweiten Kategorie der Nations League gegen Norwegen hoch konzentriert zu Werke gehen, vollgepumpt mit Adrenalin.

Das Stresshormon, das in solchen Fällen vom Körper ausgeschüttet wird, steigert nachgewiesenermaßen die Leistung, denn alle wissen über die Aufgabe Bescheid: Es geht um den Aufstieg in die europäische A-Klasse. Wenn Österreich dann auch noch den heurigen Schnitt erreicht, dann gehört es tatsächlich dazu. Die 2,57 Punkte – wenn die Testspiele auch gewertet werden – bedeuten derzeit Platz eins in Europa, aber die Gegner gehörten eben nicht zur Haute volee.

Der Teamchef erklärt, auf Offensive ausgerichtet zu sein und verteidigt seine Burschen. „Der Angriffsfußball ist das Schwierigste. Wir haben die Qualität, aber die gegnerischen Mannschaften stehen tief. Wir haben die Kreativität in der letzten Zone, um zu Torabschlüssen zu kommen“, meint Franco Foda, der auch zu erklären versucht, warum es gegen Luxemburg und Nordirland nicht gelang, sich ausreichend Chancen zu erarbeiten. „Es gab unnötige Ballverluste, der letzte Pass war nicht klar und gut genug gespielt, wir haben den nötigen Tiefgang vermissen lassen“, weiß Foda um die Missstände in den beiden trotz allem gewonnenen Partien. „Wir wissen aber, dass wir besser spielen können.“

Was für Österreich spricht

Es gibt mehrere Faktoren, die über die papierformgemäße Favoritenrolle der Österreicher gegen eine in zwei Tagen neu zusammengestellte norwegische Mannschaft hinaus für die Gastgeber sprechen. Norwegen muss mindestens 2:1 gewinnen, um den Gruppensieg noch zu schaffen, daher könnte das Platzangebot für die Österreicher etwas reichhaltiger ausfallen als zuletzt. Des Weiteren wird die Offensivkraft der Gastgeber durch das Faktum verstärkt, dass Marko Arnautovic diesmal von Beginn an stürmen wird, vermutlich gemeinsam mit seinem neuen Angriffskollegen Adrian Grbic. Darüber hinaus werden die Österreicher nicht in den Fehler verfallen, sich zu sehr in der Favoritenrolle zu wähnen. Hochmut kommt vor dem Fall.

Julian Baumgartlinger kontert auf die Kritik an den Darbietungen der jüngsten beiden Spiele mit dem Hinweis, dass man „nicht in Schönheit sterben“ will. Es sei natürlich der Anspruch der Mannschaft, attraktiven Fußball zu zeigen, aber „gegen destruktiv agierende Teams“ werde dieses Unterfangen erschwert. „Es geht ums Gewinnen und das haben wir getan“, meinte der Kapitän.

Im heutigen Match geht es nicht nur um den Gruppensieg und die Aussicht, bald mehrfach gegen die Weltklasse anzutreten, sondern auch um das Öffnen der Hintertür für die WM 2022 in Katar. Für den Fall eines Scheiterns in der Qualifikation ist die Chance sehr groß, im Zuge des Play-offs noch zur ersten WM-Endrunde seit 1998 zu gelangen. Bei einer Euro sind 24 Teams dabei, bei einer WM jedoch nur 13 Teams aus Europa.