Sie sind als Torfrau des FC Bayern München eine von 15 Spielerinnen des ÖFB-Frauen-Nationalteams, die in der deutschen Bundesliga engagiert ist. Macht dies auch die Stärke des österreichischen Nationalteams aus?
MANUELA ZINSBERGER: Die deutsche Bundesliga ist eine der stärksten Ligen in Europa. Dort mitzuhalten und sich weiter zu entwickeln ist für jede einzelne Spielerin wichtig. Ich kann nur jeder empfehlen, wenn sie die Chance hat, nach Deutschland zu gehen.
Mit Carina Wenninger und Viktoria Schnaderbeck gibt es bei den Bayern sogar ein Österreicherinnen-Trio.
Mit den beiden habe ich auch sehr gute Freundinnen gewonnen. Sie spielen als Verteidigerinnen auch vor mir, ich weiß, wie ich sie anspielen, in Szene setzen kann und wie sie die Bälle bekommen wollen. Wir gehen aber auch oft Essen oder Kaffee trinken, schauen gemeinsam Filme an. Wie man uns in Österreicher kennt, tratschen wir auch gerne. Da gibt es oft kein Punkt und Komma.
Haben Sie eigentlich Vorbilder? Mit Manuel Neuer ist ja der mehrfache Welt-Torhüter Ihr Vereins-Kollege.
Klaur schaue mir schon viel von ihm ab, er ist aber kein großes Vorbild. Ich schaue mir auch von Gianluigi Buffon viel ab. Wenn ich ein Spiel sehe, betrachte ich immer beide Torhüter und versuche, das Beste für mich herauszupicken.
Was erwarten Sie sich von der Europameisterschaft?
Das Bestmöglichste abzurufen. Wir wissen genau, wir sind das erste Mal bei der EM dabei, aber wir sind auch nicht ohne Grund dabei. Wir dürfen uns nicht unterkriegen lassen und können selbstbewusst auftreten. Wir haben etwas erreicht und uns weiterentwickelt.
Beim österreichischen Frauen-Team wird immer der Mannschaftsgedanke und der starke Zusammenhalt gelobt. Wird der Team-Gedanke bei Ihnen wirklich so groß geschrieben?
Wir haben nicht die großen Individualisten in der Mannschaft, sondern sind im Kollektiv stark. Das zeichnet uns aus. Wir ziehen alle an einem Strang. Auch andere Nationen bewundern unseren Zusammenhalt. Da hilft auch der Betreuer-Stab. Im Training wird der Fokus hochgehalten, aber der Spaß kommt definitiv nicht zu kurz.
Sie haben Ende Juni Ihre Ausbildung als Bürokauffrau abgeschlossen. Wie ging sich die Doppelbelastung mit Fußball und Arbeit aus?
Ich habe die letzten Jahre 40 Stunden neben dem Fußball gearbeitet. Das war schon einiges, aber ich bin froh, die Ausbildung nun vor der EM abgeschlossen zu haben. Bei den Bayern konnte ich dadurch das Vormittagstraining nicht wahrnehmen. In Zukunft will ich nun die Regenerationsphasen genießen und das, was ich in den letzten Jahren verpasst habe nachholen, Vollgas geben und 30, 40 Prozent mehr rausholen.
Als große Leidenschaft erwähnen Sie auch immer das Kochen.
Dabei kann ich runterkommen. Ich habe auch kein Problem damit für 15 Leute zu kochen oder mehrere Stunden in der Küche zu stehen. Die Inspiration kommt durch Facebook oder Koch-Webseiten und ich schaue dann, wie ich es für mich und vor allem gesund umsetzen kann. Und ganz wichtig: Bei mir isst das Auge immer mit. Am Teller muss das Essen pipifein aussehen, da kann es dann auch wieder kalt sein und noch einmal erwärmt werden müssen.
Haben Sie auch ein Lieblingsgericht?
Keines, das ich selbst koche. Aber wenn ich daheim bist, das Brathendl von der Oma. Das Essen von Mama und Oma ist sowieso einfach das Beste.
Sie sind auch sehr stark in den sozialen Netzwerken vertreten. Wie wichtig ist Ihnen dieser Kontakt mit den Fans?
Sehr wichtig, weil ich finde, wenn man Profi-Fußballerin ist, muss man den Fans etwas zurückgeben. Dementsprechend will ich sie auf dem Laufenden halten. Und es macht mich auch stolz, dass ich bereits so viele Follower gewinnen konnte.
Gibt es etwas, was Sie niemals veröffentlichen würden?
Ich habe kein Problem, ab und zu ein Foto meiner Familie zu zeigen. Aber vom Partner wird es kein Bild geben. Ich versuche, meine Person in den Fokus zu rücken. Es geht auch niemanden etwas an, wo ich wohne.