Dem ersten Eindruck zufolge würde das Urteil landläufig ungefähr folgendermaßen ausfallen: „Gut schaut er aus, der Marko.“ In der Tat, er ist dünner geworden, der Arnautovic, natürlich nicht abgemagert, aber doch sichtbar erschlankt. Die Bestätigung liefert der aus China vorübergehend nach Österreich heimgekehrte Nationalteamstar umgehend nach. „Siebeneinhalb Kilo“ habe er abgenommen, mitverantwortlich dafür sei auch die 14-tägige Quarantäne vor dem Meisterschaftsstart im Juli gewesen. Im coronabedingten Hausarrest schlug er die Zeit nicht einfach tot, sondern belebte seinen Körper.
„Ich will so lange wie möglich Fußball spielen, will mich fit halten und arbeite hart an mir. Ich ernähre mich auch sehr gut und ich hoffe, es wird noch besser.“ Nicht zuletzt deshalb stellte er unmissverständlich klar, auch für einen 90-minütigen Einsatz am Mittwoch gegen Norwegen „zu hundert Prozent“ bereit zu sein. Also sprach der 31-Jährige am Tag nach seinem 30-minütigen Nationalteam-Comeback, in dem er den Treffer von Adrian Grbic zum 2:1 gegen Nordirland vorbereitet hatte.
Den Torschützen hatte er bereits vor diesem ersten gemeinsamen Auftritt ins Visier genommen. „Ich habe von China aus alle Spiele des Nationalteams verfolgt und auch Grbic beobachtet. Er hat Potenzial, was Großes zu werden“, meint Arnautovic mit Kennerblick. „Ich habe ihm gleich mitgegeben, dass er nicht zu weit weg von mir sein darf und er hat sofort gewusst, wo er hinlaufen soll.“ Der Angesprochene meinte übrigens dazu, dass ihm wohl auch der Instinkt geholfen habe. Diesen dürfte er sich wie sein erfahrener neuer Partner auf der Straße angeeignet haben. „Nicht in der Akademie“, wie Grbic betonte.
Arnautovic von China begeistert
Aber Arnautovic hat inzwischen in China weit jenseits der Straßen seiner Heimatstadt nicht nur sein Wiener Fußballblut zur Schau gestellt, sondern auch viel gelernt, nämlich über das Land seiner Wahl, abgesehen davon, dass „in China wieder alles normal“ läuft. „Das Leben in China ist unglaublich interessant, das wissen viele in Europa nicht, sie denken immer das Schlimmste. Wer einmal was anderes sehen will, der sollte nach China reisen. Für mich ist es überragend. Es ist eine andere Kultur, mir gefällt das alles. Es ist auch alles sehr gut organisiert“, lässt er eine wahre Lobeshymne auf das Reich der Mitte ertönen.
Die Integration sei ihm aus seiner Sicht ebenfalls geglückt. „Ich habe mich, wenn man zum Beispiel von der Kultur ausgeht, sehr gut eingelebt.“ So gesehen überrascht es nicht mehr, dass sich die Sehnsucht nach Europa in Grenzen hält. „Ich bin glücklich dort. Es gebe regelmäßig Anrufe, Angebote. „Aber das interessiert mich alles nicht. Ich werde weiter für Shanghai spielen.“
Dass er zuletzt beim Verein selten gespielt hat, erklärt Arnautovic mit Kniebeschwerden und muskulären Problemen. „Was da wieder geschrieben wurde, war völliger Unsinn. Wir haben das besprochen, es gibt keine Probleme mit dem Klub oder dem Trainer. Wir haben uns alle gern, es passt alles.“