Marcel Koller und Willi Ruttensteiner müssen abtreten, aber im letzten Spiel unter dem Schweizer wird die Uhr vorgestellt. Wer heute auf die Startformation des österreichischen Nationalteams schaut, blickt in die Zukunft. Mit einem Durchschnittsalter von exakt 24,0 Jahren läuft heute die jüngste Elf ein, die Koller je aufgeboten hat.

Mit einem besonders jugendlichen Antlitz wird zum WM-Qualifikationsausklang in Moldawien heute die Abwehr auftreten: Das Quartett, bestehend aus Moritz Bauer, Philipp Lienhart, Kevin Danso und Maximilian Wöber, kommt gemeinsam auf gerade sechs Länderspiele, wobei Lienhart debütiert, nachdem Wöber gegen Serbien seine Premiere gefeiert hatte. Der Älteste im Elfer-Bunde ist Kapitän Julian Baumgartlinger mit 29 Jahren. Fünf Spieler haben erst 22 Jahre oder weniger in den Beinen, mit Danso und Wöber kommen sogar zwei Teenager zum Zug.

Die Verjüngungskur ist natürlich keine rein freiwillige Maßnahme, sondern auch eine Folge der zahlreichen Ausfälle im österreichischen Team. Aleksandar Dragovic ist gesperrt, Stefan Ilsanker ergänzte wegen einer Zehenprellung die lange Liste der Verletzten. Insgesamt fehlen zwölf potenzielle Kadermitglieder, neun davon gehören zum engsten Stamm. Die starke Leistung im Match gegen Serbien aber hat bereits den Generationswechsel angekündigt und gleichzeitig auch den Beleg dafür abgeliefert, dass die Arbeit der vergangenen Jahre (unter Ruttensteiner) Früchte trägt. Kollers Nachfolger kann jedenfalls aus dem Vollen schöpfen und wird die Qual der Wahl haben, wenn die Maroden wieder parat stehen.

Die Physis stimmt

Koller hat vollstes Vertrauen in die junge Elf und zuletzt mit dem 3:2 in Wien gegen die Serben auch wieder etwas zurückbekommen. „Wir haben eine junge Verteidigung. Die Spieler haben aber gezeigt, dass sie in der physischen Verfassung sind, das hinzukriegen.“ Neuling Lienhart bekam einen Extra-Lob-Vorschuss. „Er ist beidfüßig, ruhig und macht seine Sache sehr konzentriert“, hat der Freiburg-Legionär in dieser Übungswoche den Teamchef überzeugt.

Für Koller geht heute eine lange Reise an jenem Ort zu Ende, wo sie 2014 mit dem Start in die erfolgreiche EM-Qualifikation begonnen hatte. Das 2:1 auswärts gegen Moldawien war damals der Auftakt zu einer einmaligen Serie mit neun Siegen in Folge. Weil eine Verbesserung des derzeitigen vierten Platzes nicht mehr möglich ist, geht es „nur“ noch um die Ehre, oder, wie Koller es formuliert, um die „Außendarstellung“. Schließlich will die Mannschaft wie schon gegen Serbien zeigen, dass sie zu Unrecht im Bewerbungsverfahren für Russland 2018 auf der Strecke blieb. Die meistens gezeigte spielerische Qualität hinterließ in der Tabelle nicht den ihr gebührenden Abdruck. Für die Setzung bei der Auslosung zur Nations League im kommenden Jänner ist die Partie allerdings nicht ganz unbedeutend. Ein Sieg würde nicht nur Koller einen erfolgreichen Abschied bescheren, sondern das Team auch in dieser Hinsicht weiterbringen.

Wie es nach diesem Spiel weitergeht, ist noch offen. Am 30. Oktober soll der neue Teamchef gekürt werden, der dann schon für das November-Trainingslager vorgesehen ist. Am 14. November folgt ein Test, voraussichtlich gegen Uruguay.