Aus Torhüter-Sicht ist es nicht einmal unpraktisch, wenn es gegen Kaliber wie Erling Haaland geht. Zumindest die Vorbereitung betreffend. „Wenn du Spieler aus den Topligen kennst, brauchst du eigentlich nicht mehr viel analysieren, weil du eh genau weißt, welche Stärken und Schwächen sie haben. Das war schon bei der EM lässig, jetzt gegen Norwegen ist es ähnlich“, erläutert ÖFB-Keeper Patrick Pentz.

Sieben Tore in drei Liga-Spielen: Erling Haaland in Topform

Lauteten bei der Europameisterschaft die großen Namen Kylian Mbappé oder Robert Lewandowski, wartet auf den früheren Tormann von Austria Wien nun ein Goalgetter, den er aus dessen Bundesliga-Zeit in Salzburg kennen könnte. Tatsächlich ist es allerdings das erste Aufeinandertreffen. „Er war immer krank“, schmunzelt Pentz, der während Haalands unglaublichem Herbst 2019 bei der Austria jedoch selbst nur Ersatz war. „Erling ist ein ähnlicher Spielertyp wie bei den Slowenen Benjamin Sesko. Beide haben enormen Speed und enorme Größe, einen super Zug zum Tor, nur dass Erling noch weniger Chancen braucht, um ein Tor zu schießen“, findet der Tormann.

Das stellt der 24-Jährige in Diensten von Manchester City Woche für Woche unter Beweis. Gleich zum Saisonstart präsentierte sich Haaland mit sieben Toren an den ersten drei Spieltagen in Topform. „Wenn man sich seine Torquote in einer der stärksten Ligen der Welt anschaut, braucht man nicht viel mehr zu sagen“, staunt auch Teamchef Ralf Rangnick, „wenn man das auf 38 Spiele hochrechnet, kann man sich ungefähr vorstellen, was am Ende dabei herauskommt.“

Erling Haaland legte einen Traumstart in die neue Saison hin
Erling Haaland legte einen Traumstart in die neue Saison hin © IMAGO

Dass der zweifache Torschützenkönig der Premier League weiß, wo das Tor steht, sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Ein Blick auf seine Karriere-Statistiken unterstreicht dies dennoch eindrucksvoll. 97 Tore in 102 Pflichtspielen für City, zuvor 86 Tore in 89 Pflichtspielen für Borussia Dortmund, in Salzburg netzte der Norweger 29 Mal in 27 Pflichtspielen, nach bislang 69 Champions-League-Spielen stehen 70 Treffer zu Buche. Auch 31 Tore in 33 Länderspielen für Norwegen sprechen eine klare Sprache, wenn man bedenkt, dass Norwegen nicht zu den Topnationen auf Nationalteamebene zählt.

Bis vor wenigen Monaten hätte Rangnick Haaland gleichauf mit Mbappé zum besten Stürmer der Welt gekürt: „Aktuell ist er der beste, was aber auch daran liegt, dass Kylian nicht in der absoluten Topform ist, die er normalerweise hat. Aber das sind die beiden Stürmer, die zurzeit in Summe auf der ganzen Welt die meisten Qualitäten haben.“ Diese Qualitäten hat man nach Anlaufschwierigkeiten einst schon in Salzburg gesehen, als der Blondschopf „unter Jesse Marsch ohne Ende geknipst“ habe. Schwächen kann der ÖFB-Chefcoach indes kaum erkennen: „Er ist 1,95 Meter groß, für so einen großen Spieler ist er extrem schnell und wendig, dazu verfügt er über eine überragende Sprungkraft.“

Ralf Rangnicks Plan: Die Zufuhr auf Erling Haaland stoppen

Wie bremst man einen derartigen Ausnahmekönner? Rangnicks Plan sieht vor, die „Zufuhr“ auf Haaland zu stoppen und dafür zu sorgen, dass er möglichst wenige Bälle bekommt: „Dann kommen auch seine Stärken nicht so zur Geltung. Das wird unsere Aufgabe sein. Wenn wir das schaffen, ist es auch möglich, einen solchen Spieler in Schach zu halten.“ Wie dies defensiv funktioniert, hat bei der Nullnummer zum Nations-League-Auftakt Kasachstan vorgezeigt. „In der ersten Halbzeit hatte er gefühlt drei Ballkontakte, in der zweiten vier“, berichtet Rangnick, der das Spiel nach vorne natürlich keineswegs so anlegen möchte wie der Underdog und von seinem Team die nötige Balance aus Offensive und Defensive einfordert.

Die ÖFB-Spieler sind jedenfalls gewillt, diese Vorgaben umzusetzen. „Es ist immer schön gegen die Besten der Welt zu spielen. Wenn Haaland so in Topform ist, ist es natürlich eine Challenge, ihn aufzuhalten. Die werden wir jedoch annehmen“, meint Nicolas Seiwald. Marcel Sabitzer verweist auf die vielen Highlight-Clips, die man zu Haaland findet. „Wir müssen ihn kontrollieren, sonst kann er das Spiel killen“, warnt auch der Dortmund-Legionär. Wichtig wäre, dass gegen Österreich keine neuen Highlights dazukommen.