Österreichs Fußball-Frauen-Nationalteam startet diese Woche beim Zypern Cup ins Jahr 2017. Für die als Titelverteidiger antretende Truppe von Teamchef Dominik Thalhammer ist es eine erste Bewährungsprobe in der Vorbereitung auf die EM-Premiere im Sommer. Ergebnisse stehen dabei nicht im Vordergrund, die sollen dann vor allem beim Turnier in den Niederlanden von 16. Juli bis 6. August passen.
"Wir wollen natürlich jedes Spiel gewinnen, fahren aber nicht mit dem Ziel hin, dass wir den Titel unbedingt verteidigen müssen. Wir sehen den Zypern Cup als eine von vier Etappen auf dem Weg zur EURO", sagte Thalhammer. Die werde man auch für Experimente nutzen. "Wir wollen uns taktisch weiterentwickeln, werden viel probieren, auch personell. Die Prozesse stehen im Vordergrund."
Die ÖFB-Auswahl bekommt es in der Gruppe B mit Südkorea (Mittwoch, 16.30 MEZ, Larnaka), Neuseeland (Freitag, 13.30 MEZ, Nikosia) und Schottland (6. März, 13.30 MEZ, Larnaka) zu tun. "Diese Teams sind eher nicht mit unseren EM-Gegnern vergleichbar, von der Spielstärke schon, von der Spielidee aber nicht", sagte Thalhammer. Im Finale oder Platzierungsspiel am 8. März könnte es aber zum brisanten Aufeinandertreffen mit der Schweiz kommen, die am 18. Juli in Deventer Österreichs EM-Auftaktgegner ist.
Mit der Analyse der EM-Gegner wurde bereits begonnen
"Wenn es so ist, kann man es nicht ändern. Beide Teams werden sich bis zur EM ohnehin in- und auswendig kennen. So wie wir jetzt spielen, sehe ich es nicht als großes Problem", schilderte der 46-Jährige. Mit der Analyse der Eidgenossinnen sowie der weiteren EM-Gruppe-C-Gegner Frankreich (dieser Tage beim SheBelievesCup in den USA im Einsatz) und Island (dieser Tage beim Algarve Cup dabei) wurde bereits begonnen. Alle Partien von 2016 stehen zur Verfügung. "Wir werden bei der EM ein Klasse-Bild von jedem Gegner haben", versicherte Thalhammer. Auf Zypern wird ÖFB-Nachwuchs-Coach Andreas Heraf die Schweiz unter die Lupe nehmen.
Im ÖFB-Kader stehen 14 Legionärinnen, die Thalhammer durch engen Kontakt mit den Club-Trainern und via TV verfolgt, sowie neun Spielerinnen aus der heimischen Liga von Tabellenführer St. Pölten, Neulengbach und Sturm Graz. Mit Kapitänin Viktoria Schnaderbeck und Laura Feiersinger fehlen zwei Stützen verletzungsbedingt. Thalhammer hofft, dass die Mitte Dezember am Meniskus operierte Schnaderbeck Anfang März wieder ins Mannschaftstraining einsteigen kann. "Das wäre auch wichtig, weil sonst wird es schön langsam knapp. Man braucht ja auch wieder eine gewisse Zeit, um in Form zu kommen", macht sich der ÖFB-Frauen-Coach durchaus Sorgen.
Feiersinger ist seit Wochen mit einer Achillessehnenentzündung außer Gefecht. "Es ist nicht optimal, wenn dir zwei sehr wichtige Spielerinnen fehlen", sagte Thalhammer. Läuft alles nach Plan, sollte das Duo auf den restlichen drei Etappen, je einem Lehrgang im April, Juni und Juli, wieder dabei sein. Worauf dabei der Schwerpunkt liegt, machte der Ex-Admira-Trainer ganz deutlich: "Nummer eins Fitness, Nummer zwei Fitness, Nummer drei Fitness."
Thalhammer sieht sein Team "an der Startlinie"
Damit soll gewährleistet werden, dass Schnaderbeck und Co. für den historischen Sommer gerüstet sind. "Drei Spiele innerhalb kürzester Zeit, das ist eine ganz andere Konstellation als in der Qualifikation. Es wird wichtig sein, extrem fit zu sein, damit wir unsere Spielidee, die gegen den Ball ausgerichtet ist, nicht nur im ersten Spiel, sondern dann auch im zweiten und dritten Spiel umsetzen können", gab Thalhammer Einblick.
Zuvor warten noch hochkarätige Testgegner. Wie in den vier Partien auf Zypern geht es auch in den bis zur EM folgenden drei weiteren Testspielen gegen Gegner, die in der Rangliste besser klassiert sind als die auf Position 24 liegenden ÖFB-Frauen. "Es wird vielleicht auch Spiele geben, die wir verlieren. Unser Ziel ist es, dass wir uns bis zur EM das Image erarbeiten, dass es verdammt schwierig ist, gegen uns zu gewinnen", erklärte der seit 2011 tätige Thalhammer.
Nach geschaffter EM-Teilnahme sieht er seine Truppe jetzt wieder "an der Startlinie" stehen. Ein konkretes EM-Ziel wird in den nächsten Monaten gemeinsam mit den Kickerinnen, die von ihm ein individuelles Programm als Empfehlung für ihre Zeit beim Club erhalten haben, erarbeitet. "Noch haben wir dafür keinen großen Stress", meinte der Wiener. Zum Erfolg soll auch mentales Training führen. "Wir stehen vor einem Großereignis, das niemand kennt, sowohl dem Betreuerteam als auch den Spielerinnen fehlen die Erfahrungen. Deshalb ist es wichtig, auch mental gut vorbereitet zu sein", sagte Thalhammer. "Wir müssen auf jedes Detail achten."