Es ist nicht geschehen, Österreich hat sie doch (noch) nicht wiedererlangt, die fußballerische Erstklassigkeit. Um bei der nächsten Nations League in der A-Kategorie mitwirken zu dürfen, bedarf es einer Fleißaufgabe, die sich das Nationalteam ersparen hätte können. Nach dem äußerst unglücklichen 1:1-Remis gegen Slowenien spielt das ÖFB-Team im März ein Play-off gegen einen A-Liga-Dritten, um den Aufstieg doch noch zu schaffen. Ein Sieg wäre hochverdient gewesen, aber ein Fehler genügte, um am Ende beinahe mit leeren Händen dazustehen. Es war ein lange vielversprechender, aber schließlich ein bitterer Abend. Ein Unentschieden wie eine Niederlage.
Vor einem Jahr hatte das rot-weiß-rote Nationalteam mit Deutschland seine helle Freude und fegte eine am Boden befindliche Mannschaft mit 2:0 aus dem Happel-Stadion. Es hätte auch mehr sein können. Inzwischen hat sich einiges getan. Die Deutschen haben unter Julian Nagelsmann die Liebe zum Spiel wiederentdeckt und boten am Samstag beim 7:0 gegen Bosnien Anschauungsunterricht, wie einem defensiven Gegner beizukommen ist. Die Österreicher standen gegen Slowenien vor einer ähnlichen Aufgabe, taten sich aber damit in den ersten 15 Minuten recht schwer. Die Gäste bekundeten an einer Mitgestaltung des Spiels kein gesteigertes Interesse, das verkomplizierte die Angelegenheit.
Schmid mit der Führung
Also wartete Österreich geduldig und belohnte sich in der 27. Minute beim zweiten Umschaltmoment, nachdem zuvor Konrad Laimer schon frei vor dem gegnerischen Tor aufgetaucht war, aber zu schwach geschossen hatte. Diesmal kam es anders. Unvorsichtigerweise waren die Slowenen fast kollektiv weit aufgerückt, und nach Balleroberung ging es schnell. Christoph Baumgartner schickte Romano Schmid, der dem Weltklassegoalie Jan Oblak keine Chance ließ. Der Bann war gebrochen. In der 35. Minute hätte es 2:0 stehen müssen, aber Baumgartner legte sich den Ball mit dem zweiten Kontakt zu weit vor. Weitere gute Gelegenheiten wurden nicht konsequent genug fertiggespielt. Zu wenig gegen diese passiv-destruktiven Slowenen.
Die von Teamchef Ralf Rangnick an fünf Positionen veränderte Elf brauchte eine Weile, bis sie sich fand. Der Spielaufbau geschah zu verhalten, den Aktionen fehlten Energie und Geschwindigkeit. Nach dem Führungstor häuften sich die vielversprechenden Offensivaktionen, als auch das Tempospiel in das Geschehen miteinbezogen wurde, so als hätten sich die Österreicher erst aufladen müssen.
An der Spielanordnung änderte sich nach Seitenwechsel nichts, nur dass die Österreicher wesentlich mehr Elan auf den Platz brachten und die Dominanz daher noch augenscheinlicher werden ließen. Sie wollten unbedingt mit dem zweiten Treffer die allgemeine Beruhigung erwirken, der wollte sich jedoch partout nicht einstellen. Die Rangnick-Elf befüllte das Spiel mit schönen Aktionen und zahlreichen Torgelegenheiten, die schließlich schon in einen nervigen Chancenwucher ausarteten. Baumgartner und Marcel Sabitzer hätten das Score deutlich erhöhen können, ja müssen.
Das mussten die Österreicher unerwartet teuer bezahlen. Nach einem fürchterlichen Abschlag von Patrick Pentz landete bei den Slowenen, die ihre praktisch einzige Offensivaktion mit dem unverdienten Ausgleich. Österreich probierte nochmals alles, in den finalen Sekunden hätte Baumgartner beinahe noch das 2:1 erzielt. Aber es sollte nicht sein. Nach Schlusspfiff fielen die Spieler enttäuscht auf den Rasen.
„Dieses Unentschieden fühlt sich wie eine Niederlage an, weil es hat hier nur eine Mannschaft gespielt“, war Arnautovic frustriert, „am Ende des Tages muss man die Chancen auch verwerten. Das ist Fußball. Aber es tut sehr weh.“ Ein Fazit, das auch seine Kollegen zogen: „Es war ein Klasseunterschied, wir haben über weite Strecken auf Topniveau gespielt. Wir haben Slowenien dominiert, ihr Tor kam aus dem Nichts“, ärgerte sich auch Marcel Sabitzer.
Und Christoph Baumgartner, zuletzt so verlässlich mit seinen Toren, kritisierte: „Wir sind zu früh in den Verwaltungsmodus gegangen. Bei einem 1:0 ist jede Mannschaft am Leben. Das zweite Tor hat gefehlt, dann wären sie nicht mehr zurückgekommen – und das hätte ich am Ende auch noch machen können. Bitter.“