Es war nicht einfach zu verdauen, was die österreichischen Teamspieler der zweiten Wahl den unermüdlichen Fans und ihrem Cheftrainer Franco Foda vorgesetzt hatten. Das 0:1 gegen Lettland, den 143. der Weltrangliste, schmerzte. Nur wenige Tage nach dem Höhepunkt mit der Qualifikation für die EM-Endrunde verschaffte die Nationalmannschaft der Peinlichkeit jede Menge Spielraum. Ohne sieben Stammkicker hatte ein völlig neues Team tatsächlich sein Gesicht verloren.
Der Teamchef ging mit der Mannschaft daher diesmal auch ziemlich hart ins Gericht. Seine Enttäuschung gipfelte letztlich in dem Satz: "Der eine oder andere hat seine Chance leider nicht genützt". Das bedeutet, dass einige jener Spieler, die diesmal von Beginn an mit von der Partie waren, in nächster Zeit nicht mehr mit einer Einberufung rechnen dürfen. Die Kluft zwischen der Einser-Elf und der gegen Lettland pleite gegangenen zweiten Wahl musste Foda zähneknirschend zur Kenntnis nehmen. "Diese Niederlage ärgert mich, es stört mich komplett", brach es aus ihm förmlich heraus.
Wichtige Erkenntnisse
"Man konnte auch von dieser Mannschaft mehr erwarten. Das war einfach zu wenig. Auch im Hinblick auf die Europameisterschaft waren da schon wichtige Erkenntnisse für mich dabei. Es gab wenig Positives. Jeder muss einen Zahn zulegen", sagte Foda, der lediglich Aleksandar Dragovic, also einen der zwei Übriggebliebenen, Stefan Posch sowie die eingewechselten Karim Onisiwo und Reinhold Ranftl lobend erwähnte.
Der Teamchef wurde in seiner Kritik sehr konkret. "Wir waren von Beginn an zu nachlässig." Es habe die Laufbereitschaft ebenso gefehlt wie die Intensität in den Zweikämpfen. Die Konzentration sei schlicht und einfach nicht vorhanden gewesen. Man habe zu einfache Fehler gemacht im Spielaufbau. Und der Ton wurde noch schärfer: "Wir waren zu langsam und nicht zwingend genug vor dem Tor. Das zeigt mir dann schon, dass da einiges gefehlt hat. Fußball spielt sich im Kopf ab, und da hat die Bereitschaft gefehlt, alles zu geben", fühlte sich Foda ganz offenkundig von der Mannschaft auch im Stich gelassen.
"Wenn du nicht bei 100 Prozent bist, dann kann das schon zu wenig sein." Nachsicht für die besonderen Umstände ließ der Teamchef nicht gelten. "Sicher, wir haben viele Spieler gewechselt, die Mannschaft hat in dieser Formation noch nie zusammen gespielt, aber das darf keine Ausrede sein."
"Ich habe schon gewusst, dass, wenn man acht, neun Spieler verändert, nicht alles perfekt läuft, dass gewisse Automatismen nicht greifen, dass man vielleicht nicht die spielerische Qualität hat, das ist alles zu akzeptieren, wir haben gefeiert, das ist auch zu akzeptieren. Ich kann verstehen, dass man da nicht bei 100 Prozent ist, aber zumindest kann man bei 95 sein, aber das war nicht der Fall."
Einsicht bei den Spielern
Die Spieler selbst zeigten sich zumindest einsichtig, eine Erklärung für ihr Auftreten konnten sie freilich nicht abliefern. "Es war einfach zu wenig von uns. Es gab wenig Bewegung in der Offensive, zu wenig Tiefgang", meinte Louis Schaub, der aber sogleich versuchte, das Geschehene aus dem Kopf zu verbannen. "Wir müssen nach vorne schauen, wir haben ja schon gezeigt, dass wir sehr gut Fußball spielen können." Nur diesmal eben nicht.
Pavao Pervan, der im Tor ein tadelloses Debüt gab, begab sich zumindest auf Ursachenforschung. "Es kann sein, dass wir von Anfang an mental nicht auf der Höhe waren." Unter einer solchen Leistung leide dann natürlich auch die soeben noch so stark gehobene Stimmung im Land. "Das haben wir uns selber zuzuschreiben. Jetzt heißt es lernen und hoffen, dass die Chance wieder kommt", sagte der Torhüter, der sich über seine Premiere "wahnsinnig" gefreut hat.
Auch Maximilian Wöber übte Selbstkritik. "Das war zu wenig." Dass die Mannschaft eventuell verkrampft agiert habe, weil sie sich beweisen wollte, konnte der Salzburg-Spieler nicht ausmachen. "Jeder hätte eigentlich befreit aufspielen können, aber das haben wir leider geschlossen nicht geschafft."
"Wir sind nicht Brasilien"
Aleksandar Dragovic meinte, dass "vielleicht doch ein paar Prozent bei allen Spielern gefehlt" hätten. "Wir sind halt nicht Brasilien. Wir müssen immer 100 Prozent geben." Er sei "sauer" über das Gebotene, das müsse aufgearbeitet werden. "Ich sehe nicht viel, was wir positiv gemacht hätten."