Das österreichische Nationalteam verfügt derzeit über einen ausgeglichenen, breiten Kader auf hohem Niveau.
In den bisherigen Spielen des ÖFB-Teams seit September (4) musste Teamchef Franco Foda bei der Erstellung des Kaders stark improvisieren. Das führte zur Erkenntnis, dass die Nationalmannschaft mittlerweile auf einer breiten Basis steht. Mehrere Positionen sind doppelt und so gut wie gleich stark besetzt. Ausfälle, und deren gab es zuhauf, werden überraschend locker kompensiert.
Die Startaufstellungen der Partien gegen Norwegen und Nordirland unterschieden sich voneinander in sechs Positionen. 23 Spieler kamen in diesen vier Partien zum Einsatz. Derzeit fehlen alle Salzburger, die aufgrund ihrer Einsätze in der Champions League wichtige internationale Erfahrung sammeln können wie die ebenfalls abwesenden Marcel Sabitzer, Konrad Laimer (beide Leipzig) und Valentino Lazaro (Mönchengladbach). Dazu kommt Marko Arnautovic, dessen individuelle Klasse Gold wert sein kann.
Das generelle Spielverständnis ist mittlerweile stark ausgeprägt.
Das Team ist, unabhängig vom Gegner, bemüht, seinen Stil durchzuziehen, in erster Linie also zu agieren, statt zu reagieren. Dies funktioniert nicht immer reibungslos. Wenn das Gegenüber die Spielweise verändert, kann es zu Problemen kommen, wie zuletzt in der zweiten Hälfte gegen Nordirland. Positiv anzumerken ist, dass sich die neu Hinzugekommenen spielerisch ziemlich rasch zu integrieren scheinen.
Im Bereich der individuellen Klasse hat Österreich in der jüngeren Vergangenheit stark angezogen.
Früher war in diesem Zusammenhang stets nur von Marko Arnautovic und David Alaba die Rede. Das Fehlen des China-Legionärs ist zuletzt jedoch kaum aufgefallen. Die allgemein gestiegene Qualität äußert sich auch in verminderter Fehleranfälligkeit. Mit Christoph Baumgartner hat sich zudem inzwischen ein weiterer Kicker für höhere Aufgaben wärmstens empfohlen. Alle Anzeichen deuten auf generell überdurchschnittliches Potenzial hin. Allerdings gilt es, diese Tendenz in den nächsten Monaten bis hin zu WM-Qualifikation und EM-Endrunde zu verstärken.
Das österreichische Team ist in allen Formationen nahezu gleichwertig stark besetzt.
Die von Martin Hinteregger in den meisten Fällen angeführte Abwehr hat zuletzt an Stabilität enorm zugelegt, sie vermittelt grundsätzlich ein Gefühl der Sicherheit. Das Mittelfeld befindet sich sowohl im Spiel gegen als auch mit dem Ball in der Aufwärtsbewegung. Die zusätzlich erforderliche ordnende Hand ist eine noch nicht wirklich besetzte Stelle. Vom Typ her könnte ein Raphael Holzhauser in diese Rolle schlüpfen. Der Angriff litt lange Zeit unter chronischer Unterbesetzung vor allem in der Disziplin Torgefährlichkeit. Hier sind die Österreicher auf dem besten Weg, dieses Defizit zu überwinden. Baumgartner und Michael Gregoritsch haben zuletzt in der gegnerischen Defensive ordentlich gewirbelt. Mit gesteigerter Anzahl der Torgelegenheiten erhöht sich auch die Chance auf tatsächliche Treffer. Auch ein Adrian Grbic oder ein Sasa Kalajdzic scheinen befähigt, diese Lücke zu schließen. Und dann gibt es da ja noch Marko Arnautovic, den großen Abwesenden.
Österreich fehlt es an der Erfahrung im Umgang mit der absoluten Weltspitze.
Dies ist so lange ein unumstößliches Faktum, bis der ständige Kontakt mit den Topnationen hergestellt werden kann, was bei einem Aufstieg in die A-Klasse der Nations League regelmäßiger der Fall wäre. Unmittelbare Erfahrungen mit der europäischen Spitze gab es in der mittlerweile bald dreijährigen Foda-Ära wenige, allerdings gelang 2018 unmittelbar vor der Weltmeisterschaft mit dem 2:1-Erfolg gegen Deutschland ein großer Coup, ein weiteres Top-Testspiel gegen Brasilien ein paar Tage später ging 0:3 verloren. Erst eine regelmäßige Begegnung mit der Creme de la Creme erlaubt eine wahrhaftige Einstufung.
Unter Teamchef Franco Foda hat die österreichische Nationalmannschaft klar an Substanz gewonnen.
Die Statistik lügt nicht. Franco Foda kann mit einem Punkteschnitt von 2,04 Zählern auf den mit Abstand höchsten Wert eines Teamchefs in der Nachkriegszeit verweisen. 17 Siegen stehen bei insgesamt 26 Länderspielen sieben Niederlagen gegenüber, ein Freund des Unentschiedens scheint der Deutsche nicht zu sein, es gab nur zwei Remis. Die Einschränkung liegt in der Spielstärke der Gegner, die meist in der Mittelklasse zu finden sind. Übrigens: Deutschlands Bundestrainer Joachim Löw hält bei einem Schnitt von 2,12 Punkten, bei 184 Spielen. Den aktuellen Bestwert hat Belgiens Teamchef Roberto Martinez (2,45 Punkte) inne.