Der Blick hinter die Kulissen ging bisher ins Leere, aber heute fällt in Gmunden am Traunsee der Vorhang im tagelangen Spekulationstheater um die Zukunft von Marcel Koller, denn zumindest über diese soll am Abend Klarheit herrschen. Zuvor war ein Vieraugengespräch anberaumt, in dem der Schweizer dem ÖFB-Präsidenten Leo Windtner seine Vorstellungen unterbreiten sollte. Wie das weitere Prozedere aussieht, hängt davon ab, ob Koller weiterhin Lust auf den Job des österreichischen Fußball-Teamchefs hat oder nicht.
Was will Koller selbst?
Ist der 56-Jährige zum Schluss gekommen, dass eine Fortsetzung keinen Sinn mehr mache, dann ist wohl damit zu rechnen, dass augenblicklich der Schlussstrich unter die sechsjährige Amtszeit gezogen wird. Die WM-Qualifikation (Spiele gegen Serbien/6. 10. und Moldawien/9. 10.) noch mit Koller zu Ende zu spielen, wäre in diesem Fall nicht zielführend. Unverzüglich würde sodann das Rennen um die Nachfolge einsetzen, und Windtner müsste sich auf jeden Fall mit einem Casting auseinandersetzen.
Aber Koller hat Ehrgeiz und Stolz, und die in der Weltrangliste auf Platz 57 abgestürzte Nationalmannschaft in dieser Position zu hinterlassen, passt gewiss nicht in sein Konzept. Daher ist trotz der sportlichen Rückschläge denkbar, dass der Teamchef für eine weitere Periode bereit steht. Diese Variante würde eine Grundsatzdebatte entfachen. Über den Inhalt des unter strengster Geheimhaltung abgehaltenen Gesprächs informiert Windtner zuerst das Präsidium, das sodann über die weitere Vorgangsweise berät.
Wer kann das Erbe antreten?
Das kann lange dauern. Einige Mitglieder des 13-köpfigen Gremiums (neben Windtner die neun Landespräsidenten und drei Bundesliga-Vertreter) haben sich schon in Richtung Abschied vom Schweizer geäußert, andere wiederum zu verstehen gegeben, dass sie sich durchaus eine Ära Koller III vorstellen könnten. Für die Bestellung eines Teamchefs ist im Präsidium die einfache Mehrheit von sieben Stimmen erforderlich. Sollte ein Nachfolger gesucht werden müssen oder wollen, stellt sich die Frage: Wer kann dieses Erbe antreten?