2017 ist für Österreichs Fußball-Frauen-Nationalteam das mit Abstand beste Jahr in der Geschichte gewesen. Den Abschluss hätte sich die Truppe von Coach Dominik Thalhammer aber ganz anders vorgestellt. Das 0:4 in Spanien im dritten Qualifikationsspiel in Palma auf Mallorca warf Rekordtorschützin Nina Burger und Co. im Kampf um ein Fixticket für die WM-Endrunde 2019 in Frankreich weit zurück.
Spanien (9) liegt nach dem 15. Sieg in einer Endrunden-Qualifikation in Folge in der Gruppe 7 ohne Punktverlust an der Spitze. Finnland, das nach zwei Partien auch noch eine weiße Weste hat, und Österreich (je 6) liegen dahinter. Da bei Punktegleichheit zuerst das direkte Duell zählt, verschlechterte sich die ÖFB-Ausgangsposition am Dienstag erheblich. Denn ein 4:0 aufzuholen, wird am 10. April 2018 im "Rückspiel" in Österreich wohl kaum möglich sein.
Die ÖFB-Auswahl wird also ziemlich sicher mehr Punkte als Spanien machen müssen. "Für mich war noch gar nichts vorentscheidend. Wenn das letzte Spiel gespielt ist, kann man sagen, wie es ausgegangen ist", sagte Torfrau Manuela Zinsberger. Auch für Thalhammer, der auch Finnland als harten Konkurrenten im Aufstiegsrennen sieht, ist noch keine Vorentscheidung gefallen. "Aber natürlich tut die Niederlage sehr weh, vor allem nach diesem unglaublich erfolgreichen Jahr. Wir hätten uns einen anderen Abschluss gewünscht", verlautete der 47-Jährige.
Völlig ausgelaugt
Im Vergleich zum 5:3-Erfolg im Elfmeterschießen nach torlosen 120 Minuten im EM-Viertelfinale gab es bei der ÖFB-Auswahl nur zwei personelle Änderungen. Virginia Kirchberger und Nadine Prohaska begannen anstelle der verletzten Viktoria Schnaderbeck und Lisa Makas. Die Leistung der ÖFB-Kickerinnen war aber eine völlig andere, sie wirkten nach einem intensiven Jahr völlig ausgelaugt.
Die klar spielbestimmenden Spanierinnen revanchierten sich eindrucksvoll, waren immer einen Schritt schneller, die Gäste liefen nur hinterher, kamen auch nicht in die Zweikämpfe. Insgesamt waren die Ibererinnen, für die Alexia Putellas (3.), Patricia Guijarro (16.), Irene Paredes (43.) und Virginia Torrecilla (57.) trafen, näher am fünften Treffer dran, als Österreich am Ehrentor. Keine Topchance und nur ein Torschuss in 90 Minuten verdeutlichten die ÖFB-Harmlosigkeit.
"Immer einen Schritt langsamer"
Daran konnte auch die rechtzeitig fit gewordene Offensivstütze Laura Feiersinger nichts ändern. "Wir haben uns alle viel mehr vorgenommen. Wir haben ihnen viele Räume gegeben, nicht so aggressiv gespielt und waren immer einen Schritt langsamer", resümierte die SC-Sand-Legionärin.
Die beste ÖFB-Akteurin war noch Zinsberger, die nach zwei Zu-Null-Siegen gegen Serbien (4:0) und Israel (2:0) viermal hinter sich greifen musste. "Mit der Leistung, die wir gezeigt haben, das waren definitiv nicht wir", ärgerte sich die Niederösterreicherin. Sie war ratlos: "Die Vorbereitung war wie immer, der Trainer hat uns gut eingestellt, wir haben gewusst, was auf uns zukommt. Ich weiß nicht, woran es lag."
Laut dem auf der Bank ratlos wirkenden Thalhammer habe man schwer ins Spiel gefunden. "Wir hatten vor allem bei ersten und zweiten Bällen kaum Zugriff. Zudem konnten wir die Bälle nur schwer behaupten. Es hat an den Basics gekrankt", analysierte der Wahl-Oberösterreicher. Spanien hätte ähnlich wie bei der EURO gespielt. "Damals haben wir bessere Lösungen gefunden, diesmal war das nicht der Fall", betonte Thalhammer.
Trotzdem viel erreicht
Seine Spielerinnen können nach einem aufregenden Jahr samt EM-Halbfinaleinzug und der Wahl zur "Mannschaft des Jahres" in der Heimat einmal durchatmen. "Auch wenn es momentan sehr wehtut, dürfen wir auch nicht vergessen, was wir alles erreicht haben", erinnerte Feiersinger an das "Sommermärchen".
Die WM-Quali wird erst am 5. April mit einem Heimspiel gegen Serbien fortgesetzt. "Jede Einzelne muss sich das Spiel noch einmal zu Herzen nehmen und nachdenken, was schief gelaufen ist. Beim nächsten Spiel müssen wir es definitiv besser machen, weil so kann es nicht weitergehen", verlautete Zinsberger. Thalhammer ist guter Dinge. "Wir werden wieder aufstehen", sagte der ÖFB-Coach. Sein Team könnte 2018 auch über Rang zwei eventuell ein WM-Ticket lösen. Die vier besten Zweiten der sieben Pools spielen sich in den Play-offs einen weiteren WM-Platz aus.