Herr Koller, mit welchen Gefühlen gehen Sie in dieses nun definitiv letzte Spiel unter Ihrer sportlichen Leitung?
Ganz normal. Ich freue mich darauf und werde noch einmal alles reinhauen und hoffen, dass die Spieler die gute Leistung, die sie jetzt geboten haben, noch einmal abrufen können und alles auf den Platz werfen.
Jetzt, da Sie gehen müssen, wie schätzen Sie anhand der jüngsten Entwicklungen die Situation um das österreichische Nationalteam ein?
Wenn Verträge auslaufen, wie jetzt von meiner Seite, hat man die Möglichkeit, etwas anderes zu tun – das hat der ÖFB getan. Ob das dann zu Schaden führen wird, ist von den Neuen abhängig. Was jetzt abgelaufen ist in dieser Woche, das war ein bisschen schwierig. Auf der einen Seite konnte man schon lesen, dass Peter Schöttel neuer Sportdirektor wird, und er ist es dann auch geworden. Das sagt schon einiges aus. Die Medien wissen mehr als diejenigen, um die es eigentlich geht.
Da klingt ein kritischer Unterton mit, oder?
Ja, das kann man so sagen.
Was sehen Sie jetzt auf das Team zukommen?
Ja, das weiß ich nicht. Es ist ja nicht mehr meine Aufgabe, das zu beurteilen. Das müssen andere tun. Andere haben entschieden, dass es besser ist, diesen Wechsel durchzuführen. Ich glaube, sie müssen das dann auch verantworten, so wie das bei uns der Fall war, wenn es dann nicht gut läuft. Wenn es gut läuft, sind eh immer alle dabei, das kennen wir ja. Aber wenn nicht, muss man sich auch hinstellen und sagen, es war vielleicht falsch.
Machen Sie sich Sorgen um das österreichische Nationalteam? Befürchten Sie, dass die von Ihnen geleistete Aufbauarbeit wieder zunichtegemacht wird, oder glauben Sie, dass die Mannschaft so gefestigt ist, dass in dieser Hinsicht gar nichts passieren kann?
Das ist derzeit kaum zu beurteilen, weil ich ja nicht weiß, wer kommt. Und den jetzt bestellten Peter Schöttel kenne ich nur als Klub-Trainer.
Wie beurteilen Sie die Vorgangsweise und den Umstand, dass jemand zum neuen Sportdirektor ernannt wird, der sagen muss, dass er eigentlich noch kein Konzept hat?
Ja, also (zögert, denkt nach, nach einer kurzen Pause): Nein, dazu möchte ich eigentlich nichts sagen.
Wie schätzen Sie die Trennung des ÖFB von Willi Ruttensteiner ein? Es wurde ihm ja auch vorgeworfen, er sei zu nahe am A-Team.
Ich bedaure es, dass er gehen muss. Es ist schade, weil ich ihn als Person sehr schätze. Dass er beim Team dabei ist, war ja mein ausdrücklicher Wunsch. Er hat uns immer sehr unterstützt. Ich glaube auch, dass ein Sportdirektor über dem Teamchef stehen muss, und er muss ja die sportlichen Vorgänge dem Präsidium gegenüber kommunizieren. Dort sitzen ja keine Fachleute. Ob die das dann interessiert oder nicht, können wir aber nicht beeinflussen.
Ruttensteiner ist vorgeworfen worden, das Abschneiden bei der Euro unzureichend analysiert zu haben. Wie beurteilen Sie diese Kritik an der Arbeit?
Das muss doch endlich ein Ende haben. Ich habe noch kein Land gesehen, wo so lange nachgefragt wurde. Wir haben die Euro sehr kritisch und intensiv analysiert, aber in erster Linie intern. Wir haben halt nicht alles nach außen getragen. Ich glaube nicht, dass alles für die Öffentlichkeit bestimmt sein muss.
Hatten Sie das Gefühl, dass im Hintergrund schon seit längerer Zeit gegen das Duo Ruttensteiner/Koller gearbeitet wurde?
Es ist halt so, wenn man verliert, kommen Gegenstimmen. Es war ja eigentlich von Anfang an immer mal Kritik dabei, schon bei meiner Bestellung.
Besteht die Gefahr, dass Österreich nun nach Ihrem Abgang wieder in alte Muster zurückfallen könnte?
Das wird teilweise so geschrieben, aber ich kenne die Ideen nicht, da wurde ja nichts kommuniziert.
Zuletzt hatten sich einige Spieler mehrfach positiv über Ihre Arbeit geäußert. Haben Sie mit Ihnen rückblickend über die gemeinsame Zeit gesprochen?
Nein. Der Fußball ist so schnelllebig. Das ist ja bei den Vereinen auch so. Da kommt ein Trainer, dann geht ein Trainer wieder. Wir werden ja auch weiterhin Kontakt haben.
Haben Sie schon einen neuen Trainerjob in Aussicht?
Es waren Anfragen da, aber bis Dezember bin ich sicher noch hier. Da besteht keine Eile.
Können Sie sich vorstellen, auch einen österreichischen Verein zu übernehmen?
Grundsätzlich schon, aber da lasse ich jetzt auf jeden Fall ein bisschen Zeit vergehen.