Die entscheidenden Nations-League-Partien gegen Nordirland am Sonntag und Norwegen am nächsten Mittwoch im Wiener Ernst-Happel-Stadion haben für das ÖFB-Nationalteam höchste Priorität. Deshalb und auf Grund von zahlreichen Ausfällen (siehe links) muss es Teamchef Franco Foda heute (20.30 Uhr) im Freundschaftsspiel in Luxemburg auch mit einer neu zusammengewürfelten Truppe versuchen. „Das ist die die Möglichkeit für den ein oder anderen Spieler, sich zu beweisen. Immerhin haben wir die EM im kommenden Sommer, bei der sicher jeder dabei sein will“, sagte Foda, der durchklingen ließ, einige Akteure einzusetzen, „die bislang noch nicht gespielt haben“. Vor allem LASK-Flügelflitzer Husein Balic ist wohl ein heißer Kandidat.
In der Innenverteidigung dürfte Aleksandar Dragovic gesetzt sein, um Spielpraxis zu sammeln. Bei Leverkusen spielte der Wiener heuer erst in zwei Europa-League-Partien durch, kam aber ansonsten nur zu fünf Jokereinsätzen mit insgesamt 85 Spielminuten. Das Vertrauen, das dem 29-Jährigen in Deutschland nicht entgegengebracht, wird ihm im ÖFB-Team zuteil. Mit 1912 Minuten hat kein rot-weiß-roter Fußballer unter Teamchef Franco Foda mehr gespielt als Dragovic. „Ich habe immer Vertrauen und Wertschätzung erfahren dürfen, bin immer unterstützt worden. Das hat mich immer gepusht und pusht mich nach wie vor. Egal, ob Training oder Spiel, ich gebe immer alles. Die Nationalmannschaft war und ist für mich eine Herzensangelegenheit“, sagt der Abwehrspieler.
Das unterstreicht auch seine Bilanz. Von möglichen freien Tagen oder gar Absagen hält der Musterprofi nichts. Selbst angeschlagen hielt er immer seine Knochen hin und erntete mitunter unangebrachte Kritik. Mit 84 Länderspielen hat Dragovic die meisten von den derzeit Einberufenen. „Das ist mir erst kürzlich bewusst geworden. Je länger ich darüber nachdenke, desto breiter wird die Brust“, sagt er lächelnd. „Es macht mich stolz, seit 2009 Bestandteil dieser tollen Mannschaft zu sein. Wir hatten unvergessliche, aber auch bittere Momente. So etwas schweißt zusammen.“
Foda dürfte für die Pflichtspiele seine Stamminnenverteidigerpaarung mit Dragovic und Martin Hinteregger gefunden haben. Mit den Außenverteidigern Stefan Lainer und David Alaba gilt diese Formation als Herzstück im ÖFB-Kader und soll auch bei der EM im Sommer 2021 bombensicher stehen. „2016 war eine bittere Erfahrung. Wir haben auf jeden Fall etwas gut zu machen“, sagt der Deutschland-Legionär, der in Leverkusen noch Vertrag bis Sommer 2021 hat und sich Gedanken bezüglich eines Wechsels machen muss. „Klar bin ich nicht zufrieden, wenn ich nicht regelmäßig spiele. Ich muss die Ärmel hochgekrempelt lassen, mich hinterfragen und die Gesamtsituation analysieren. Durch den dichten Spielplan kann es aber schnell gehen.“
Sensibler Charakter
Für das ÖFB-Team wäre es ideal, wenn Dragovic auch im Klub Vertrauen genießt. Immerhin ist er ein sensibler Charakter, der mit der richtigen Behandlung über sich hinauswachsen kann, wie er im Team eindrucksvoll unter Beweis stellt. Dann bräuchte es auch keine „Aufwärmpartien“ wie die heutige, um ihn in den nötigen Rhythmus zu bringen.