Marko Arnautovic und Co. hoben nach dem 1:1 am Sonntagabend in Wien gegen Slowenien das Positive am Jahr 2024 hervor. Den durch das vermeidbare Remis im letzten Länderspiel des Jahres noch verpassten Wiederaufstieg in die höchste Klasse der Nationenliga wollen sie in den Play-off-Spielen, die nun im März anstehen, nachholen.
Gegner ist ein Gruppendritter aus Liga A, gespielt wird am 20. und 23. März 2025. Die Auslosung erfolgt Freitagmittag in Nyon. „Wir fürchten uns vor niemandem, wir haben vor niemandem Angst“, betonte Arnautovic. „Wir haben noch immer Chancen raufzugehen in Hin- und Rückspiel. Wir werden alles dafür tun.“
Das 2024 Gezeigte sah der ÖFB-Rekordnationalspieler positiv - trotz des Aus im EM-Achtelfinale gegen die Türkei (1:2). „Wir haben ein super Jahr hingelegt. Man kann stolz auf diese Mannschaft sein. Es war ein klasse Jahr, ein riesiges Jahr. Wir haben eine sehr schöne Zeit gehabt – auf und neben dem Platz.“ Er sei zuversichtlich, dass noch mehr komme. „Wir wissen, dass wir 2025 noch besser werden müssen. Wir wollen auch besser werden.“
„Sind nicht Real Madrid oder ManCity“
Das bekräftigte Offensivkollege Christoph Baumgartner. „Wir sind nicht Real Madrid oder ManCity, wir haben überall noch Potenzial. Aber der Grundtenor ist sehr, sehr positiv“, meinte der mit sieben Toren erfolgreichste ÖFB-Schütze des Jahres. „Ich mache mir überhaupt keine Sorgen. Es wird positiv weitergehen mit der Truppe.“ Um in der im zweiten Halbjahr 2025 anstehenden WM-Quali erfolgreich zu sein, müsse man in der Offensive möglicherweise „noch einen Tick schärfer sein, noch mehr den Endzweck suchen“.
Gegen die Slowenen hätte man sechs oder sieben Hochkaräter ausgelassen. „Es fühlt sich nicht so geil an, wenn du die Spiele nicht gewinnst. Aber wir werden weitermachen“, versicherte Baumgartner. „Es ist ein Wermutstropfen, aber statt Freundschaftsspielen haben wir jetzt zwei coole Spiele im März und nach wie vor die Chance.“ Die ersten beiden Partien nach dem EM-Aus (1:1 in Slowenien und 1:2 in Norwegen) seien dem Team „ein bisschen auf den Schädel gefallen. Wir haben einen kleinen Dip gehabt, der irgendwo auch menschlich ist.“ Seither gehe es aber wieder aufwärts.
Die Leistung der Österreicher
Zudem würden im kommenden Jahr „unfassbare Qualitätsspieler“ zurückkehren, erinnerte Baumgartner an die Kreuzbandrisse von David Alaba, Xaver Schlager und Sasa Kalajdzic. Alles stehe und falle jedoch mit der Energie im Team. „Was immer unser Steckenpferd sein wird und muss, ist die Arbeit gegen den Ball, im Gegenpressing.“ Auch das 1:0 gegen Slowenien resultierte aus einer solchen Situation, als Baumgartner Torschütze Romano Schmid auf die Reise schickte.
Arnautovic sprach von einem „hervorragenden“, ja „überragenden“ Spiel und gab weiter, was der Teamchef seinen Schützlingen danach mitgeteilt habe: „Ich denke, dass es ein Top-3-Spiel war, seit wir unter Ralf Rangnick sind.“ Zum Sieg reichte es gegen die Nummer 52 der FIFA-Weltrangliste dennoch nicht. Arnautovic: „Man kann sagen, das eine Prozent hat gefehlt. Das waren die Chancen, die wir nicht gemacht haben.“
Kommentar von Hubert Gigler
Ähnliches bemerkte Phillipp Mwene. „Ich glaube, spielerisch und auch in der Defensivarbeit war das eines unserer stärksten Spiele. Wir sehen alle, dass der Weg, den wir eingeschlagen haben, der richtige ist.“ Für das Jahr 2024 gab der Außenverteidiger dem Team die Schulnote 2+. „Es wäre noch ein bisschen besser gegangen, aber es war gut.“ Nun gelte es, noch mehr Konstanz ins Spiel zu bringen.
Man könne viel Positives aus dem Jahr mitnehmen, ergänzte Abwehrkollege Philipp Lienhart. „Wir haben echt gute Spiele gemacht.“ Das ausverkaufte Happel-Stadion belege die Euphorie im Land. „Da wollen wir weitermachen. Der nächste Schritt wird sein, dass wir bei solchen Spielen in Zukunft den Deckel schneller zumachen und sie auch gewinnen.“ Man sei weiter als noch vor einem Jahr.
Als lautes Nebengeräusch bleibt die bevorstehende Trennung von ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold, die Rangnick und seine Spieler zuletzt vehement zu verhindern versucht hatten. Kapitän Arnautovic wollte sich vor einer diesbezüglich richtungsweisenden Woche nicht näher äußern. „Andere Leute haben gesprochen, ich bin da voll dahinter bei jedem Wort, das sie gesagt haben.“
Baumgartner erneuerte seine Bedenken, einen wichtigen Ansprechpartner des Nationalteams zu verlieren. „Die Entscheidung liegt am Ende des Tages nicht bei uns, wir können nur unsere Meinung äußern.“ Er glaube aber, dass Mannschaft und Trainerteam „ein gewisses Mitspracherecht“ haben sollten. Immerhin würde das A-Team den Verband nach außen vertreten und einen Großteil von dessen Einnahmen generieren. Mit Neuhold verhandelten die Spieler zuletzt auch Erfolgsprämien oder Vereinbarungen zu Marketingaktivitäten.
„Wir fordern nichts komplett Außerirdisches, sondern es geht um eine Personalie, die für uns unfassbar wichtig ist“, erklärte Baumgartner. Dass Neuhold nicht vom Geschäftsführer - wie von ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer vorgeschlagen - zum Teammanager werden wolle, könne er nachvollziehen. Es gehe bei dem Thema auch nicht um „Freunderlwirtschaft“. Er sei noch nie mit Neuhold auf einen Kaffee gegangen, weil dieser sein Freund sei, betonte Baumgartner. „Es geht um die Sache, dass wir ihn sehr, sehr gerne bei uns haben, weil er uns guten Input gibt und hilft.“