Die Fußball-Nationalmannschaften von Norwegen und Österreich eint, dass sie bereits seit 1998 auf eine WM-Teilnahme warten. Die Durststrecke in Sachen Turnierteilnahme hält bei den Skandinaviern bereits seit der EM 2000 an. Seither nahm Österreich bereits vier Mal am Turnier von Europas Elite teil. Vielleicht entstand auch aus diesem Umstand der Eindruck, dass das ÖFB-Team klarer Favorit im direkten Duell der beiden Länder sei.
Teuerster Fußballer der Welt
Beim Nations-League-Hinspiel in Oslo kam Österreich nicht einmal in die Nähe der eigenen Leistungsgrenze, trotzdem hatte es schon auch etwas mit der Darbietung der Gastgeber zu tun, dass sie als 2:1-Sieger vom Platz gingen. Damit ist nicht nur Erling Haaland gemeint, dem der Siegtreffer gelungen ist und der mit einem Marktwert von 200 Millionen Euro als teuerster Fußballer der Welt gilt. Allein auf weiter Flur ist der Ex-Salzburger in Norwegens Fußball nicht, wenn es um international erprobte Kräfte geht. Dies selbst in Abwesenheit von Arsenal-Legionär Martin Ödegaard, der nach seiner gegen Österreich im Zweikampf mit Christoph Baumgartner erlittenen Verletzung rekonvaleszent ist.
Da wäre zum Beispiel auch Alexander Sörloth, mit dem die ÖFB-Defensive im September alle Hände voll zu tun hatte. „Neben Haaland ist er ein zweiter Spieler, der sehr torgefährlich und robust ist“, weiß Marcel Sabitzer, „ich habe früher mit ihm in Leipzig zusammengespielt. Er hat eine sehr gute Entwicklung genommen. Inzwischen ist er auf einem anderen Level.“
Nachdem sich der im September 2020 um 20 Millionen Euro verpflichtete 1,95-Meter-Riese in Leipzig nur selten in Szene setzen konnte, stellte er in Spanien seinen Torriecher unter Beweis. Erst bei Real Sociedad, dann in der Vorsaison bei Villarreal. Mit 23 Liga-Treffern verpasste er den Titel des Torschützenkönigs nur knapp. Im Sommer war Sörloth Atletico Madrid 32 Millionen Euro wert. Zum Vergleich: Der Transferrekord für einen österreichischen Kicker steht bei jenen 25,5 Millionen Euro, die Baumgartner Leipzig wert war. Teuerster Norweger ist selbstverständlich Haaland (Manchester City, 60 Millionen Euro), Zweiter Ödegaard (32 Millionen), erst dann kommt Sörloth.
„Sörloth ist in den letzten Jahren tatsächlich zu einem ganz anderen Spieler geworden“, bestätigt Rangnick, möchte jedoch auch auf andere Akteure wie Leipzig-Jungstar Antonio Nusa nicht vergessen: „Das ist ein Team, das mannschaftstaktisch sehr geschlossen wirkt, mit vielen großen Spielern bestückt ist.“ Haaland wiederum habe man in Oslo über weite Strecken gut im Griff gehabt: „Natürlich hat er es bei seinem Tor Klasse gemacht, aber im Prinzip war es ein Glückstor. Es war kein gezieltes Zuspiel und es gibt unterschiedliche Meinungen, ob die Abseitslinie wirklich korrekt gezogen war.“
Ausreden wie diese bemühte das Nationalteam nach der Niederlage jedoch kaum, vielmehr ging Rot-Weiß-Rot selbstkritisch mit der eigenen Leistung ins Gericht. Beim 4:0 gegen Kasachstan zeigte das ÖFB-Team wieder ein deutlich verbessertes Gesicht. Daran gilt es gegen ein größeres Kaliber wie Norwegen anzuknüpfen. „Der Schlüssel sind wieder wir selbst“, erinnert Rangnick, „wenn wir genauso mutig und aggressiv auftreten, wird es sicher ein spannendes Spiel, in dem wir Chancen haben werden, es zu gewinnen.“ Konkret möchte der Teamchef vor allem jene Lauf- und Sprintbereitschaft sehen, an der es auswärts gemangelt hat: „Wenn wir mehr zweite Bälle gewinnen, werden wir auch mehr Tormöglichkeiten bekommen.“ Auch Marcel Sabitzer empfand das ÖFB-Team in Oslo als zu passiv, was eigentlich nicht dem Naturell der Mannschaft entsprechen würde: „Uns erwartet ein zweikampfbetontes, körperlich robustes Spiel, in dem wir dagegenhalten müssen.“
Es geht um die Tabellenführung
Personell ist mit einer Rückkehr von Patrick Pentz ins Tor zu rechnen. Der gelbgesperrte und bereits abgereiste Alexander Prass dürfte von Phillipp Mwene ersetzt werden. Ansonsten hofft der ÖFB-Chefcoach jene aufstellen zu können, die gegen Kasachstan begonnen haben. Dies wird jedoch auch eine körperliche Frage. Der am Donnerstag aufgrund eines grippalen Infekts fehlende Michael Gregoritsch kehrte ins Training zurück, ein Startelf-Einsatz dürfte jedoch zu früh kommen.
Ein Blick auf die Tabelle der Nations-League-Gruppe B3 reicht, um zu wissen, dass es ein richtungsweisendes Aufeinandertreffen ist. „Das klare Ziel ist, zu gewinnen, dann können wir Tabellenführer werden und haben es in den ausstehenden Spielen selbst in der Hand, das auch zu bleiben“, verdeutlicht Rangnick.
Im Falle einer Niederlage ist ein österreichischer Gruppensieg bereits ausgeschlossen. Sollte Österreich gewinnen und auch Slowenien bei Außenseiter Kasachstan siegreich bleiben, würden die Top-3-Teams mit jeweils sieben Punkten auf dem Konto in den November-Lehrgang gehen.