Sie darf beginnen, die „Operation Nations League“, auch wenn nicht alle Mitwirkenden, die derzeit auch als Maskenträger erscheinen, perfekt vertraut sind mit dem Sinn und Zweck dieses Bewerbs. Die Methode beherrschen alle, denn letztlich geht es ums Fußballspielen, wiewohl dieser Umstand vom Corona-Vorschriftendschungel überwuchert zu werden droht.
Die Kicker des österreichischen Nationalteams, die heute (20.45 Uhr, ORF 1 & DAZN live) in Oslo gegen ihre norwegischen Leidensgenossen antreten, hinterließen in der Vorbereitung offenbar sehr gemischte Gefühle beim Beobachter. „Man merkt, dass die Spieler einen ungewöhnlichen Rhythmus haben“, merkte Teamchef Franco Foda an. Der nach dem Lockdown entstandene stete Wechsel von Urlaub zu Training und retour verläuft entgegen der Linie der herkömmlichen Bestimmungen der Übungslehre.
„Einige haben wir gar nicht voll trainieren lassen“, sagt Foda, der sich natürlich trotzdem ein umfassendes Bild gemacht hat, um heute die bestmögliche Mannschaft auf das Feld zu schicken. An der grundsätzlichen Position der Stärke einer österreichischen Nationalmannschaft hat sich ja nichts geändert. „Wir wollen die Gruppe gewinnen.“ Neben Norwegen warten noch Rumänien und Nordirland auf die Österreicher.
"Das ist alles untersagt"
Über seine Spieler lässt Foda nichts kommen außer uneingeschränktes Lob. „Mein Gefühl ist, dass sie mit dieser Situation äußerst professionell umgehen.“ Im Gegensatz zum Teamchef verfügen die Fußballer freilich schon über eine gewisse Covid-19-Routine. „Für mich ist es etwas komplett Neues“, meint Foda, der das Außergewöhnliche auch nicht kommentarlos hinnehmen kann. „Du darfst dich nicht außerhalb bewegen, du darfst nicht abschalten, das ist alles untersagt, da gibt es extreme Vorschriften“, outet sich der Nationaltrainer nicht gerade als Fan der herrschenden Verbotskultur.
Weil dies allein noch nicht genügt, geht Foda auch mit dem europäischen Verband hart ins Gericht. „Dass wir nur dreimal wechseln dürfen, ist für mich das Allergrößte, gerade da, wo die Spieler die größte Belastung haben. Das ist von der UEFA unverantwortlich“, gerät der Teamchef richtiggehend in Rage. In den Klubbewerben waren ja ausnahmsweise fünf Wechsel gestattet worden.
Mindestens ein Neuling
Auch bei der Aufstellung lehnte sich Foda diesmal für seine Verhältnisse weit hinaus. So kündigte er an, dass auf jeden Fall ein Debütant zu sehen sein wird, es könnte sich um Adrian Grbic handeln. Dass einige Schlüsselspieler wie Marko Arnautovic, David Alaba oder Konrad Laimer fehlen, ist für Foda keinesfalls ein Grund zur Klage. „Nur mit 20 Leuten zu planen, wäre ohnehin fahrlässig. Die nächsten Monate werden hochintensiv.“
Kapitän Julian Baumgartlinger ist ebenfalls bewusst, was auf die Mannschaft zukommt. „Dass Spieler ausfallen, wird öfters vorkommen. Wir müssen trotzdem zur Stelle sein.“ Der Herbst diene der Weiterentwicklung. „Vielleicht ist es gut, dass die EM ein Jahr später ist, weil die Jungs jetzt noch ein Jahr Zeit haben, den Kader noch stärker zu machen. Wir haben jetzt acht Möglichkeiten, um uns für die Euro in eine gute Verfassung zu bringen“, erklärte der Mannschaftsführer.