Für die Tore der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft gegen Nordirland haben am Sonntag in Wien zwei Spieler gesorgt, die nicht als klassische ÖFB-Stammkräfte gelten. Die eingewechselten Louis Schaub und Adrian Grbic bewiesen mit ihren Treffern ihren Wert für die ÖFB-Auswahl und untermauerten damit auch die Anwartschaft auf einen Platz im Kader für die EM 2021.
Dafür spricht allein schon deren Torquote im Nationalteam. Schaub hält bei sechs Toren in 17 Auftritten - fünf davon als "Joker" -, Grbic scorte in sechs Partien dreimal. Dennoch weiß der Frankreich-Legionär, dass es noch ein weiter Weg bis zu einer EURO-Teilnahme ist. "Wir sind im Angriff gut aufgestellt. Deswegen gilt es, immer da zu sein, im Training Vollgas zu geben und sich für weitere Aufgaben zu empfehlen", meinte Grbic.
Der mustergültige Assist zu seinem Tor kam von Marko Arnautovic. "Er hat eine unglaubliche Präsenz und Ausstrahlung. Es ist eine Ehre, mit ihm auf dem Platz stehen zu dürfen", erklärte Grbic. Mit Arnautovic verbinde ihn eine "ähnliche Kindheit, was den Fußball betrifft", erzählte der gebürtige Wiener. "Wir haben viel im Park gespielt. Da lernt man Sachen, die man in einer Akademie nicht lernt."
Grbic hat kroatische Wurzeln, ein Wechsel zum kroatischen Verband stand jedoch nie zur Debatte. "Ich habe ab der U15 für alle österreichischen Nachwuchs-Nationalteams gespielt, daher war es klar, dass ich dann auch für das österreichische A-Team spielen werde", sagte der 24-Jährige.
Noch als Teenager wechselte Grbic von Rapid zu Stuttgart. Nach Zwischenstationen beim FAC und Altach gelang ab 2019 beim französischen Zweitligisten Clermont Foot der Durchbruch. "Dort habe ich meinen Stürmer-Instinkt gefunden und Tore gemacht." Der Lohn war ein Zehn-Millionen-Euro-Transfer in die Ligue 1 zu Lorient.
Derzeit liegt der Club als 17. nur einen Rang vor dem ersten Abstiegsplatz. "Wir hatten einen schweren Start, aber wir haben eine gute Mannschaft und ich denke, wir werden zurück in die Spur finden", vermutete Grbic und berichtete von einem "ungewohnten Spielstil" seines Vereins. "Wir spielen sehr viel hoch nach vorne."
Schaub gilt als Freund des gepflegten Kurzpassspiels. Dieser Leidenschaft kann der Wiener beim FC Luzern wieder als Stammspieler nachgehen, nachdem er beim Hamburger SV und 1. FC Köln eine schwere Zeit erlebt hat. "Der Sommer war nicht einfach für mich. Ich wusste, dass es beim HSV nicht weitergeht und dass man mich bei Köln auch nicht will", erzählte der Mittelfeldspieler.
Daraufhin hielt er sich kurzzeitig in Österreich fit, ehe der Leihvertrag mit Luzern zustande kam. "Es schaut so aus, als ob ich alles richtig gemacht habe. Ich sehe das auch nicht als Rückschritt. Es macht Spaß, dass ich wieder spielen kann." Wie seine Situation nach Saisonende aussehen wird, wagte Schaub nicht zu prophezeien. "Im Fußball ist es schwierig, irgendetwas zu planen. Im Moment ist alles offen."
Derzeit steht für Schaub ohnehin nicht der Club, sondern das Nationalteam im Fokus. Im Nations-League-Duell mit Norwegen bleibt für den 25-Jährigen aber wohl wieder die Joker-Rolle reserviert. "Ich spiele schon lieber von Anfang an, doch wenn man reinkommt und Tore schießt, ist das auch eine Qualität, mit der ich ganz gut leben kann."
Nach dem Kaderwechsel bei den Norwegern wartet am Mittwoch ein praktisch unbekannter Gegner. "Das ist eine ganz neue Situation für uns. Es wird schwierig, sich auf den Gegner einzustellen, aber unser Videoanalyst wird vieles vorbereiten", vermutete Schaub.
Zumindest ein Spieler der Norweger ist dem Schweiz-Legionär vertraut - mit Veton Berisha spielte er bei Rapid zusammen. Kontakt habe es zuletzt keinen gegeben. "Aber natürlich freue ich mich, wenn ich einen alten Mitspieler treffen kann", sagte Schaub. Sollte Berisha tatsächlich gegen das ÖFB-Team stürmen, bleibt ihm ein Duell mit Aleksandar Dragovic erspart - der Leverkusen-Legionär fehlt wegen einer Gelb-Sperre. Teamchef Franco Foda verzichtete auf eine Nachnominierung.