Erstmals seit knapp vier Jahren könnte Österreich heute wieder eine EM-Qualifikationstabelle anführen. Ein Sieg in Warschau gegen Polen, den Tabellenführer der Gruppe G, wäre die Voraussetzung. Hier eine Aufschlüsselung einiger Faktoren, die für den Sprung an die Spitze sprechen.

Mentalität: Der wichtigste Aspekt, warum das ÖFB-Team wieder in die Spur gefunden hat. Der Umbruch mit hungrigen Spielern, die für frischen Wind sorgen, hat sich auch auf die alte Garde positiv ausgewirkt. Der Drang, 90 Minuten mannschaftlich geschlossen Vollgas zu geben, ist unübersehbar. Die Zeiten der Überheblichkeit und des Schönredens gehören der Vergangenheit an. Reife dominiert. Jeder versteht es, Spiele richtig zu analysieren und einzuordnen.

Franco Foda
Franco Foda © APA/ROBERT JAEGER

Franco Foda: Der Teamchef hat die richtige Mischung gefunden und der Mannschaft eine Spielidee mit enormer Variabilität eingetrichtert, die sich mit ihrer DNA ideal vereinbaren lässt. Sämtliche Zahnräder greifen immer besser ineinander.

Konrad Laimer
Konrad Laimer © GEPA pictures

Konrad Laimer: Der 22-Jährige stand zuletzt drei Mal in der Startelf – alle Spiele wurden gewonnen. Dazu trägt die Laufmaschine im Mittelfeld einen Großteil bei. Der Leipzig-Legionär sorgt mit seinem Gefühl für das Pressing im richtigen Moment für unzählige Ballgewinne. Dazu erzielte der bodenständige Laimer zuletzt sein erstes Länderspieltor und hält auch schon bei drei Assists.

Marcel Sabitzer
Marcel Sabitzer © GEPA pictures

Marcel Sabitzer: Weit hinter den Erwartungen blieb der Steirer im Vergleich zu seinen Klubleistungen lange Zeit. Seit dem Juni-Lehrgang zeigt die Leistungskurve auch im ÖFB-Trikot steil nach oben. Dem Leipziger merkt man die Spielfreude auf seiner Lieblingsposition deutlich an – und das Zusammenspiel mit seinen offensiven Nebenleuten Valentino Lazaro, David Alaba und Marko Arnautovic läuft nach dem Motto „blindes Verständnis“.

Marko Arnautovic
Marko Arnautovic © GEPA pictures/ Jasmin Walter

Marko Arnautovic: Der Wiener beweist mit seinen Leistungen, dass viel Kritik in Bezug auf seinen China-Transfer völlig ungerechtfertigt erfolgt. Er hat nichts von seiner Klasse verloren. Zudem verkörpert Arnautovic – im Gegensatz zu einigen anderen – mit seiner bedingungslosen Bereitschaft, für das ÖFB-Team zu spielen, genau das, was viele Fans als Grundbedingung sehen: Keiner trägt den Adler stolzer auf der Brust.

Das 0:1 von Piatek beim EM-Quali-Spiel Österreich gegen Polen im März 2019
Das 0:1 von Piatek beim EM-Quali-Spiel Österreich gegen Polen im März 2019 © GEPA pictures

Polen und Israel: Vielleicht wird schon heute eine Reaktion auf die 0:1-Heimniederlage gegen Polen im März zu sehen sein. Damals sorgte Krzysztof Piatek für die Entscheidung. Österreich war zumindest ebenbürtig, aber nicht abgeklärt. Eine kleine Unachtsamkeit verhinderte einen Punktgewinn. Drei Tage später folgte das 2:4 in Israel, das unsachliche Kritik mit sich brachte. Der positive Effekt: Diese Ereignisse schweißten die Truppe richtig zusammen. Heute gilt es, die Reifeprüfung zu bestehen.