Mit dem gelernten Innenverteidiger Kevin Wimmer hat ÖFB-Teamchef Marcel Koller eine Alternative für die linke Außenverteidigung gefunden. Das "Risiko" (Koller) wurde beim 2:2 in der WM-Quali gegen Wales zumindest nicht bestraft. Wimmer selbst, der bei seinem Klub Tottenham derzeit einen schweren Stand hat, kann sich weitere Einsätze auf dieser Position vorstellen: "Es hat geklappt."
Als "Positionsfremder" erhielt Wimmer den Vorzug vor Markus Suttner. Der hatte beim 2:1 in Georgien Anfang September die nach Christian Fuchs' Rücktritt verwaiste Stelle eingenommen, Koller dabei aber scheinbar nicht restlos überzeugt. David Alaba ist bei Bayern München zwar ebenfalls für den linken Defensivpart zuständig, wird von Koller aber im Mittelfeld gebraucht. "Es war ein gewisses Risiko, weil er zuletzt nicht gespielt hat, aber er kennt den englischen Fußball und hat extrem viel Ruhe in sich", sagte der Teamchef über Wimmer. Sein Fazit: "Er hat die Sache recht gut gemacht."
Montag stand der Plan
Ganz neu war die Aufgabe für Wimmer freilich nicht. Schon beim 1. FC Köln kam er in der zweiten deutschen Liga einige Male links hinten zum Einsatz. "Das ist schon eine Zeit her. Und da ist schon ein Qualitätsunterschied zwischen der zweiten deutschen Liga und einer WM-Quali gegen Wales", erinnerte sich der 23-Jährige, der Anfang der Woche in Kollers Pläne eingeweiht worden war: "Der Teamchef hat am Montag mit mir gesprochen, ob ich mir das vorstellen kann, weil ich es früher schon ein paar Mal gespielt habe", erzählte Wimmer. "Sicher ist es ein bisschen ungewohnt, die Abläufe sind ja doch ein bisschen anders. Es war nicht viel Zeit, um sich darauf einzustellen, aber ich habe versucht, das Beste daraus zu machen."
Insgesamt zog Wimmer ein positives Resümee, auch wenn er - höchst unglücklich - das zweite Tor für die Waliser besorgte. "Taktisch, von der Vorstellung her, hat es geklappt", sagte der ehemalige LASK-Akteur, der freilich offensiv keine echten Impulse brachte. "Er hätte vielleicht noch etwas mehr Zug nach vorne entwickeln können" befand Koller. Das bestätigte Wimmer: "In der Offensive war ich noch ein bisschen zurückhaltend und wollte den Fokus auf die Defensive legen. Wir wollten, dass wir hinter immer in der Überzahl bleiben, weil wir gewusst haben, dass die Waliser sehr konterstark sind, schnelle Spieler haben."
Andere Erwartungen
Der Einsatz kam Wimmer wohl auch als kleine Moralinjektion gelegen. Schließlich steht er bei Tottenham-Coach Maurizio Pochettino derzeit nicht hoch im Kurs. Wimmer kann aktuell nur 90 Minuten im Ligacup vorweisen, zumeist schaffte er gar nicht den Sprung in den Kader. "Nach der vergangenen Saison, wo ich gegen Ende schon relativ oft gespielt habe, bin ich schon mit anderen Erwartungen in die Saison gegangen", gestand Wimmer, der im Sommer 2015 vom 1. FC Köln in die englische Hauptstadt gewechselt war und seinen Vertrag erst im Juli bis 2021 verlängert hatte.
In der Vorbereitung machten ihm Oberschenkelprobleme zu schaffen. "Das hat mich ein bisschen zurückgeworfen. Es ist schwierig im Moment, aber ich warte geduldig auf meine Chance. Ich versuche, immer positiv zu bleiben." Wie lange das möglich ist, bleibe abzuwarten. "Die Rückmeldung vom Verein ist immer, dass sie sehr zufrieden sind, dass sie die Zukunft mit mir sehen. Das ist sehr positiv, aber es zählt das Hier und Jetzt." Eine Veränderung etwa im Winter sei nicht völlig ausgeschlossen. "Man wird sehen, was die nächsten Wochen an Einsatzzeiten bringen. Wir haben ja doch einige englische Wochen."
Vorerst richtete er seinen Blick aber auf das nächste Quali-Spiel gegen Serbien am Sonntag in Belgrad. Neuerlich ist ein Einsatz von Beginn an nicht unwahrscheinlich. "Er hat so gespielt, dass er weiterhin für diese Position infrage kommt", meinte Koller. Wimmer hätte nichts dagegen, schließlich sind die Plätze in der Innenverteidigung vergeben. "Wir haben links hinten sehr viele Spieler mit guter Qualität. Aber natürlich würde ich mich freuen", meinte der 1,87-m-Mann.