Aleksandar Dragovic befindet sich auf dem besten Weg zu einem Meilenstein in der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft. Der 29-Jährige hält vor den Nations-League-Spielen gegen Nordirland und Norwegen bei 85 Länderspielen - der Hunderter kann also schon im kommenden Jahr fallen, wenn die ÖFB-Auswahl zumindest 15 Partien bestreitet.
Seine bisherige Einsatzstatistik macht Dragovic nach eigenen Angaben stolz. "Als Kind hätte ich nie daran gedacht, überhaupt ins Nationalteam zu kommen, und jetzt bin ich schon bei 85 Spielen. Aber für mich steht der Erfolg im Vordergrund", sagte der Verteidiger am Freitag in Wien. "Ich freue mich einfach, bei jedem Lehrgang dabei zu sein."
"Jedes Mal stolz, wenn ich Teamtrikot anziehen darf"
Dragovic debütierte am 6. Juni 2009 beim 0:1 in der WM-Qualifikation in Serbien und ist seither nicht mehr aus der Nationalmannschaft wegzudenken. "Ich bin jedes Mal stolz, wenn ich das Teamtrikot anziehen darf", erzählte der Wiener. Im ewigen Einsatz-Ranking liegt Dragovic ex aequo mit Marko Arnautovic auf Platz fünf, auf den Vierten Karl Koller fehlt nur noch eine Partie. "Man muss aber auch fairerweise sagen, dass es früher weniger Länderspiele gegeben hat", gestand Dragovic.
Der Abwehrspieler weiß jedoch, dass er sich auf seinen Lorbeeren nicht ausruhen kann. Fehlt ihm dauerhaft die regelmäßige Spielpraxis, was derzeit in Leverkusen der Fall ist, wackelt der ÖFB-Stammplatz. Deshalb ist ein Vereinswechsel im Winter nicht ausgeschlossen. "Ich bin jetzt voll auf das Team und Leverkusen fokussiert. Dann wird man sehen, was im Dezember kommt, dann wird man sich mit dem Management zusammensetzen und sehen, was das Beste für mich ist."
Die EM-Teilnahme soll durch ein Reservistendasein beim Werks-Club nicht in Gefahr geraten. "Es ist nicht förderlich, dass ich bei Leverkusen nicht spiele. Aber ich habe in der EM-Quali auch mit wenig Spielpraxis meine Leistung gebracht", sagte Dragovic.
Unersetzlich sei er aber nicht, betonte der Ex-Austrianer. Dies treffe auch auf die ÖFB-Stars David Alaba und Marko Arnautovic zu, "obwohl sie natürlich sehr wichtig sind fürs Team, nicht falsch verstehen. Aber ich persönlich bin der Meinung, auch ein Messi ist ersetzbar", meinte Dragovic.
Mit Arnautovic wird "ein bisschen mehr gelacht"
Definitiv unersetzlich ist Arnautovic offenbar, was die Stimmung innerhalb der Mannschaft betrifft. "Es wird sicher ein bisschen mehr gelacht", vermutete Dragovic im Hinblick auf die am Samstag erwartete Ankunft von Arnautovic im ÖFB-Camp. "Wir freuen uns, dass er zurückkommt. Er ist wichtig für uns aus dem Platz und außerhalb. Ich bin schon auf seine Geschichten gespannt."
Auch Julian Baumgartlinger begrüßte die Rückkehr des China-Legionärs. "Wir sind froh, dass er da ist, es wird definitiv lauter und lustiger werden. Das heißt aber nicht, dass wir vorher keine gute Stimmung hatten." Außerdem meinte der ÖFB-Kapitän über Arnautovic: "Er steht gerne im Mittelpunkt. Man braucht so jemanden, der keine Angst hat, einmal laut zu sein und einen Spaß zu machen."
Auch ohne Arnautovic soll laut Dragovic am Sonntag gegen Nordirland ein Sieg gelingen und damit ein weiterer Schritt Richtung Nations-League-Gruppensieg gemacht werden. "Wir wollen zu den Besten aufsteigen, das ist unser Anspruch", erklärte der Verteidiger.
Die Nordiren kassierten am Donnerstag mit dem Heim-1:2 nach Verlängerung gegen die Slowakei im EM-Play-off eine bittere Niederlage. "Dass sie 120 Minuten gespielt haben, ist vielleicht ein kleiner Vorteil für uns. Aber sie werden sich erfangen und versuchen, für ihr Land und ihre Fans eine gute Reaktion zu zeigen." Möglicherweise hätte das ÖFB-Team von einem nordirischen Sieg im Windsor Park eher profitiert, mutmaßte Dragovic. "Mir wäre lieber gewesen, sie hätten sich qualifiziert. Dann hätten sie wahrscheinlich zwei Tage durchgefeiert."