Mit Österreichs Fußball-Frauen hat Kapitänin Viktoria Schnaderbeck am Dienstagabend die historische EM-Qualifikation geschafft. Für die Legionärin in Diensten des FC Bayern ist es der vorläufige Höhepunkt einer "kontinuierlichen Entwicklung", die aber noch nicht das Ende sein soll. "Wir wollen bei der EM eine Rolle spielen", sagte die 25-Jährige, die seit 2007 das Trikot des Nationalteams trägt.
Fast zehn Jahre hat Defensivspielerin Schnaderbeck warten müssen, um mit ihren Kolleginnen an einer Hotelbar auf eine geschaffte Qualifikation anzustoßen. Am Dienstagabend war es nach dem 0:0 in Wales so weit, "der Schlaf ist ein bisschen zu kurz gekommen", berichtete die Steirerin, die sich am Mittwoch gemeinsam mit ihren Bayern-Kolleginnen Carina Wenninger und Manuela Zinsberger bereits auf dem Weg zurück nach München befand.
Aufwärtstrend
Der Aufwärtstrend des Frauenteams ist nicht zu übersehen. Als Schnaderbeck 2007 debütierte, befand sich die Auswahl auf Rang 42, inzwischen ist sie bis auf Platz 25 vorgestoßen. In den jüngsten 22 Spielen gab es nur eine Niederlage (gegen Vize-Europameister Norwegen) bei 16 Siegen. Fanden sich 2007 noch sechs Legionärinnen im Kader, so sind es derzeit zwölf. Und elf von diesen standen am Dienstag in der Startformation. "Allein wenn man den Kader betrachtet, hat sich extrem viel verändert", sagte Schnaderbeck, die auch diese "Legionärsflut" als wichtigen Erfolgsfaktor erachtet. Vor allem die Physis profitiere davon: "In Deutschland bist du täglich gefordert, musst ständig 100 Prozent Leistung abrufen."
Teamchef Dominik Thalhammer, der 2011 nach dem Tod von Ernst Weber ursprünglich nur interimistisch übernahm, sei ebenfalls ein wichtiger Faktor. "Er ist sehr ehrgeizig, will keinen Stillstand und bringt immer neue Details hinein", meinte Schnaderbeck. Die Folge: "Wir sind viel flexibler und variabler. Wir sind auf unterschiedliche Gegner und Spielsituationen eingestellt und bei den neuesten Trends dabei." Wichtig seien aber auch Niederlagen gewesen, das knappe Scheitern in den vergangenen Qualifikationen für EM oder WM etwa. "Diese Erfahrungen prägen und haben uns reifer gemacht", betonte die Cousine von ÖFB-Teamverteidiger Sebastian Prödl.
Test gegen Deutschland ist ein schönes Zeichen
Kein Zufall sei auch, dass man am 22. Oktober in Regensburg ein Testduell mit dem mehrfachen Welt- und Europameister sowie Olympiasieger von Rio, Deutschland, bestreitet - zum ersten Mal in der Historie der beiden Teams. "Das ist ein schönes Zeichen für uns. Deutschland sucht sich seine Testgegner schon bewusst aus", meinte Schnaderbeck.
Was bei der Endrunde von 16. Juli bis 6. August kommenden Jahres in den Niederlanden möglich ist, "hängt auch von den Gegnern ab", so Schnaderbeck im Hinblick auf die Auslosung am 8. November in Rotterdam, bei der Rot-Weiß-Rot wohl aus Topf vier gezogen werden wird. "Vom Titel brauchen wir nicht zu reden. Aber wir wollen eine Rolle und nicht um die goldene Ananas spielen."
Der Erfolg müsse nun "genutzt und vermarktet" werden. Denn in der Breite habe man ein Problem: "Die Verbände, die Vereine sind gefordert, wir müssen mehr Mädchen zum Fußball bringen." Dass die TV-Schirme just beim entscheidenden Spiel dunkel blieben, findet Schnaderbeck auch deshalb "einfach schade. Es sind mittlerweile viele, die sich dafür interessieren. Da hätte man schon den einen oder anderen Fan dazugewinnen können."