Auf Nationalteamebene denkt man im Zweijahres-Rhythmus, also startet mit den Gastspielen in Slowenien und Norwegen für die ÖFB-Elf quasi das Abenteuer WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko. Über die Attraktivität der Nations League lässt sich diskutieren, am Weg nach Nordamerika sind diese Partien jedoch nicht zu unterschätzende Etappen. Bevor es in der WM-Qualifikation wirklich ernst wird, bietet sich für Teamchef Ralf Rangnick zudem die Gelegenheit, weiter an seinem Plan zu feilen. Folgende Bestandsaufnahme zeigt, wo das ÖFB-Team für die WM-Mission bereits gut aufgestellt ist und wo es nachzuschärfen gilt.

Nicolas Seiwald und Konrad Laimer
Nicolas Seiwald und Konrad Laimer © GEPA

WELCHE FORMATION SCHEINT PERSPEKTIVISCH AUF ZWEI JAHRE AM STABILSTEN?

Das Herzstück dieses Teams ist das Mittelfeld. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass dies auch in den kommenden beiden Jahren so bleibt. In Bestbesetzung bildet mit Marcel Sabitzer (30, Dortmund), Konrad Laimer (27, Bayern), Nicolas Seiwald (23, Leipzig) und dem derzeit verletzten Xaver Schlager (26, Leipzig) ein bei Champions-League-Vereinen gefragtes Quartett den Kern. Dazu kommt Offensiv-Allrounder Christoph Baumgartner (25, Leipzig). Potenzielle Nachrücker wie Romano Schmid oder Patrick Wimmer haben bei der EM gezeigt, dass sie auf Turnierniveau bestehen können. Auch auf Routinier Florian Grillitsch kann Rangnick jederzeit zurückgreifen. Jahrelang hätte man diese Frage vermutlich mit der Innenverteidigung beantwortet. Hier sollten weiter genügend gute Kandidaten zur Verfügung stehen, doch das Jahr 2024 hat gezeigt, wie schnell die Situation fragil werden kann. In Slowenien fehlen beispielsweise Kevin Danso, Philipp Lienhart, Gernot Trauner und David Alaba.

Michael Gregoritsch und Marko Arnautovic
Michael Gregoritsch und Marko Arnautovic © GEPA

WO BESTEHT DER DRINGENDSTE HANDLUNGSBEDARF?

Im Angriff. Marko Arnautovic ist inzwischen 35, Michael Gregoritsch hat im April seinen 30er gefeiert und fehlt derzeit angeschlagen, den Weg von Sasa Kalajdzic pflasterten zuletzt schwere Verletzungen. Bei Arnautovic muss man abwarten, ob ihn seine Beine noch zur WM tragen. Wie wünschenswert es wäre, dass hinter diesem Trio weitere international taugliche Stoßstürmer heranwachsen, muss man nicht betonen. Junior Adamu tat sich im ersten Jahr in Freiburg schwer, Arnel Jakupovic ging den Umweg über Slowenien und Kroatien. Beim Nations-League-Auftakt stehen die beiden im Kader. Zum Vergleich: Die beiden Kontrahenten können ganz vorne auf die Ex-Salzburger Benjamin Sesko (Slowenien) und Erling Haaland (Norwegen) bauen. Was für das ÖFB-Team mit Stürmern dieses Potenzials möglich wäre?

Patrick Pentz
Patrick Pentz © IMAGO

UND IM TOR?

Österreich wartet schon länger auf einen bei internationalen Topklubs gefragten Goalie. Es gibt das eine oder andere spannende Talent wie Salko Hamzic (Salzburg), doch hier ist Geduld gefragt. Positiv: Die Tormannleistungen waren im Nationalteam in der jüngeren Vergangenheit kaum ein Problem. Patrick Pentz und Alexander Schlager sind solide Lösungen. Bei Niklas Hedl und Tobias Lawal darf man auf den nächsten Schritt hoffen.

Alexander Prass hat mit dem Wechsel nach Hoffenheim den nächsten Schritt gemacht
Alexander Prass hat mit dem Wechsel nach Hoffenheim den nächsten Schritt gemacht © GEPA

WIE SCHAUT ES MIT DER ALTERSSTRUKTUR AUS?

Mit Ausnahme von Arnautovic sollten im Hinblick auf die WM keine großen altersbedingten Fragezeichen auftauchen. Auch Alaba (32) kann man bei entsprechender Genesung in zwei Jahren jedenfalls noch Topniveau zutrauen. De facto wimmelt es nur so von Akteuren im besten Fußballalter, die in ihrer Karriere auch schon einiges erlebt haben und dementsprechend über wichtige Routine verfügen. Blickt man über 2026 hinaus, wird diese Thematik allerdings schlagend werden. Umso wünschenswerter ist es, dass die Generation Seiwald, Schmid, Wimmer sowie Neo-Legionäre wie Alexander Prass, Leopold Querfeld oder Marco Grüll auf Vereinsebene weiter reifen.

Samson Baidoo trainierte beim A-Team, ehe er zur U21 reiste
Samson Baidoo trainierte beim A-Team, ehe er zur U21 reiste © GEPA

WELCHE NACHRÜCKER DRÄNGEN SICH AUF?

Samson Baidoo war schon diesmal beim A-Team dabei, ehe er doch noch zur U21 reiste. Im Altersspektrum um die 20 hat Österreich schon mal über eine höhere Anzahl spannender Talente verfügt. Doch es gibt Kandidaten, denen man in dieser Saison eine gute Entwicklung und auch den Sprung ins A-Team zutrauen kann. Beispielsweise Nikolas Veratschnig (Mainz) oder Nikolas Sattlberger, der es nun bei KRC Genk in Belgien probiert. Auch Thierno Ballo vom WAC hat vor der EM bereits unter Rangnick trainiert.