Seit eineinhalb Wochen weilt Marko Arnautovic in Wien. Österreichs Fußballer des Jahres 2018 besucht in der Bundeshauptstadt seine Eltern und seinen Bruder und wartet gleichzeitig auf die Genehmigung für die Weiterreise nach China zu seinem Klub Shanghai SIPG, daher blieb am Donnerstag Zeit für die Präsentation seines "Arnautovic Gin".
Wann können Sie wieder zu Ihrem Klub zurückkehren?
MARKO ARNAUTOVIC: Ich bin regelmäßig mit Shanghai SIPG in Kontakt, aber wie man weiß, hat China die Grenzen noch zu. Ich halte mich inzwischen selber fit, trainiere jeden Tag mit einem Personalcoach und versuche, so fit wie möglich nach China zurückzureisen. Sobald ich zurück kann, werde ich auch zurückfliegen. Ich fühle mich fit, wenn es nach mir geht, könnte ich gleich wieder spielen, aber natürlich fehlen die Einheiten mit dem Team.
Wie sehr vermissen Sie das Mannschaftstraining und die Spiele?
Sehr, weil der Fußball zu meinem Leben gehört. Ich will so schnell wie möglich wieder Spiele spielen und mit den Jungs trainieren, aber wir sind eben in einer speziellen Situation, und diese Situation muss man respektieren. Es ist aber auch eine gute Zeit, die man mit der Familie verbringen kann. Man kann sich auch auf andere Sachen konzentrieren.
Durch die Corona-Pandemie wurde die EM um ein Jahr verschoben - sehen Sie das als Vorteil oder Nachteil für die ÖFB-Auswahl?
Wir hatten uns für die EURO in diesem Jahr viel vorgenommen, doch man muss die Situation akzeptieren. Fußball ist nicht immer die Nummer eins. Jetzt können wir uns für nächstes Jahr umso mehr vorbereiten. Ich bin froh, dass viele Spieler von uns in der deutschen Bundesliga ihre Leistungen bringen und sich weiterentwickeln.
Weiterentwickelt hat sich zuletzt auch David Alaba - er wird als neuer Bayern-Abwehrchef in höchsten Tönen gelobt. Sollte er auch im Nationalteam als Innenverteidiger spielen?
Er soll dort spielen, wo ihn der Trainer aufstellt. Die Innenverteidigung liegt ihm wahrscheinlich gut. Ich verfolge die deutsche Liga nicht allzu viel, aber ich höre viele gute Sachen über ihn. David ist ein Allroundspieler, er kann überall seine Qualitäten reinbringen.
Ihnen fehlen noch 18 Tore auf die ÖFB-Bestmarke von Toni Polster und 18 Länderspiel-Einsätze auf den Rekord von Andreas Herzog. Werden Sie diese Marken noch erreichen?
Wenn die Spieler neben mir mich weiter füttern, wird es sich mit den Toren vielleicht ausgehen, doch 18 Treffer sind eine schwierige Sache. Aber ich gehe davon aus, dass ich den Herzog-Rekord knacken werde.
Werden Sie in Europa nur noch im Nationalteam-Dress zu sehen sein oder ist die Rückkehr in eine europäische Liga denkbar?
Ich habe einen Vertrag in China (Anm.: bis Jahresende 2022), den ich respektiere, und ich bin glücklich dort. Ob ich noch einmal nach Europa komme oder nicht, darüber mache ich mir derzeit keine Gedanken.
Im internationalen Sport häufen sich nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd die Proteste. Wie stehen Sie dazu?
Ich habe viele dunkelhäutige Freunde. Man muss jeden respektieren, egal, von wo er kommt oder welche Hautfarbe er hat. Das, was in Amerika passiert ist, ist traurig und heftig. Bei den Protesten stehe ich zu 100 Prozent dahinter.