Timo Werner (Leipzig), Julian Brandt (Dortmund), Leroy Sane (Manchester City) und Kai Havertz (Leverkusen) sind jedem Fußballfan ein Begriff. Das Offensiv-Quartett weist einen Marktwert von mehr als 300 Millionen Euro auf und gilt als die Zukunft des deutschen Fußballs. Weil Teamchef Joachim Löw diese aber bereits eingeläutet hat, fehlen die (wie auch weitere namhafte) Akteure bei der U21-Europameisterschaft in Italien und San Marino, obwohl sie noch spielberechtigt wären. Der deutschen Qualität tut dies aber keinen Abbruch. Angeführt von Kapitän Jonathan Tah stachen in der starken Truppe (314 Millionen Euro Marktwert, Österreich hält bei 55) bislang vor allem Luca Waldschmidt (vier Tore) und Marco Richter (drei Treffer) heraus, die die Torschützenliste des gesamten Turniers anführen.

Kommentar: Zeigt den Deutschen, dass wir mehr als eine Skination sind!

Heute um 21 Uhr stellt sich Österreichs U21 den Deutschen in den Weg. In Udine (9200 Tickets waren bis Samstagabend verkauft) geht es am letzten Spieltag der Gruppe B um den Aufstieg ins Halbfinale (Aufstiegsszenarien siehe links). Einen besonderen Stellenwert nimmt die Partie aus vielerlei Hinsicht ein. Österreich stellt mit 30 so viele Legionäre in der deutschen Bundesliga wie kein anderes Land. Ein Quintett spielt auch bei der U21-EM und trifft dabei auch auf Klubkollegen. Christoph Baumgartner und Stefan Posch spielen mit Nadiem Amiri bei Hoffenheim. „Ich habe mich mit ihm am Freitag getroffen. Wir verstehen uns gut und der Spaß kommt nie zu kurz“, sagt Posch.

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Während Marco Friedl auf seine Klubkollegen von Werder Bremen, die Brüder Maximilian und Johannes Eggestein, trifft, könnte Kapitän Philipp Lienhart sogar direkter Gegenspieler von Waldschmidt sein. Sein Freiburg-Kollege verbindet laut Lienhart „Schnelligkeit, Technik und Torgefahr“. Ein ganz besonderes Duell kommt auf den bislang stärksten Österreicher Kevin Danso zu. Denn Richter ist in Augsburg gar sein Zimmerkollege. „Wir haben fast jeden Tag Kontakt. Ich freue mich total für ihn, dass es so gut für ihn läuft“, sagt der 20-jährige Weststeirer und fügt mit einem breiten Grinsen hinzu: „Ich habe ihm schon gesagt, dass wir sie schlagen werden.“

"Wir sind klarer Außenseiter, müssen aber gewinnen"

Das gefürchtete Angriffsduo kennt Teamchef Werner Gregoritsch bestens. „Mein Sohn Michael spielt mit Marco Richter bei Augsburg zusammen und war beim HSV mit Luca Waldschmidt. Ich kenne beide Spieler gut. Beide haben nicht den großen Namen, treten aber frech und unbeschwert auf. Ich wünsche ihnen alles Gute, aber gegen uns können sie sich gerne zurückhalten“, sagt der 61-Jährige, der die Ausgangslage realistisch einschätzt. „Wenn uns vor der EM jemand gesagt hätte, dass wir um den Semifinal-Aufstieg spielen, hätten wir uns gefreut. Aber wir wissen, wie schwer die Aufgabe ist. Wir sind gegen Deutschland klarer Außenseiter, müssen aber gewinnen.“

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Mit Antonio Di Salvo arbeitet ein ehemaliger Kapfenberg-Schützling von Gregoritsch („Er kennt meine Philosophie ganz genau“) als Co-Trainer bei Deutschland. Nicht nur deshalb spricht der rot-weiß-rote U21-Teamchef von „Derbycharakter. Ich hoffe, dass noch viel mehr Leute ins Stadion kommen“, sagt Gregoritsch. „Österreich freut sich immer, wenn es gegen die Deutschen geht. Aber leider wachen wir dann meistens als Verlierer auf.“

Gänsehautmomente

Der zwölfte Mann wird wichtig sein, um das Unmögliche möglich zu machen. „Als gegen Dänemark bei der Hymne die Fans mitgesungen haben, war das ein echter Gänsehautmoment. Wenn es noch mehr solche Fans geben würde, hätte ich nichts dagegen“, sagt Torhüter Alexander Schlager, der das Rezept kennt, um noch einmal Vollgas geben zu können. „Drei Spiele in sechs Tagen zehren an den Kräften. Aber wenn der Kopf sagt, ich gebe Gas, ist der Körper das Tragemittel. Und gegen Deutschland wird jeder mit 100 Prozent marschieren.“

So kann Österreich noch ins Halbfinale bei der EM aufsteigen!

ÖFB-Präsident Leo Windtner hofft, dass es die U21 dem A-Team gleichmacht, das im Vorjahr Deutschland in einem Test in Klagenfurt mit 2:1 besiegte. Windtner: „Und Udine ist ja nicht weit weg von Klagenfurt.“