Die Worte von ÖFB-Teamchef Franco Foda sind klar und deutlich. „Ob wir aktuell ein Testspiel bestreiten oder nicht, ist komplett unwichtig. Ob wir uns Richtung EM bestens vorbereiten oder nicht, ist im Moment so weit entfernt wie die Erde zum Mond. Fußball ist im Moment zweitrangig. Es geht darum, dass Menschen, die durch das Coronavirus gefährdet sind, geschützt werden. Da muss man das große Ganze im Überblick haben. Es geht um das Wohl der Menschen.“
90 Tage dauert es noch, bis die EM angepfiffen werden soll. Die UEFA spielt auf Zeit und wird erst am Dienstag tagen, um eine Entscheidung zu treffen, wie es weitergeht. Allein die Tatsache, dass erst 20 Teilnehmer für die EM feststehen, sollte für sich sprechen. Denn im Nations-League-Play-off Ende März werden erst die restlichen vier Startplätze vergeben. Allerdings scheint eine Austragung nach derzeitigem Stand völlig realitätsfremd. Dass die Partien ohne Zuschauer stattfinden, ist ohnehin eine Selbstverständlichkeit. Aufgrund diverser Verdachtsfälle in unterschiedlichen Klubs in ganz Europa befinden sich ganze Mannschaften in Quarantäne.
ÖFB-Test in Wales abgesagt
Beispiele gibt es mit Arsenal, Chelsea, Juventus, Inter Mailand oder Real Madrid genügend. Bei den Königlichen steht beispielsweise Gareth Bale unter Vertrag. Eine Abstellung zum Länderspiel Wales gegen Österreich am 27. März, das schon abgesagt wurde, wäre so nicht möglich gewesen. Genau mit dem gleichen Problem haben diverse Nationen zu kämpfen. Dass es in den wichtigsten Begegnungen des Jahres dazu kommt, eventuell keinen Legionär zur Verfügung zu haben und nicht einmal annähernd mit der stärksten Truppe antreten zu können, wäre ein sportlicher Wahnsinn.
Mit allen derzeit zur Verfügung stehenden Informationen scheint es – auch in Anbetracht der Unterbrechungen in fast sämtlichen Profiligen sowie der Champions und Europa League – nur eine Entscheidung geben zu können: die Absage der EM in diesem Sommer. Es wäre unverantwortlich, Spieler und Fans einen Monat lang durch ganz Europa reisen zu lassen. Immerhin findet die Endrunde in zwölf Ländern (England, Irland, Schottland, Spanien, Italien, Niederlande, Deutschland, Ungarn, Dänemark, Rumänien, Russland und Aserbaidschan) statt. Eine Europameisterschaft unter Ausschluss der Öffentlichkeit wäre kaum zu realisieren, weil sich keiner damit anfreunden kann.
Das wäre die Alternative
Die Alternative wäre klar. Die EM-Endrunde wird um ein Jahr auf den Sommer 2021 verschoben. Die Nations League würde in diesem Fall planmäßig im Herbst 2020 ausgetragen. Das Frühjahr 2021 dient der Vorbereitung auf die EM im folgenden Sommer. Die WM-Qualifikation – derzeit von März bis November 2021 geplant – müsste dementsprechend verschoben werden und von Herbst 2021 bis Frühjahr 2022 stattfinden. Hier käme der – böse Zungen würden behaupten, einzige – Vorteil der WM 2022 zu tragen. Da diese erst von 21. November bis 18. Dezember ausgetragen wird, wäre es der ideale Zeitpunkt, diese Möglichkeit zu nutzen. Die neu ins Leben gerufene und stark zu hinterfragende FIFA-Klub-WM im Sommer 2021 in China müsste ohne Europäer über die Bühne gehen.
Für den ÖFB-Teamchef steht das Hier und Jetzt im Vordergrund. „Wichtig ist es, nicht in den Panikmodus zu verfallen. Gemeinsam werden wir aus dieser schwierigen Situation herauskommen. Davon bin ich überzeugt“, sagt Foda.