Ein Fest sollte gefeiert werden, aber die Party wurde gecrasht. Nicht die Slowenen waren es, die sich als Spielverderber erwiesen, dafür hätten ihre fußballerischen Mittel nicht ausgereicht. Es waren die Österreicher selbst, die sich um einen Lohn brachten, den sie sich redlich verdient hätten. Dem starken rot-weiß-roten Fußballjahr fehlte die Krönung, zum zweiten Mal. Das muss mehrfach wehtun, zumal das vor wenigen Wochen mit 5:1 abgefertigte Norwegen Gruppensieger wurde und den Aufstieg fixierte. Fußball ist ungerecht, werden die meisten der 46.000 Fans im ausverkauften Happel-Stadion wohl gedacht haben. Das Volk hat die Begeisterung zurückerlangt.

Die reine Statistik bildet nicht die gesamte Wirklichkeit ab, denn von zehn Pflichtspielen hat Österreich nur fünf gewonnen, das ist keine berauschende Bilanz. Ralf Rangnick sieht freilich das große Ganze und der Teamchef zeigte sich nach dem 1:1 gegen Slowenien auch keineswegs verbittert, nicht einmal enttäuscht. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall. „Seit ich Teamchef bin, war ich selten zufriedener als nach diesem Spiel. Es war ab der 10. Minute herausragend, besser kann man nicht auftreten, es war ein Klassenunterschied, der Gegner hatte keine einzige Torchance. Das einzige, was nicht gestimmt hat, ist das Ergebnis“, erklärte Rangnick nach dem Match. Er wüsste auch nicht, fuhr der Nationaltrainer fort, was die Mannschaft anders hätte machen können.

Fortschritte der Mannschaft

Im Rückspiegel 2024 sieht Rangnick vor allem die Fortschritte der Mannschaft. „Die Entwicklung, die wir gemacht haben, ist offensichtlich“, meinte der Deutsche und er kam wieder auf dieses letzte Match gegen Slowenien zu sprechen. „Natürlich hätten wir uns gewünscht, bei der Euro einige Runden weiterzukommen, aber das Türkei-Spiel ist mit dem heutigen nicht vergleichbar. Wenn wir im Achtelfinale so gespielt hätten...“

Die Zukunft hat aus Rangnicks Perspektive ausschließlich Positives zu bieten, auch aus dem Remis gegen die Slowenen versucht er noch, etwas herauszukitzeln. „Mit einem Anflug von Zynismus brauchen wir uns wenigstens für den März nicht irgendwelche freundschaftlichen Gegner suchen, sondern da haben wir auch noch zwei Spiele, in denen es um was geht“, meinte der Teamchef im Hinblick auf das bevorstehende Play-off gegen einen A-Liga-Dritten, das am Freitag (12 Uhr) ausgelost wird. „Wenn wir so weiter spielen, bin ich auch sehr zuversichtlich, dass wir uns für die WM qualifizieren.“ Rangnick baut dabei auch auf die Rückkehr der Verletzten wie David Alaba, Sasa Kalajdzic oder Xaver Schlager. Sorgen, dass Rangnick aufgrund der Situation im ÖFB seinen Job hinschmeißen könnte, braucht sich Österreich nicht zu machen. „Es glaubt doch niemand, dass ich am 1. Mai zwei Angebote ausschlage, mich für Österreich entscheide, um das Ganze dann wieder sein zu lassen. Dazu ist die Bindung zum Team und zum Land zu stark. Ich werde aber nicht zu allem, was passiert, Ja und Amen sagen.“ Zu Präsident Klaus Mitterdorfer habe er jedoch derzeit „gar kein Verhältnis“.