Der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) steckt im Chaos. Wieder einmal. Der Rücktritt des Kärntners Klaus Mitterdorfer stürzte den größten Sportverband des Landes in die nächste Misere; denn der Abgang des „Kompromisskandidaten“ war Resultat von Intrigen, Anschwärzungen und internen Machtkämpfen, ausgetragen auf der Welle des sportlichen Erfolges. Rücksichtlos und intensiv wie die Pressing-Taktik von Teamchef Ralf Rangnick. Heute soll der Verband einen neuen Chef bekommen – und das wird der Steirer Wolfgang Bartosch sein. Wenn, ja wenn sich tatsächlich bewahrheitet, dass alle vier im Amt befindlichen Vizepräsidenten nicht zur Verfügung stehen.
Mit Bartosch wäre ein Mann gefunden, der alle Voraussetzungen mitbringt, um den Tanker ÖFB aus dem Sturm heraus wieder in ruhigere Gewässer zu führen. Der 66-Jährige, seit einem Jahr pensionierter Direktor der Arbeiterkammer Steiermark, gilt als „Brückenbauer“. Er hat das Zeug, die zerstrittenen Parteien wieder zu einen. Bis zur U21 war der Jurist selbst aktiv, zunächst in Graz-Andritz, dann beim GAK. Doch zugunsten des Studiums beendete er die Karriere, kehrte später aber als Funktionär zurück und lenkt den steirischen Verband seit 2011 souverän.
Dementsprechend kennt er auch die Untiefen im ÖFB, weiß um die Gefahren aus Richtung manch anderer Landespräsidenten. Man kann davon ausgehen, dass er die von Mitterdorfer angestrebte Strukturreform auch als Interimspräsident weiterverfolgen wird. Ebenso, wie man davon ausgehen kann, dass er in Ruhe das Gespräch mit allen suchen wird. Zu seinem 60er beschrieb er sich als „kritischen Geist, der immer versucht, konstruktiv zu bleiben“. Er haue nicht auf den Tisch, sondern halte es eher wie sein großes Vorbild Leonard Cohen. „Er war als Mensch für Demütiges, Spirituelles bekannt, hat aber auch ständig Profanes und Spirituelles gemischt“, sagte er. Cohens Leitspruch war: „Es gibt überall einen Riss, so kommt das Licht in die Welt.“ Dem folgt auch Bartosch. Und will so wieder Licht ins dunkle Chaos des ÖFB bringen.