Einen Tag nach dem mühevollen 2:1 der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft zum WM-Qualifikationsstart in Tiflis gegen Georgien hat Teamchef Marcel Koller ein zwiespältiges Resümee gezogen. Die Erleichterung über den Sieg war groß, allerdings sorgte die Leistung der ÖFB-Auswahl beim Schweizer nicht gerade für Euphorie.

Vor allem der Auftritt im Finish, als die Gastgeber intensiv auf den Ausgleich drückten, löste bei Koller Unzufriedenheit aus. "Mit dem Tor der Georgier ist in der zweiten Hälfte Zug reingekommen. Wir bräuchten in so einer Phase noch mehr Ruhe, da waren wir zu hektisch", gab der 55-Jährige zu.

Wichtiger Erfolg

Die Abstände zwischen den Linien seien teilweise zu groß gewesen, kritisierte Koller am Dienstag in Wien. "Aber über allem steht der Sieg. Der ist wichtig, um wieder Selbstvertrauen aufzubauen. Leider gibt es kein Getränk dafür, das musst du dir hart erarbeiten", sagte der Nationaltrainer.

Eine große Moralinjektion hätte das 3:0 bedeutet, das Marc Janko auf dem Fuß hatte. "Dann hätte es vielleicht noch ein 4:0 oder 5:0 gegeben", vermutete Koller. So aber wurde das Gastspiel in der Boris Paichadze Dinamo Arena noch zur Zitterpartie. "Man hat allgemein gesehen, dass wir noch am Saisonanfang sind und der Rhythmus fehlt", sagte Koller.

Dies gilt auch für David Alaba, der im zentralen Mittelfeld nicht wirklich überzeugen konnte. Koller hat den Bayern-Star aber weiterhin in dieser Rolle eingeplant. "Er hat bei uns immer diese Position gespielt, seine Fähigkeiten sind dort für uns sehr wichtig. Ich habe auch nicht vor, daran etwas zu ändern", betonte der Teamchef.

Bei den Bayern glänzt Alaba als Linksverteidiger, im ÖFB-Team agiert dort Markus Suttner nach dem Rücktritt von Christian Fuchs. In Tiflis erwischte der Ingolstadt-Legionär nicht seinen besten Tag. "Er hat gut begonnen. Dann hatte er vielleicht die eine oder andere Aktion, die nicht so glücklich war", sagte Koller über Suttner.

"Kann auch einmal schlecht spielen"

Auch wenn einige Teamspieler in Tiflis nicht in Bestform agierten, werden gravierende Änderungen im Kader für die kommenden WM-Qualifikationspartien am 6. Oktober in Wien gegen Wales und drei Tage später in Belgrad gegen Serbien ausbleiben. "Man kann auch einmal ein schlechtes Spiel spielen, ohne dass einem gleich das Vertrauen entzogen wird. Wir sind überzeugt von den Spielern und ihren Qualitäten", beteuerte Koller.

Der Schweizer merkte jedoch auch an: "Das heißt aber nicht, dass es eine Stammplatz-Garantie gibt. Wir beobachten genau, was mit den Spielern bei den Vereinen abgeht." An Matchpraxis sollte es zumindest nicht mangeln - alle elf ÖFB-Kicker der Startformation von Tiflis kamen zuletzt bei ihren Vereinen regelmäßig zum Einsatz.

Enges Spiel

Das gibt auch Hoffnung für das bevorstehende Quali-Doppel, in dem es gegen weit größere Kaliber geht. "Wir müssen uns steigern und in der Defensive konsequenter arbeiten. Ich hoffe, bis dahin haben wir mehr Rhythmus und Intensität drin", meinte Koller.

Die Waliser rund um Real-Madrid-Star Gareth Bale bezeichnete der Coach als "sehr williges und kompaktes Team" mit drei, vier Topspielern. "Da gilt es, das spielerische Element und Zweikampfstärke reinzubringen. Wenn wir das tun, wird es ein enges Spiel werden", vermutete Koller. Für das Duell mit den Briten im Happel-Stadion sowie wie für das Kräftemessen mit Irland am 12. November ebenfalls im Wiener Prater wurden bisher rund 27.000 Abos verkauft.