„Einverstanden“ war der Begriff, den Teamchef Ralf Rangnick nach dem 1:1-Remis des Nationalteams beim Nations-League-Auftakt in Slowenien wählte. Man könnte auch sagen, dass das Spiel weder Fort- noch Rückschritte erkennen ließ. Die Partie offenbarte altbekannte Stärken wie Schwächen. Vieles war erklärbar, erkenntnisreich war wenig.
Speziell eine Diagnose ist keine neue: Österreich tut sich gegen tiefstehende Gegner schwer. Gelingt es nicht, in Führung zu gehen, wird es umso schwerer. Fehlte beim EM-Aus gegen die Türkei die Durchschlagskraft, um sich in die Verlängerung zu retten, gelang es diesmal nicht, gegen clever verteidigende Hausherren die optische Überlegenheit in größere Torgefahr umzumünzen. Sehr zum Ärger mancher Spieler.
Eine „Vollkatastrophe“, aber keine Ausrede
„Wir sind alle ein bisschen sauer auf uns, dass wir es nicht geschafft haben, die Qualität so auf den Platz zu bringen, wie wir uns das vorgestellt haben. Es waren zu viele individuelle Fehler mit dem Ball dabei“, ärgerte sich Romano Schmid und nahm als erstes sich selbst in die Pflicht: „Ich hatte zwei Riesenfehlpässe. Wenn ich auf dem Platz stehe, mache ich sonst nie wirklich unnötige Fehlpässe.“
Den inferioren Zustand des Rasens wollte der Steirer nicht als Ausrede hernehmen, weil die Slowenen genauso gelitten hätten. Rangnick verwies jedoch darauf, dass die spielerisch kompetentere Mannschaft mehr darunter leiden würde: „Ich will nichts beschönigen und bin immer ehrlich und kritisch mit meinen Spielern, aber dieser Platz war eine Vollkatastrophe, eines Wettbewerbs wie der Nations League unwürdig.“
Marcel Sabitzer schmunzelte: „Das hat man auch bei einem Spieler der Slowenen gesehen, der ein Luftloch geschlagen hat.“ Dennoch fand der Dortmund-Legionär: „Gegen tiefstehende Gegner brauchst du Lösungen. Da haben wir Luft nach oben. Das wird öfter auf uns zukommen, denn die Gegner wissen um unsere Qualität.“ Diese Thematik ist wahrlich keine neue.
Dauerbrenner unter den Problemen
Im Laufe dieser Nations League wird es darauf ankommen, Stärken zu bewahren oder gar zu verbessern, allerdings einige Dauerbrenner unter den Problemen zu minimieren. Zwei Beispiele: In Laibach war nach der Partie wieder eine Unzufriedenheit mit den eigenen Standards erkennbar. Zum achten Mal in Folge kassierte das ÖFB-Team zumindest ein Gegentor, ein zu Null ist höchst überfällig.
Auffällig war im Stadion Stozice, dass Rangnick nur drei seiner fünf Wechselmöglichkeiten nutzte. Zwei der Joker kamen mit Junior Adamu und Debütant Kevin Stöger erst spät ins Spiel. In der Startelf konnte der Teamchef das Fehlen diverser Kadermitglieder weitestgehend kompensieren. Auf der Bank wurde die Personaldecke offenkundig dünn. Zumindest verzichtete Rangnick darauf, Offensivkräfte wie Marco Grüll, Matthias Seidl oder Arnel Jakupovic ins Spiel zu bringen, obwohl gerade die Nations League eine gute Bühne sein sollte, um Spieler mit wenig Erfahrung ins kalte Nationalteam-Wasser zu werfen. Grüll beispielsweise stand in den letzten zwölf Monaten meistens im Kader, bringt es unter Rangnick jedoch auf gerade einmal einen 28-minütigen Einsatz.
Der Teamchef verweist nachvollziehbarerweise darauf, dass man zuletzt weitere Spieler entwickelt habe, die für die Startelf in Frage kommen, und nennt Alexander Prass, Patrick Wimmer und Romano Schmid als Beispiele. Zu viele ernsthafte Kandidaten für die Anfangsformation kann es jedoch gar nicht geben.
Beim Gastspiel in Norwegen am Montag steht Philipp Lienhart wieder zur Verfügung. Sobald weitere Akteure wie Xaver Schlager, Kevin Danso oder Michael Gregoritsch zurückkehren, steigt auch wieder die Qual der Wahl. „Wenn wir wirklich alle Mann an Bord haben, gibt es ziemliches Kopfzerbrechen, wen wir aufstellen“, erinnerte Rangnick.