Marcel Koller wird heute wie auch in den vergangenen Wochen ganz normal seinen Dienst antreten und im Büro des ÖFB aufkreuzen. Der Schweizer will sich nichts zuschulden kommen lassen, läuft sein Vertrag doch noch bis 31. Dezember. Wie lange der 56-Jährige noch die Räumlichkeiten am Rande des Ernst-Happel-Stadions betritt, könnte sich heute herausstellen. Dann nämlich, wenn ÖFB-Präsident Leo Windtner nach der Präsidiumssitzung der Öffentlichkeit einen neuen Teamchef präsentieren wird.
Die Ausgangsposition scheint klar: Wirtschaftliche Aspekte geben den Ausschlag. International renommiertere Trainer verlangen um ein vielfaches von jenem Gehalt, das Koller noch kassiert. Absolute Wunschkandidaten wie Ralph Hasenhüttl oder Peter Stöger, für die man sogar tiefer in die Tasche gegriffen hätte, sind nicht verfügbar.
Somit bleiben nur noch drei Kandidaten im Rennen um das höchste Fußballlehreramt übrig. Uneingeschränkte Sympathien brächten die acht Millionen Teamchefs wohl keinem Kandidaten entgegen. Das ist bei Franco Foda (51), Thorsten Fink (50) und Andreas Herzog (49) nicht anders.
Foda befindet sich in der Pole Position, wenngleich aus ÖFB-Kreisen zu hören ist, dass dem 51-Jährigen seine oft unterkühlte Art und Distanziertheit zum Verhängnis werden könnte. Ähnlich verhält es sich bei Fink, der im Umgang mit Medienvertretern nicht als pflegeleicht gilt, mit seinen Interviews bei ORF-Moderator Rainer Pariasek stark aneckte.
Als umgänglichster Protagonist gilt Herzog. Dafür hat er ein anderes Problem. Während Foda und Fink als Trainer viel Erfahrung gesammelt und sogar schon Titel gewonnen haben, hat Herzog nur im ÖFB-Nachwuchsbereich als Cheftrainer gearbeitet. Nicht zu Unrecht fragen sich viele, ob sich der 49-Jährige zu schade dafür ist, einen Klub zu trainieren – notfalls im Unterhaus. Foda (Sturm Amateure) und Fink (Red Bull Juniors) begannen ihre Trainerkarrieren in der Regionalliga.
Ausschlaggebend könnte das wirtschaftliche Argument sein. Während für Foda und Fink – noch nie war ein Deutscher ÖFB-Teamchef – Ablösen an Sturm bzw. Austria zu berappen wären, ist Herzog vertragslos. Marcel Koller wird seinen Schreibtisch auf jeden Fall räumen – an einen deutlich billigeren Nachfolger.