China-Legionär Marko Arnautovic hat im Angesicht eines weiteren Rücktrittes aus dem österreichischen Nationalteam ein Bekenntnis zu einem längeren Verbleib in der ÖFB-Auswahl abgegeben. "Solange ich Fußball spielen kann und der Trainer Lust hat mich einzuberufen, werde ich hier sein und alles dafür tun, meine Leistung zu bringen", betonte der 30-Jährige am Dienstag im Teamcamp in Saalfelden.
Anfang vergangener Woche hatte Schalkes Guido Burgstaller mit 30 seine ÖFB-Karriere beendet - wie in den Jahren davor bereits Ex-Kapitän Christian Fuchs, Markus Suttner, Zlatko Junuzovic oder Martin Harnik. "Ich habe noch nie nachgedacht über sowas. Mir ist das Nationalteam wichtig", erklärte Arnautovic. "Ich denke auch, dass ich ein guter oder vielleicht wichtiger Bestandteil hier bin und der Mannschaft weiterhelfen kann."
Daran soll sich auch durch den im Juli erfolgten Wechsel von West Ham zu Shanghai SIPG nichts ändern. "Ich werde nicht Qualität verlieren dort. Und ich werde auch nicht müde sein, weil ich lange fliege", versicherte der Angreifer. Vom Spielniveau in der chinesischen Liga sei er selbst überrascht. "Die Leute in Europa haben wenig Ahnung, was dort passiert. Es ist nicht die Qualität von England, aber es ist sehr gut."
"Ich wollte raus aus Europa, etwas anderes sehen"
Vier Tore hat Arnautovic in fünf Ligaspielen bisher erzielt. Dazu kamen zwei Einsätze im Cup und einer in der asiatischen Champions League. Die Entscheidung für China sei primär mit seiner Frau gefallen, aber auch mit seinen Eltern und seinem Bruder. "Tage und Nächte lang sind wir gesessen." Am Ende habe sein Gefühl überwogen, die Welt kennenlernen zu wollen. "Ich wollte raus aus Europa, mal etwas anderes sehen - das hat mich immer schon gereizt."
Die Chinesen hätten sich nach einem ersten Angebot im Winter ein zweites Mal sehr um ihn bemüht. "Sie haben mir das Gefühl gegeben, dass ich wichtig sein kann." Dazu sei der Verdienst "überragend", sagte Arnautovic. Mehr als 220.000 Euro pro Woche soll der Offensivstar in den kommenden dreieinhalb Jahren kassieren. "Aber es geht nicht alles um Geld."
Das Leben in Shanghai sei interessant. Arnautovic residiert mit seiner Familie in einer Wohnung mitten im Zentrum der 26-Millionen-Einwohner-Metropole. Der Club agiere hochprofessionell. Sein Fahrer fungiert gleichzeitig als Privatbetreuer, ist rund um die Uhr für ihn da. "Sonst ist es wie in Europa. Du gehst zum Training, spielst und gehst wieder nach Hause."
Den meisten Kontakt hat Arnautovic zu seinen brasilianischen Teamkollegen Oscar und Hulk, zumal er sich mit ihnen auf Portugiesisch unterhalten kann. Die Sprachbarriere zu den Chinesen sei beträchtlich. Ansonsten hat dem Familienvater nur das Wetter im chinesischen Sommer Probleme bereitet. "Am Tag hat es gefühlte 45 Grad mit 97 bis 98 Prozent Luftfeuchtigkeit. Es ist sehr schwül."
Anders, schon leicht herbstlich präsentiert sich das Pinzgau, in dem sich das ÖFB-Team auf das EM-Quali-Spiel am Freitag (20.45 Uhr/live ORF 1) in Salzburg gegen Lettland vorbereitet. "Wir müssen Lettland respektieren", wollte Arnautovic von einem Pflichtsieg nichts wissen. "Aber wir wollen natürlich die drei Punkte."
Seine Tore könnten den Ausschlag geben. 24 hat Arnautovic bisher in 81 Länderspielen erzielt. In der ewigen ÖFB-Schützenliste fehlen dem neuntplatzierten Wiener zwei Treffer auf die Legenden Mathias Sindelar und Andreas Herzog. Hält er sein Versprechen und bleibt dem Nationalteam noch lange erhalten, könnte Arnautovic Herzog auch bei den Einsätzen (103) als Rekordmann ablösen.