Der entscheidende Schritt ist erfolgt, die multinationale Fußballeuropameisterschaft geht mit österreichischer Präsenz über die Bühne. Die vorzeitige Qualifikation, mit der nach den zwei Auftaktniederlagen gegen Polen (0:1) und Israel (2:4) nicht zwingend zu rechnen war, darf als beachtenswerter Erfolg für Franco Foda und sein Team gewertet werden. Selbst der Teamchef hatte eine positivie Entscheidung vor dem letzten Gruppenspiel gegen Lettland nicht erwartet. "Das kam auch für mich überraschend."
Die Besonnenheit Fodas in der schwierigen Phase war in Verbindung mit klugen taktischen und personellen Maßnahmen mit ausschlaggebend für die in weiterer Folge gezeigte Konstanz auf höchstem Niveau. Es gab in der Qualifikation kein Spiel mehr, in dem die Mannschaft in gefährliche Verhaltensmuster zurückfiel, vielmehr war eine kontinuierliche Aufwärtsbewegung zu konstatieren."Die Kritik war sehr gorß, aber da war es wichtig, dass wir ruhig geblieben sind, dass wir in Ruhe die Ideen durchgezogen haben, dass wir viel mit den Spielern in Kontakt waren", nannte Foda die Faktoren, "um wieder in die Spur zu kommen.
Ein sehr breiter Kader
Man habe auch viele Verletzungen kompensieren können. "Daher blicke ich sehr positiv in die Zukunft", spricht Foda die Breite des Kaders an. Dazu hielt er eine Lobesrede bezüglich der Charakterstärke seiner Mannen einerseits und der spielerischen Qualität der Nationalkicker andererseits. "Sie sind bodenständig geblieben und agieren auf dem Platz sehr eigenständig." Nicht jede Spielsituation könne schon vorab besprochen werden. "Ich glaube, dass die Spieler schon auch gereift sind."
Der Teamchef kam in der Stunde des Triumphes auch auf den bereits vollzogenen Umbruch in der Nationalmannschaft zu sprechen. "Wir haben viele junge Spieler eingebaut. Der Konkurrenzkampf ist größer geworden." Der Euro-Kader ist jedoch noch keine fixe Größe, wie Foda betonte. "Man kann beim Nationalteam nicht so weit in die Zukunft blicken. Jeder, der Leistung bringt, kann sich noch in die Mannschaft spielen", lässt sich der Teamchef noch einen großen Spielraum." Es gebe natürlich einen Stamm, aber er könne aus einem Reservoir von "30 bis 40 Spielern" schöpfen, die den Sprung noch schaffen können.
Und so ergibt sich aus aktueller Sicht folgende Situation beim spielenden Personal:
Torhüter
Salzburg-Goalie Cican Stankovic hatte das Nummer-eins-Leiberl bereits zu fassen bekommen, verletzte sich aber. Der Status an der Spitze der Schlussmänner ist keineswegs unumstritten. Alexander Schlager hat sich mit einer souveränen Leistung gegen Nordmazedonien ebenfalls dafür empfohlen. Der momentan ebenfalls verletzte Wiesbaden-Torhüter Heinz Lindner - die frühere Nummer eins - ist keineswegs abzuschreiben, auch mit Pavao Pervan ist zu rechnen. Der Wolfsburg-Keeper könnte am Dienstag gegen Lettland zum Einsatz kommen. Jörg Siebenhandl und Richard Strebinger haben lediglich Außenseiterchancen im Falle von Verletzungen.
Abwehr
In der Defensive verfügt Foda über einen starken Rückhalt durch einige fixe Größen wie Martin Hinteregger und Aleksandar Dragovic. Das Innenverteidiger-Duo ist gesetzt. An den Außenpositionen ist im Fall des sich immer blendender herauskristallisierenden Edelkämpfers Stefan Lainer sowie am spätberufenen Andreas Ulmer nicht zu rütteln. Mit den bei ihren bisherigen wenigen bzw. kurzen Auftritten durchaus überzeugenden Stefan Posch und Christopher Trimmel sowie Philipp Lienhart steht ein durchaus schlagkräftiges Backup zur Verfügung. Auf der eher dünn besetzten linken Seite bietet sich Maximilian Wöber als Alternative an. Weitere Kandidaten wie etwa die LASK-Verteidiger Gernot Trauner und Philipp Wiesinger können noch aufrücken.
Mittelfeld
Foda darf sich glücklich schätzen, aus einem reichhaltigen Sortiment schöpfen zu können. Kapitän Julian Baumgartlinger und der mit großem Potenzial ausgestattete Konrad Laimer gehören dem engsten Kreis des Nationalmannschafts-Stamms an, ebenso unbestritten wie stets für besondere Akzente zu haben ist natürlich David Alaba. Der unverwüstliche Stefan Ilsanker ist durch seine jüngsten Leipzig-Einsätze zurück im fixen Aufgebot, der beim LASK durch enorme Konstanz glänzende Thomas Goiginger ebenfalls ein heißer Kandidat.
Auch mit Alessandro Schöpf ist zu rechnen, so er seine Verletzungsanfälligkeit in den Griff bekommt. Als weitere Anwärter gelten Florian Grillitsch, der etwas aus dem Rampenlicht gefallene Peter Zulj, Florian Kainz, Louis Schaub und eventuell auch Marcel Ritzmaier vom WAC. Beste Perspektiven hat Xaver Schlager, denn der zu Saisonbeginn schwer verletzte Wolfsburger steht wieder im Training und ist Kandidat für die Einser-Elf.
Angriff
Marko Arnautovic ist und bleibt konkurrenzlos, das Manko fehlender Chancenauswertung kann aber auch der Topstar der Österreicher nicht ausmerzen. Wenn Marcel Sabitzer und Valentino Lazaro ihre Topform für die Euro konservieren, darf die Erwartungshaltung steigen. Ob der wechselwillige Augsburg-Stürmer Michael Gregoritsch sein aktuelles Tief überwinden kann, bleibt abzuwarten.
Die Aussichten für Lukas Hinterseer sind eher trüb gehalten, während der nach schwerer Verletzung demnächst wieder ins Geschen eingreifende Hannes Wolf noch zur echten Alternative heranreifen kann. Was die Torquote betrifft, könnte auch der in dieser Hinsicht trotz Austria-Krise erprobte violette Stürmer Christoph Monschein noch zum Thema werden.