Österreichs Fußball-Nationalteam wird am Donnerstag (20.45 Uhr/live ORF 1) im Nations-League-Heimmatch gegen Kasachstan aller Voraussicht nach sehr viel Ballbesitz vorfinden. Diese Form des Spiels ist nicht die große Stärke der ÖFB-Auswahl - muss sie auch nicht werden, wenn es nach Teamchef Ralf Rangnick geht. Der Deutsche forderte stattdessen vor dem Länderspiel-Doppel diese Woche in Linz ein Rückbesinnen darauf, was die Identität des Teams ausmacht: hohe Intensität.

„Wir werden den Teufel tun und uns jetzt in erster Linie überlegen, wie wir in eigenem Ballbesitz besser werden“, betonte Rangnick. Dieser habe auch immer etwas mit der Einzelspielerqualität zu tun. „Wir haben auch, als wir Deutschland, Italien oder Holland geschlagen haben, nicht brilliert durch Kabinettstückchen oder durch Harlem-Globetrotter-Fußball, sondern indem wir den Gegner immer wieder zu Fehlern gezwungen haben und in den Umschaltbewegungen unsere Situationen hatten.“

Drei Spiele ohne Sieg

Tatsächlich kauften die Österreicher den Deutschen und den Italienern in den beiden vergangenen Jahren in Testspielen in Wien (jeweils 2:0) die Schneid ab. Die Niederländer rangen sie im abschließenden EM-Gruppenspiel im Juni in Berlin mit 3:2 nieder. Seither wartet die Rangnick-Elf drei Spiele auf einen Sieg. Nach dem EM-Aus im Achtelfinale gegen die Türkei (1:2) setzte es in den Nations-League-Partien im September gegen Slowenien (1:1) und Norwegen (1:2) weitere Rückschläge.

Kasachstan ist die Nummer 109 der FIFA-Weltrangliste, Österreich die Nummer 22. „Wenn wir jetzt glauben, wir sind gegen diesen oder jenen Gegner viel besser und müssen uns die einfach zurechtlegen, der hat nicht verstanden, durch welche Art und Weise wir zu dem geworden sind, was wir sind“, meinte Rangnick. „Die hatten alle Bammel, gegen uns zu spielen und haben teilweise ihre eigenen Grundordnungen verändert.“ Die Energie gegen den Ball auf den Platz zu bringen sei entscheidend, erst dann könne man sich auch wieder über den eigenen Ballbesitz unterhalten.

Kein Seniorentanzen

„Unsere Art von Fußball ist anders. Bei uns sind wieder ein paar andere Dinge gefragt“, sagte Rangnick, der seine Kicker nach einem Monat Clubfußball am Montag in Windischgarsten versammelte. „Wir müssen die Jungs jetzt in zwei Trainingstagen wieder dahin bringen, dass sie auf Heavy Metal Rock ‘n' Roll gepolt sind und nicht auf langsamer Walzer“, erklärte der 66-Jährige. „Der langsame Walzer, den kannst du im Seniorentanzen machen, aber wir wollen nicht Seniorentanzen - auch ich nicht, obwohl ich schon fast einer bin.“

Außenverteidiger Phillipp Mwene fehlt gegen die Kasachen gelbgesperrt, kann erst am Sonntag (20.45 Uhr/live ORF 1) gegen Norwegen eingreifen. Mit Marcel Sabitzer, Konrad Laimer und Alexander Prass fasst ein weiteres Trio bei der nächsten Verwarnung eine Sperre aus. Kevin Stöger ist einen Monat nach seinem Teamdebüt als Wechselspieler wieder eine Option - auch wenn er bei seinem Club Borussia Mönchengladbach den von Rangnick ungeliebten Ballbesitzfußball praktizieren muss.

Ständigen Druck erzeugen

„Dass Kevin ein richtig guter Fußballer ist, wissen wir“, sagte Rangnick. Er verglich den 31-Jährigen mit dem zuletzt verletzten EM-Reservisten Florian Kainz. „Technisch versiert, mit guten Standardsituationen, einem guten linken Fuß und einem guten Auge.“ Der Pflichtsieg gegen Kasachstan soll aber nicht nur mit spielerischen Mitteln sichergestellt werden. Rangnick: „Wir müssen ständig Druck machen, immer Dampf auf dem Kessel halten.“