Zum ersten Mal in der Geschichte des Österreichischen Fußballbundes bestreitet heute Nacht (24 Uhr/ORF Sport+ live) eine Frauen-Auswahl ein Spiel bei einer WM-Endrunde. Die Partie der Österreicherinnen bei der U20-WM in Kolumbien gegen Ghana hat damit sporthistorische Ausmaße. So ist es wenig verwunderlich, dass Peter Schöttel schon vor der ersten, gespielten Minuten große Töne anschlägt: „Diese WM-Teilnahme ist unabhängig vom Ausgang ein toller Erfolg für den Frauenfußball und den ÖFB.“ Sie sei Zeugnis für den Aufschwung im heimischen Frauenfußball, meinte der ÖFB-Sportdirektor, der pünktlich vor Österreichs erstem Anstoß nach Bogota gereist ist.
Die Teamspielerinnen und der Betreuerstab sind bereits seit mehr als zwei Wochen vor Ort. Und das aus gutem Grund: Die drei Spiele bestreiten die Österreicherinnen allesamt im Stadion Metropolitano de Techo auf über 2500 Metern Seehöhe – die Akklimatisierung ist rechtzeitig erfolgt. „Es war sehr wichtig, dass wir früh in Kolumbien eingetroffen sind. Die Höhenlage und die Zeitumstellung waren in den ersten Tagen sehr schwierig“, berichtet Teamchef Markus Hackl. Von Tag zu Tag habe man sich besser eingelebt, die Generalprobe war mit dem 1:0-Sieg gegen Venezuela erfolgreich. „Wir haben gesehen, dass wir auch Gegner dominieren können“, meinte Hackl, das gab Selbstvertrauen. Die Richtung stimmt: „Ich bin sehr zufrieden“. Nach Ghana trifft Österreich noch auf Neuseeland (6. September, 3 Uhr) und Japan (9. September, 1 Uhr).
Hackl: „Der Druck ist bei uns geringer“
Heute wartet mit Ghana eine Mannschaft, die „strukturell ein wenig wild agieren mag“, sagt der Teamchef, die aber sehr nah an den Gegenspielerinnen verteidigt. „Für uns wird wichtig sein, nicht nur den Ball in den eigenen Reihen laufen zu lassen, sondern auch unsere Positionen zu rochieren und dadurch Räume zu kreieren.“ Ghana hat den Vorteil, bereits sieben Mal bei einer solchen Endrunde dabei gewesen zu sein. Das möchte Österreich wiederum in Positives ummünzen: „Der Druck ist bei uns geringer. Es wird von uns nicht erwartet, dass wir durchmarschieren. Vielleicht unterschätzt uns auch jemand“. Neuseeland ist in etwa auf einer Ebene mit Ghana zu stellen, Japan aber deutlich darüber: Die Asiatinnen gelten als Favoritinnen auf den WM-Titel.
Doch das ist Zukunftsmusik, die volle Aufmerksamkeit gilt Ghana. Der heutige Auftaktgegner bringt „sehr viel Tempo mit, darauf müssen wir gefasst sein, weil wir sicherlich in der Restverteidigung viel zu tun bekommen werden“, sagt Teamtorhüterin Mariella El Sherif, die heuer vom SK Sturm zum deutschen Bundesligisten Carl Zeiss Jena gewechselt ist. Punkte zum Auftakt wären immens wichtig: Die Top zwei aller sechs Gruppen sowie die vier besten Dritten steigen in die K.o.-Phase auf. „Es ist natürlich eine anspruchsvolle Gruppe, aber wir sind so selbstbewusst und glauben daran, die Vorrunde bestehen zu können. Ich erwarte mir vor allem eine geschlossene Teamleistung, ein Team, das mit Freude auf dem Platz steht und mit viel Energie Fußball spielt“, sagt Schöttel.