Marcel Koller ist ein viel beschäftigter Mann, schließlich muss er ja was tun für sein Geld. Vom 30-Millionen-Jahres-Budget des ÖFB (nach Abzug der Abgaben an die Länder) entfallen geschätzte vier bis fünf Prozent (rund 100.000 Euro pro Monat plus Prämien) auf seine Gage. Da werden Ergebnisse gefordert. „Bei mir dreht sich alles um Fußball, acht Stunden am Tag.“
Auch jetzt, in der langen Winterpause für die Nationalmannschaft, gibt er keine Ruhe. Matchanalysen, Spielerbeobachtungen, Studium der kommenden Gegner stehen auf der Agenda des Schweizers. Der Teamchef zerlegt alles bis ins kleinste Detail, um die Matches vorauszuberechnen. Das meiste davon, wie etwa Video-Sessions, geschieht im Verborgenen, abgesehen von zufällig ins TV-Bild gerückten Matchbesuchen.
Koller erledigt die Feinarbeit, der Öffentlichkeit bleibt der Überblick auf das Geschehene, und dies sieht für das Jahr 2016 ziemlich grob aus. Drei Siege gab es in zwölf Spielen, bei drei Remis (zuletzt das 0:0 im Text gegen die Slowakei) und gleich sechs Niederlagen, und die Aussicht auf die WM in Russland ist derzeit nebelverhangen.
"Mannschaft hat funktioniert"
Aus den Erfahrungen des Erlebten sind die Schlüsse für das auch hinsichtlich der Zukunft Kollers entscheidende Jahr 2017 zu ziehen, denn nun sind grob gesagt Siege Pflicht. In einem langen Monolog filterte Koller wesentliche Aspekte der unerfreulichen Bilanz heraus. „Es war ergebnistechnisch kein erfolgreiches Jahr.“ Aber es seien durchwegs „sehr enge Spiele“ gewesen. Die Partien der WM-Qualifikation hätten auch, so Koller, allesamt gewonnen werden können.
Die Mannschaft habe immer alles versucht, „sie hat funktioniert“, wie Koller meint. Daher müsse man nun „das Gute herausheben und nicht alles schlecht reden“, so der Teamchef. Die Spieler hätten schon zu Jahresbeginn eine „gewisse Verunsicherung“ erkennen lassen, die Mangelerscheinungen wie abhanden gekommenes Selbstvertrauen oder länger anhaltende Formschwächen konnten aber trotz homöopathischer Therapie durch Gespräche und psychologische Betreuung nicht behoben werden.
Mit Druck umgehen
Die mit den ersten Negativerlebnissen verbundene öffentliche Kritik habe vielen Spielern zugesetzt, zum Beispiel einem David Alaba, der dies zuvor nicht einmal vom Hörensagen kannte. An der Behebung der Schäden wird weiter intensiv gearbeitet. „Ich versuche positiv zu bleiben, die Spieler zu ermuntern, zu unterstützen, ihnen Vertrauen zu geben, sie aber auch zu fordern.“
Am Spielstil mit Ballbesitz, Offensiv-Pressing und geordnetem Aufbau werde sich nicht viel ändern, situationsbedingt kann aber auch die Konter-Variante probiert werden, „um zu überraschen.“ Auch ein Kader-Umbau ist nicht zu erwarten. „Wir haben hier nicht 30, 40 Spieler auf diesem Level.“ Sein Team habe den Zenit noch nicht überschritten. „Wir haben nur gesehen, wie schwer es ist, ein erreichtes Niveau zu halten.“