Sie haben es in den Köpfen, das Wissen um ihre Stärke und die Beine spielen mit. Dieser Auftritt der österreichischen Nationalfußballer sollte als weiterer Beleg dafür dienen, dass Zweifel am Qualitätsbewusstsein und dem tatsächlichen Niveau der Mannschaft von Ralf Rangnick derzeit keine Berechtigung haben. Mit dem souveränen Auswärtserfolg gegen Kasachstan wurde der vorletzte Schritt auf dem Weg in die höchste Kategorie der Nations League mit Bravour vollzogen. Das Signal hätte eindeutiger nicht ausfallen können: „Dort gehören wir hin.“ Am Sonntag gilt es nun, im Heimspiel gegen Slowenien den finalen Akt erfolgreich zu gestalten und den Aufstieg endgültig zu fixieren.
Dabei ist der Stil, die Art und Weise, wie dieses Team sich präsentiert, das ausschlaggebende Element, egal in welcher Zusammensetzung die Elf aufgeboten wird. Marcel Sabitzer, immerhin ein sogenannter Schlüsselspieler, musste wegen Magenproblemen passen, Michael Gregoritsch bekam im Angriff den Vorzug gegenüber Marko Arnautovic. Aber niemals konnte an diesem bitterkalten Abend in Almaty aus österreichischer Perspektive ein laues Gefühl aufkommen.
Ob die kasachischen Fans ein bisschen das Vertrauen in ihre Mannschaft verloren haben oder doch nicht so kälteresistent sind wie vermutet, lässt sich nicht eruieren. Jedenfalls war das Stadion weit entfernt von einer vollen Auslastung und die österreichische Mannschaft fand auch auf dem Platz von der ersten Sekunde an viele Lücken beim Gegner. Getreu dem Motto, dass Bewegung warm hält, kamen die Rangnick-Mannen bei minus zwei Grad mit ihren hohen Ansprüchen ans eigene Tempo umgehend auf Betriebstemperatur und ließen auch den direkten Zug zum Tor nicht missen.
Nach Roter Karte war alles klar
Das in solchen Spielen gern herbeigesehnte schnelle Tor ließ tatsächlich und angesichts eines so deutlichen spielerischen Übergewichts fast logisch nicht lange auf sich warten. Gregoritsch schickte den Ball nach einer von unzähligen schnellen Balleroberungen zum fast nur in der Offensive zu findenden Rechtsaußen Stefan Posch, der Christoph Baumgartner mit einer Maßvorlage zu Diensten war. Der Leipzig-Legionär bewies seine Zuverlässigkeit im ÖFB-Dress, schlug einen Haken und stellte auf 1:0.
Der Treffer bestärkte das Team in seinem Selbstvertrauen und so ließen sie nicht locker gegen vor allem in der ersten halben Stunde überforderte Kasachen, die auch bald einen Mann verloren und doppelt bestraft wurden. Alexandr Marochkin brachte den durchgebrochenen Baumgartner zu Fall und sah wegen Torraubs die Rote Karte. Michael Gregoritsch brachte die Aktion folgerichtig zu Ende und versenkte den Ball zum 2:0 mit einem traumhaften Freistoß im Netz.
Noch vor der Pause hätte mindestens ein weiteres österreichisches Tor fallen können, dass es nicht fiel, war das einzige Manko in einer sehr starken ersten Hälfte. Zudem hatte der sehr engagierte Patrick Wimmer Pech, denn er traf die Stange. Die zweite Hälfte glich eher einem Schaulaufen. Die Österreicher ließen sich die völlige Kontrolle niemals nehmen und Rangnick brachte etliche frische Kräfte. Bei manchen Flanken und Abschlüssen fehlte jedoch dann häufig die letzte Konzentration, um das Score noch freundlicher zu gestalten. Doch das störte nicht den Gesamteindruck. Die Mission Almaty war ein Erfolg.